NBA

Heat vs. Spurs: Neue Ära oder finale Chance

Von Marc-Oliver Robbers
LeBron James (l.) wurde bereits viermal zum MVP der Regular Season gewählt
© getty
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Head-to-Head:

Mario Chalmers (8,9 Punkte, 3,5 Assists) vs. Tony Parker (23,0 Punkte, 7,2 Assists):

Tony Parkers Saison ist bisher bärenstark, in den Playoffs legte er noch einmal eine Schippe drauf, aber was er dann in der Serie gegen die Grizzlies aufs Parkett zauberte, war schlichtweg überragend. Der Franzose dominierte nach Belieben. Mal legte er 18 Assists auf, um dann im nächsten Spiel 37 Punkte einzustreuen. "Er hat die gesamte Serie über sensationell gespielt und stets das Tempo mit seinen Penetrationen kontrolliert", lobte Grizzlies-Coach Lionel Hollins den Point Guard.

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Auch Mario Chalmers wird Parker nicht stoppen können. Der Point Guard der Heat ist zwar ein durchaus guter Verteidiger, aber gegen den facettenreichen Franzosen wird es auch für den aggressiven Balldieb schwierig. Vielmehr wird er häufiger in die Picks der Spurs-Big-Men laufen und sich aufreiben. Ein Grund warum Erik Spoelstra wohl daruf verzichten wird, James gegen Parker zu stellen. LeBrons Offensivlast ist in diesen Tagen zu hoch, um sich in gegnerischen Blocks aufzureiben.

Offensiv kann Chalmers zu jederzeit heißlaufen. Der Guard ist ein guter Spot-up-Shooter und versteht es auch in die Zone zu penetrieren. Im Aufbau hat er eine untergeordnete Rolle. Am Perimeter übergibt er zumeist den Spalding und sucht sich seinen Spot an der Dreierlinie.

Dwyane Wade (14,1 Punkte, 4,9 Rebounds) vs. Danny Green (9,6 Punkte, 4,1 Rebounds):

Gezwungenermaßen ist Wade in dieser Saison immer mehr ins zweite Glied gerückt. Die Leistungen von James überstrahlen die Performance von D-Wade zunehmend. Das mag dem Superstar nicht gefallen, aber so lange der Erfolg da ist, hält er die Füße still. Zudem behindert ihn seit drei Monaten eine Knieverletzung. Temporär schafft er es zwar dennoch, die Schmerzen zu überwinden und gute Spiele zu zeigen, aber die schwachen Partien überwiegen.

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Spiel 7 war wieder ein Ausreißer nach oben, genau darauf ist Miami angewiesen. Gerade gegen San Antonio brauchen die Heat eine weitere Waffe, jemand der den Korb attackiert, aber auch eigene Würfe kreieren kann. Dass sein Gegenspieler Danny Green heißt, macht die Sache nicht unbedingt leichter. Der Shooting Guard gehört zu den besseren Verteidigern der Liga, hat eine große Reichweite und besitzt zudem auch die physischen Voraussetzungen, um Wades Kreise einzuengen.

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Offensiv hat sich der ehemalige Mitspieler von James zu einem beständigen Spot-up-Shooter entwickelt, der perfekt in das Spiel der Spurs passt und die Räume durch Parkers Penetration gnadenlos ausnutzt. Starke 43,1 Prozent trifft der 25-Jährige von Downtown.

LeBron James (26,2 Punkte, 7,3 Rebounds, 6,4 Assists) vs. Kawhi Leonard (13,0 Punkte, 8,0 Rebounds):

LeBron James ist der beste Basketballer auf diesem Planeten. Darüber gibt es wenig Zweifel. Seine Zahlen sind unfassbar gut und vor allem konstant. Der King schnuppert eigentlich Abend für Abend an einem Triple-Double. Doch zuletzt gab es Unstimmigkeiten über seine Spielweise. Zu viel Ego-Gezocke, zu wenig Teambasketball.

Wade und Bosh beschwerten sich über zu wenig eigene Würfe, auch Coach Spoelstra kritisierte das Ball-Movement, wenn auch allgemein. James wäre nicht James, wenn er nicht in der Lage wäre, sein Spiel anzupassen. Das tat er in Spiel 7 und schwupps zeigte auch Wade wieder eine gute Partie.

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In den Finals bekommt er es nun mit einem der besten Flügelverteidiger der Liga zu tun. Kawhi Leonard spielt schon in jungen Jahren eine große Rolle bei den Spurs. Mit seinen riesigen Händen ist er ein ausgezeichneter Balldieb und Rebounder. Zudem besitzt er eine ungemeine Spannweite.

Offensiv ist Leonard mittlerweile die dritte Option. Dabei ist er ähnlich vielseitig wie in der Defensive. Leonard hat ein ausgezeichnetes Gefühl für den richtigen Cut zum Korb, auch der Dreier ist eine Waffe (41,7 %, 53,8 % in den Conference Finals). Das Matchup wird der Schlüssel in den Finals sein. Eine Generalprobe gab es zudem in der Regular Season nicht.

Udonis Haslem (6,3 Punkte, 3,9 Rebounds) vs. Tim Duncan (17,8 Punkte, 9,2 Rebounds):

37 Jahre ist Tim Duncan mittlerweile, aber das spielt mal überhaupt keine Rolle. Der zukünftige Hall-of-Famer ist ein Muster an Konstanz. Offene Würfe bestraft er noch immer schlafwandlerisch, seine Post-Moves gehören in jeden Lehrfilm. Defensiv schüchtert er allein mit seiner Präsenz unter den Brettern die Gegner ein. Sein Rebounding ist weiterhin stark. Zudem liefert er knapp 2 Blocks pro Steal.

