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Wade: "Das kann nicht der Weg sein"

Von Philipp Dornhegge
LeBron James und Dwyane Wade ließen nach Spiel sechs den nötigen Zusammenhalt vermissen
© getty

Nach Spiel sechs der Eastern Conference Finals mehren sich die Zweifel an den Miami Heat. Die haben jetzt sogar interne Probleme, die beiden Superstars gehen aufeinander los. Die Pacers strotzen derweil vor Selbstvertrauen. Nur ein Hibbert-Ausrutscher sorgt für Unruhe.

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Es sollte doch alles so leicht sein in den diesjährigen Playoffs. Nach einer Serie von 27 Siegen in Folge währende der Regular Season galten die Miami Heat in einer Playoff-Serie bereits als unschlagbar, der Auftakt in die Postseason gegen Milwaukee war reines Schaulaufen.

Doch seitdem tun sich die Heat schwer. Chicago war schon eine harte Prüfung, gegen Indiana droht nach dem Katastrophenauftritt in Spiel sechs gar das Aus.

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Es wäre eine Sensation, völlig auschließen kann man eine solche aber nicht mehr. Nicht nach den jüngsten Leistungen von Dwyane Wade und Chris Bosh. Und nicht, nachdem jetzt auch noch der Haussegen in South Beach schief hängt.

Heat eine One-Man-Show

Seit einigen Spielen schreibt die Journaille wiederholt vom Schrumpfen der Big Three auf eine One-Man-Show, in der LeBron James total auf sich allein gestellt ist.

Der King selbst sagte nach Spiel fünf völlig undiplomatisch - denn die Kunst der Diplomatie hat er sich auch nach zehn Jahren in der NBA noch nicht angeeignet -, dass er sich in seine Cleveland-Zeit zurückversetzt gefühlt habe.

Was nichts anderes heißt als: LeBron James muss alles allein machen.

Damit hat er sicher nicht ganz Unrecht, wenn man sich speziell die vergangenen drei Spiele vor Augen führt. Dass jemandem wie Wade eine solche Aussage nicht gefällt, ist aber auch klar.

Wade kritisiert Egoismus von James

In Spiel sechs traf der frühere MVP-Kandidat erneut nur 3 seiner 11 Würfe (10 Punkte), Chris Bosh war sogar noch schlechter (1/8 Field Goals, 5 Punkte). Beide sind dieser Tage verletzt, Wade am Knie und Bosh am Knöchel.

Dennoch führte Wade die Probleme, die sie haben, auf einen anderen Grund zurück: "Wir müssen als Mannschaft dafür Sorge tragen, dass Chris und ich während des ganzen Spiels in die Offense involviert sind" und bringt damit zum Ausdruck, dass den beiden einfach der Rhythmus fehle, um gute Quoten aufzulegen.

"Wir sollten uns gegenseitig helfen. Es kann doch nicht der Weg sein, dass einer versucht, alles allein zu machen", so Wade weiter.

Eine klare Anspielung auf James, der seit einigen Spielen gerade in der zweiten Halbzeit vorwiegend Isolation-Basketball spielt und damit nicht nur Wade und Bosh außen vor lässt, sondern außerdem sich selbst total verausgabt.

James kontert Wade-Attacke

Aber hat er denn eine andere Wahl?

"Wir müssen gar nicht drumherum reden: Sie haben beide große Probleme", konterte James, mit 29 Punkten einmal mehr Topscorer. "Wenn man Probleme hat, ist es das Beste, sich mit einem Layup oder Dunk Selbstvertrauen zu holen. Aber davon hat D-Wade ja ein paar versemmelt."

Diesen Eindruck, dass seine Mitspieler zu viele leichte Würfe vergeben und damit dem Team schaden, wiederholte der viermalige MVP in der Pressekonferenz. Besonders im dritten Viertel habe das dazu beigetragen, dass Indiana davonziehen konnte.

