NBA

Starker Schröder-Auftritt reicht nicht

Von Philipp Dornhegge
Dennis Schröder zeigte sich gegen Portland abermals als verbesserter Scorer
© getty

Nach einer bitteren 69:70-Overtime-Pleite gegen die Portland Trail Blazers sind die Atlanta Hawks aus dem Hauptfeld der Summer League in Las Vegas ausgeschieden. Trotz starker Leistung von Dennis Schröder geht es für die Hawks in der Trostrunde weiter.

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In den Mittwochsspielen kam endlich der neue Modus der Summer League in Las Vegas zum Tragen. Das bedeutete: K.o.-Runde!

Atlanta traf im Do-or-Die-Spiel auf die Portland Trail Blazers und scheiterte direkt. Am Ende stand eine unglückliche 70:69-Niederlage nach Verlängerung zu Buche.

Das lag aber nicht an Dennis Schröder, der unwahrscheinlich umsichtig agierte und das Spiel mit 16 Punkten (4/11 Field Goals) und 5 Assists beendete.

In der Defense leistete er exzellente Arbeit gegen Portlands Topscorer C.J. McCollum, der seinerseits Probleme mit dem Wurf hatte und nur 5 seiner 14 Versuche traf (19 Punkte).

Die meiste Hilfe erhielt Schröder von Mike Scott (19) und John Jenkins (13), doch alle Hawks-Spieler verloren gegen Ende des Spiels völlig ihren Shooting Touch.

Und so avancierten zwei Trail Blazers zu den Matchwinnern: Einerseits Thomas Robinson mit einem gewaltigen Double-Double (13 Punkte, 17 Rebounds), andererseits Will Barton (16), der kurz vor Ende der Overtime einen schwierigen Wurf zum Sieg vollstreckte.

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Hawks starten in ihr K.o.-Spiel mit Schröder, Jenkins, Cunningham, Scott und Nogueira. Gegner Portland bietet seinen Summer-League-Star McCollum auf, dazu Barton, Claver, Robinson und Leonard.

5.: Wunderschöne Aktionen von Schröder. Im Pick'n'Roll zeigt der Deutsche überragende Geduld, zieht nach erstem Versuch das Play neu auf und sucht seine Lücke. Einmal per Floater, einmal per Layup punktet Schröder in Korbnähe. 12:10 Hawks.

7.: Schröder mit seinem zweiten Ballverlust, Barton verzeichnet einen Steal. Aber der Deutsche lässt den Kopf nicht hängen, ist in der Defense gleich wieder zur Stelle und nimmt gegen Claver das Offensivfoul auf.

16.: Schröder baut nach einem Muscala-Rebound nicht langsam das Spiel auf, sondern feuert sofort einen Diagonalpass auf Cunningham, der sich in der Early Offense nicht lange bitten lässt und abdrückt. Gleich im nächsten Angriff versucht es Schröder selbst per Dreier - drin! 34:27, die Hawks diktieren derzeit das Geschehen.

19.: Jenkins taut langsam auf. Schröder setzt seinen Shooter zwei Mal optimal in Szene, Jenkins versenkt zwei Dreier in Folge. 39:31 Hawks.

22.: Schröder mal nicht mit einem Pick'n'Roll, stattdessen erkennt er, dass Scott im Low Post ein Mismatch hat. Mit einem guten Entry Pass spielt Schröder seinen Big Man frei, der seinen Layup souverän versenkt. 43:33 Hawks.

28.: Cunningham mit einem überhasteten Abschluss, Portland kommt ins Laufen und erwischt Atlantas Defense im Chaos. McCollum hat Big Man Scott gegen sich, doch der kommt viel zu spät beim Dreier McCollums. 13 Punkte für den Guard, im nächsten Angriff verkürzt Barton weiter. 54:45 Hawks.

31.: Nogueira geht bei einem Jenkins-Fehlwurf aggressiv zum Korb und stopft den Rebound durch die Reuse. In der Defense räumt er Robinson energisch ab. Starke Szenen des Brasilianers. 58:47 Hawks.

35.: McCollum im Fastbreak mit hübschem Floater über Muscala, Nogueira kontert auf der anderen Seite mit einem Baseline-Jumper. Außerhalb des Brasilianers findet Atlanta derzeit kaum Offense. 62:53.

40.: Barton und Robinson im Pick'n'Roll - plötzlich bricht die Defensive der Hawks zusammen. Der Forward bekommt einen einfachen Layup und gleicht tatsächlich aus. 67:67, noch 26,4 Sekunden zu spielen.

40.: Schröder mit vorzüglichem Crossover gegen McCollum, die Defense ist aus der Balance. Der Deutsche zieht zum Korb und kickt den Ball raus zu Jenkins. Völlig offen wirft der den möglichen Game-Winner weit daneben. Overtime!

