NBA

"Mit Vorfreude in die Zukunft"

Von Jan-Hendrik Böhmer
Die Pacers verpassten in Spiel 7 in Miami den Finals-Einzug deutlich
© getty

Die Pacers fühlen sich nach der Pleite gegen Miami wie im falschen Film. Doch was bleibt von einer bemerkenswerten Saison hängen? Und: Wie geht es jetzt weiter?

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Es hätte einer der größten Upsets der NBA werden sollen, der mögliche Sieg der Pacers in Spiel 7 der Eastern Conference Finals. Den amtierenden Champion vor dessen eigenem Publikum im entscheidenden Spiel zu schlagen, in die Finals einzuziehen und den größten Vereins-Erfolg seit 2000 zu feiern, das wäre ein Traum gewesen. Wäre.

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Denn Spiel 7 wurde zu alles anderem als einem glorreichen Finale für die Pacers. Nach der teilweise großartigen Serie gegen die Heat folgte ein lausiges Ende. Mit 76:99 ging man unter - und das in einer für Pacers fast unwürdigen Art und Weise. 21 Turnover, am offensiven Brett von den Heat dominiert und über weite Strecken ohne Chance.

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"Sie haben uns eine Lektion erteilt", sagte Indianas Coach Frank Vogel nach dem Spiel ernüchtert. "Miami hat Erfahrung. Die Heat haben den Titel bereits gewonnen und wissen genau, was man dafür tun muss. Sie wissen ganz genau, wie man im entscheidenden Spiel besonders in der Defensive noch eine Schippe drauf legt und dem Gegner sein Spiel aufzwingt. Genau das ist passiert. Und wir konnten damit nicht umgehen." Überspitzt gesagt: Die Pacers zeigten ihr schwächstes Spiel - im wichtigsten Moment der Saison.

Happy End? Vertagt!

Die Stimmung im Locker Room war nach dem Spiel entsprechend mies. Man fühle sich wie in einem Film, hieß es bei den Pacers. Einem Film, der bis zur letzten Minute extrem spannend und aufregend war - nur um dann dramatisch am Happy End vorbeizusteuern. "Wir hatten das Gefühl, dass wir diese Serie wirklich gewinnen können", sagte Vogel. "Deshalb sind wir natürlich enttäuscht. Wir wollten es so sehr."

Doch das ist nur die eine Seite der Geschichte. Denn: "Auf der anderen Seite sage ich auch: Wir können erhobenen Hauptes hier raus gehen" , so Vogel weiter. "Wir können stolz auf uns sein und mit Vorfreude in die Zukunft blicken."

Und damit liegt er goldrichtig. Denn wenn sich die erste Enttäuschung bei den Pacers gelegt hat, dann wird den Verantwortlichen und Fans in Indiana klar werden, wie bemerkenswert die gerade abgelaufene Saison eigentlich war.

Jetzt kennt jeder die Pacers...

Nach der Verletzung von Danny Granger und dem verkorksten 3-6 Start hatte kaum jemand erwartet, dass es die Pacers überhaupt so weit schaffen. "Wir mussten einiges überstehen, um etwas Aufmerksamkeit zu erregen", fasst Vogel zusammen. "Aber nun weiß jeder Basketball-Fan in diesem Land, wer die Indiana Pacers sind."

Die Pacers. Ein junges und in dieser Saison unglaublich zusammengewachsenes Team, das alle Erwartungen übertroffen hat. Da sind sich die Experten einig.

Doch was genau bleibt nach der besten Pacers-Saison in neun Jahren hängen? Und wie geht es weiter? SPOX fasst die wichtigsten Punkte zusammen:

Der Aufstieg des Paul George: Nachdem er der Vergangenheit bereits Ansätze seiner Klasse gezeigt hatte, kristalisierte sich der 23-Jährige als absoluter Superstar heraus. Dabei beeindruckte der All-Star nicht nur durch seine spektakulären Dunks und Clutch-Plays, sondern besonders dadurch, dass er auf beiden Seiten des Courts zur Stelle war.

Nicht wenige Experten sagen, dass er derzeit in der NBA neben LeBron James der beste Two-Way-Player am Perimeter ist. Und: Das er noch sehr viel mehr Potenzial hat. Einziges Problem der Pacers: Georges Rookie-Extension. Im Sommer kann der Forward einen neuen Vertrag aushandeln - und wird ordentlich kassieren. Das könnte die Pacers finanziell unter Druck bringen und zu harten Entscheidungen führen (siehe unten).

Das "Comeback" des Roy Hibbert: Nach den Problemen und der Selbstkritik zu Beginn der Saison zeigte der Center, warum er den Pacers so einen dicken Vertrag wert war. Seine Dominanz in der Paint brachte die Heat über weite Strecken zur Verzweiflung.

Nicht nur seine körperliche Überlegenheit, sondern auch seine Spielintelligenz zeichnen seine Rim-Protection aus. Anstatt jedem Ball hinterher zu springen, setzt er gekonnt seinen Körper ein, um Würfe zu unterbinden. Er ist der Anker der Pacers.

Probleme mit Offense & Bank: Die 21 Ballverluste in Spiel 7 gegen die Heat sind bezeichnend für die komplette Saison der Pacers. Mit der zweithöchsten Turnover-Rate der Liga hangelte man sich durch die Regular Season - immer mit der Furcht im Hinterkopf, dass einem dieses Manko irgendwann zum Verhängnis werden könnte.

Insgesamt war Indianas Offense viel zu ineffektiv, rangierte in vielen Statistiken in den unteren Regionen. Das liegt auch daran, dass von der Bank so gut wie gar nichts kommt. Sobald sicht die erste Garde der Pacers ausruht, geht in der Offensive kaum noch etwas.

In den Playoffs erziehlte Indianas Bank die zweitwenigsten Punkte überhaupt. Im Sommer wird es deshalb wohl größere Veränderungen geben. D.J. Augustin, Sam Young (unrestricted), Jeff Pendergraph, Tyler Hansbrough und Ben Hansbrough (restricted) sind allesamt Free Agents; bei Miles Plumlee steht die Third-Year Option an.

Was passiert mit David West und Danny Granger? West wird im Sommer zum Unrestricted Free Agent und es könnte die Pacers viel Geld kosten, ihn zu halten. Auf der einen Seite wäre dies extrem wichtig, da West als Routinier der unangefochtene Chef im Locker Room ist, der mit seiner Art und Weise das Team zusammenhält.

Auf der anderen Seite ist er auch bereits 32 Jahre alt und hatte immer mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Soll man ihn also ziehen lassen? Eine ähnliche Frage stellt sich bei Danny Granger.

Das einstige Herzstück der Pacers würde in der kommenden Saison 14 Millionen verdienen, dabei ist noch nicht einmal klar, wie er in die aktuelle Formation hinein passt. Wenn alles glatt geht, würde Granger vermutlich als Small Forward starten, während George auf die Shooting-Guard-Position rückt. Ein Duo, das nur schwer zu verteidigen wäre. Es werden allerdings auch immer wieder Stimmen laut, die einen Trade von Granger in den Raum stellen.

"Granger für eine Reihe talentierter junger Spieler zu verkaufen, könnte der beste Weg sein, um aus den Pacers ein kompletteres Team mit besserem Scoring zu machen", sagt etwa "ESPN"-Insider Amin Elhassan. Mit dem dadurch geschaffenen Freiraum ließe sich vermutlich nicht nur West halten, sondern auch die Bank komplett neu strukturieren.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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