Bosh gibt sich selbstkritisch

"Außerdem waren wir nicht in der Lage, die Angriff der Pacers zu stoppen", so James weiter. Auch hier könnte James mit dem Finger auf Wade und Bosh zeigen.

Der Shooting Guard war zu keiner Phase des Spiels in der Lage, Paul George vom Scoren abzuhalten, dem Big Man ist es schon die ganze Serie über nicht möglich, Roy Hibbert, David West oder sonst irgendjemanden von den Brettern fernzuhalten.

Die beste Phase im Spiel hatte Miami, als die beiden strauchelnden Stars auf der Bank saßen.

Während sich Wade und James gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, ist Bosh der einzige, der sich öffentlich in Selbstkritik übt: "Ich bin von mir selbst enttäuscht", so der Lefty. "Die ganzen Serie über läuft es schon nicht für mich. Ich will besser spielen, ich werde besser spielen und ich muss besser spielen. So einfach ist das."

Hibbert will George mehr helfen

Das größte Problem, dass die Indiana Pacers derweil haben, ist ein Ausrutscher von Roy Hibbert bei der anschließenden Pressekonferenz.

Da sagte der Center, der für die Miami Heat in den Eastern Conference Finals bisher überhaupt nicht zu stoppen war, dass er seinem Mitspieler Paul George mitunter zu wenig Hilfe gegeben habe bei der Verteidigung von LeBron James und dass er sich das vor Spiel sechs erneut ins Bewusstsein gerufen habe.

"Das Momentum hätte sich locker in Richtung Miami verschieben können", so Hibbert über die vorentscheidende Szene des Spiels, als er sich einem Dunkversuch von LeBron James entgegenstellte und dieser ein Offensivfoul bekam. "Sie haben mich vorher oft aus der Zone gezogen, sodass ich nicht helfen konnte."

Hibbert: Schwulenfeindliche Aussage?

Dieser Satz lautete auf Englisch "They stretched me out so much", Hibbert ließ ihm den Zusatz "No Homo" folgen. Laut dem Online-Magazin "Slate" kommt diese Redewendung aus dem Hip-Hop und wird seit jeher benutzt, um sich bei doppeldeutigen Aussagen von jeglichem Verdacht auf eine mögliche Homosexualität freizusprechen.

Der NBA gefiel dieser vermeintlich als schwulenfeindlich zu deutende Ausspruch gar nicht, macht die Liga doch seit Jahren immer wieder darauf aufmerksam, dass sie jeder Minderheit mit großer Toleranz begegnet.

Kobe Bryant wurde vor einigen Jahren für einen schwulenfeindlichen Fluch mit einer saftigen 100.000-Dollar-Strafe belegt, Hibbert bekam noch am Sonntagabend eine 75.000-Dollar-Strafe aufgebrummt.

Hibbert sucht Gespräch mit Collins

Seit dem Coming Out von Jason Collins vor einigen Wochen ist Homosexualität in der NBA ein allgegenwärtiges Thema, zu dem sich Hibbert damals noch ganz offen geäußert hatte: "Ich befürchte, dass ihm und seiner Familie Anfeindungen drohen könnten, aber ich persönlich habe überhaupt kein Problem mit Schwulen. Wir leben längst in einer Zeit, in der Homosexualität in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit ist."

Hibberts Ausspruch bei der Pressekonferenz mag man vor diesem Hintergrund als Ausrutscher deuten, der Big Man selbst war sich dessen offenbar sofort bewusst - entschuldigte sich daraufhin öffentlich und kontaktierte Collins per Twitter:

Die Höhe der Strafe ergibt sich auch dadurch, dass Hibbert außerdem die Presservertreter als "Motherf***ers" bezeichnete, weil er im Voting zum Defensive Player of the Year nur auf dem 10. Platz gelandet war.

Aber hey: So lange es in Indiana keine größeren Sorgen gibt, dürften alle Pacers-Fans hochzufrieden sein. Der Underdog strotzt nach dem dritten Sieg nur so vor Selbstvertrauen.

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