Ob Udonis Haslem schon schlecht von diesem Matchup träumt? Der Rollenspieler der Heat steht zwar nur gut 18 Minuten auf dem Feld, aber in der Zeit soll er so viel Arbeit wie möglich unter den Brettern verrichten. Allerdings hat seine Rebound-Quote in den Playoffs abgebaut, dabei sind es gerade die Boards, die Miami fehlen. Offensiv trifft er aus der Mitteldistanz durchaus zuverlässig, aber eine wirkliche Rolle besitzt er dort nicht. Der zweite Akteur, der sich mit Duncan beschäftigen wird, ist Chris Andersen. Der Birdman wird versuchen, Duncan zu entnerven und mit Hustle Plays die Fans mitzureißen.

Chris Bosh (12,3 Punkte, 6,6 Rebounds) vs. Tiago Splitter (6,8 Punkte, 3,7 Rebounds):

Chris Bosh spielt die schlechtesten Playoffs seiner Karriere, sein Punkteschnitt liegt noch einmal 4 Punkte unter seinem ohnehin schlechten Saisonschnitt. Das liegt zum einen an der Knöchelverletzung, die ihn behindert und zum anderen an seiner kleineren Offensivrolle.

Bosh bekommt deutlich weniger Würfe, aber anders als in der Regular Season ist auch seine Quote (37,7 % gegen die Pacers) weggebrochen. "Ich muss einfach zurück in die Halle und an meinem Spiel arbeiten. Mein Rhythmus scheint einfach weg zu sein. Jetzt muss ich ihn wiederfinden", sagte der Ex-Raptor vor Spiel 7. Allerdings brechen auch seine Rebounds weg. 3,6 waren es im Schnitt gegen die Pacers. Das ist für einen Center, der mehr als 30 Minuten auf dem Parkett steht, einfach indiskutabel.

Splitter hat in dieser Saison noch einmal eine Schritt nach vorne gemacht, aber nach der Knöchelverletzung in der Serie gegen die Lakers brauchte der Brasilianer einige Zeit, um wieder in den Flow zu kommen. Der Center liegt deutlich unter seinen Regular-Season-Werten (10,3 Punkte), auch bei den Rebounds hat er abgebaut. Man darf gespannt sein, welcher Spieler seine Leistung stabilisieren kann und der X-Faktor der Serie wird. Beide haben das Potenzial dazu.

Ray Allen, Norris Cole, Chris Andersen vs. Manu Ginobili, Cory Joseph, Boris Diaw:

Die Bank der Spurs ist unheimlich tief. Auch wenn Gregg Popovich die Rotation in den Playoffs etwas eingeschrumpft hat, kommen immer noch zehn Spieler mehr als zehn Minuten zum Einsatz. Der wichtigste Akteur ist dabei Manu Ginobili. Der Argentinier ist mit allen Wassern gewaschen und kann jederzeit den Unterschied ausmachen. Mit seiner Clutchness hat er schon so manches Team zur Verzweiflung gebracht. Dazu kommen die Guards Gary Neal und Cory Joseph, die sich die anderen abfallenden Minuten im Backcourt aufteilen. Als Backup für Splitter und Duncan fungieren Matt Bonner und Boris Diaw.

Exklusiv Ray Allen im Interview: "Wir verspüren keinen Druck"

Die Rotation der Heat ist da deutlich kleiner, auch wenn die Bank des Meisters längst nicht mehr so limitiert ist, wie in den Vorjahren. Mit Shane Battier und natürlich Ray Allen verfügt Miami eigentlich über exzellente Schützen, die im Normalfall das Spiel in die Breite ziehen und für Platz sorgen. Allerdings suchen beide ein wenig ihren Touch. Daher bekam zuletzt auch Mike Miller wieder mehr Minuten. Unter den Brettern ackert Birdman Chris Andersen und der bissige und schnelle Verteidiger Norris Cole agiert als Backup für Chalmers.

Erik Spoelstra vs. Gregg Popovich:

Mittlerweile hat Erik Spoelstra alle Kritiker zum Schweigen gebracht. Von wegen zu jung für die Superstar-Truppe. Der 42-Jährige hat seinen Ring bereits in der Tasche und steht zum dritten Mal in Serie in den Finals. Die beeindruckende Siegesserie in der Regular Season kommt noch hinzu. Spoelstra hat es geschafft, dass sein Team mittlerweile auch gegen die vermeintlich kleineren Teams den Fokus aufrechthält. Genauso versteht er es, die verschiedenen Ego zu kontrollieren und die Risse, zumindest oberflächlich zu kitten.

Spurs-Trainer Gregg Popovich im Portrait

Über seinen Gegenüber muss eigentlich nicht mehr viel gesagt werden. Gregg Popovich ist schlicht und einfach der beste Trainer der NBA. Es ist einfach nur beeindruckend wie Coach Pop seit nunmehr fast zwei Dekaden das Small-Market-Team an der Spitze der Liga hält. Popovich versteht es exzellent immer wieder die richtigen Rollenspieler um seine Stars zu positionieren. Der Rebuild verläuft schleichend und ohne Qualitätsverlust. Zudem gilt der Spurs-Trainer als Taktikguru, der es exzellent versteht, sein Mannschaft einzustellen. Bestes Beispiel dafür war die Serie gegen die Golden State Warriors.

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Ergebnisse und Spielplan im Überblick