Overtime: Schröder ist clutch! Nach einem fragwürdigen Pfiff gegen den Deutschen steht McCollum an der Linie und trifft nur einen von zwei Freiwürfen, im nächsten Angriff läuft es umgekehrt: Und Schröder bleibt eiskalt, tritt beide Würfe. Atlanta führt 69:68, aber Barton bekommt einen letzten Wurf und trifft mit viel Glück! 70:69 Blazers, das Spiel ist aus.

Summer League Live: Seht alle Spiele von Schröder und Harris!

Dennis Schröder in der Analyse:

Ein Duell gegen Nummer-zehn-Pick C.J. McCollum, den explosiven Scorer von der Lehigh University? Für Dennis Schröder war das Aufeinandertreffen mit dem Rookie der Blazers wohl seine bisher größte Aufgabe in der Summer League, hatte McCollum doch in den Spielen zuvor seine Fähigkeiten bereits beeindruckend unter Beweis gestellt.

Dennoch scheute sich der Deutsche nicht, McCollum in der Defense über das ganze Feld zu scheuchen, ständig unter Druck zu setzen und ihn so gut wie möglich aus dem Spiel zu nehmen. Schröders Verteidigung zeigte Wirkung, nahm sein Gegner doch in der Anfangsphase kaum mal einen Wurf.

Eigentlich machte Schröder in der ersten Hälfte nur einen Fehler, als er einen Block unterlief und McCollum einen offenen Dreier gestattete. Eine Todsünde, die sein Gegner prompt zu nutzen wusste. Ansonsten blieb McCollum ruhig, hatte nach seiner 27-Punkte-Performance am Vortag gegen Chicago zur Pause nur 7 Punkte, dafür aber 3 Fouls und 2 Ballverluste auf dem Konto.

In der Offense zeigte Schröder selbst die nächsten Fortschritte als Spielmacher, diktierte das Tempo scheinbar nach Belieben und fiel durch exzellente Entscheidungen und ein natürliches Gefühl für das Spiel auf.

US-Co-Kommentator Isiah Thomas, seines Zeichens Hall-of-Fame-Point-Guard, war beeindruckt: "Viele Teams mit einem schnellen Spielmacher neigen dazu, immer aufs Tempo zu drücken, worauf sich eine Defense natürlich einstellen kann", so Thomas. "Schröder scheint immer zu wissen, wann er schnell spielen, wann er langsam spielen muss."

Atlanta fand als Team eine gute Mischung aus ruhigem Spielaufbau und opportunistisch aufgezogenen Fastbreaks. Insbesondere John Jenkins und Jared Cunningham waren meist zügig in des Gegners Hälfte und warteten auf Schröders Anspiele. im Halbfeld lief das Spiel der Hawks meist über Pick'n'Rolls mit Schröder als Ballhandler.

So wird es wohl auch in der NBA laufen, wenn der Deutsche auf dem Court steht. Aus diesem Setting generierte Atlanta, das bisher in der Summer League nur sporadisch überzeugt hatte, haufenweise offene Würfe, die namhafte Truppe der Blazers hatten defensiv wenig zu melden.

Hätten seine Mitspieler die Würfe noch konsequenter versenkt, Schröder hätte wohl noch mehr als seine 11 Punkte und 4 Assists zur Halbzeit gehabt. Das inzwischen so lieb gewonnene Duo Schröder-Nogueira sah man indes nur selten.

Der Brasilianer kämpfte von Beginn an mit Foulproblemen und fand keinen Rhythmus, erst gegen Ende des dritten Viertels beeinflusste er das Spiel - allerdings fast ausschließlich defensiv. Mit seinem Shotblocking verhinderte er jedoch einen Run der Blazers, als Atlanta ein bisschen den Faden verlor und Schröder auf der Bank saß.

Schröders zweite Hälfte war etwas wechselhafter als die erste. Einerseits taute McCollum speziell in der Schlussphase auf. Auch wenn er viele seiner Punkte gegen andere Gegenspieler erzielte. Andererseits riss sich Portland in der Defense mehr zusammen und machte den Weg zum Korb besser zu.

Schröder nahm sich als Scorer zurück, dennoch hätte er locker eine Handvoll Assists mehr haben müssen. Aber Jenkins, Cunningham und Scott verloren mit zunehmender Spieldauer immer mehr ihren Wurf. Und letztlich war kein Fehlwurf teurer als der von John Jenkins mit ablaufender Uhr. Der Shooter hatte den Sieg in der Hand, vergab aber.

In der Overtime gab es noch zwei Mal das Duell Schröder-McCollum, beide wurden vom jeweils anderen an die Linie geschickt. McCollum traf nur einen Freiwurf, Schröder dagegen zwei. Atlanta hatte den Sieg vor Augen, Schröder hätte zum Helden werden können. Doch Barton machte einen schwierigen Runner und brachte seinerseits Portland den Sieg.

Mit letzter Verzweiflung zog Schröder noch mal zum Korb, legte mustergültig auf Mike Muscala ab - Fehlwurf. Es war letztlich die Geschichte des Abends für Atlanta und für Schröder, dessen bärenstarker Auftritt mit einer bitteren Pleite endete.

Der Spielplan der Summer League im Überblick