NBA

Heat spielen "Hall-of-Fame-Basketball"

Von David Digili
Erik Spoelstra hat sich mit dem zweiten Titel in die Riege der besten Coaches der Liga katapultiert
© getty

Die Miami Heat haben ihren Titel von 2012 verteidigt, in einer schon jetzt legendären Serie gegen die San Antonio Spurs. Der alte und neue Champion will und muss nicht von allen dafür geliebt werden - 2013 haben LeBron und Co. aber zumindest den Respekt der Basketballwelt endgültig verdient. Eine Würdigung.

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Man kann Fan der New York Knicks sein, der Chicago Bulls oder der Boston Celtics. Man kann die Los Angeles Lakers toll finden oder - jetzt in den Finals - mit den San Antonio Spurs mitgefiebert haben.

Ja, man muss die Miami Heat nicht sympathisch finden, geschweige denn lieben (ob wegen ihres Verhaltens auf dem Courtoder ihrer, nun ja, "Fans": Vielen sagen die Heat nicht zu).

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Nach diesen NBA Finals 2013 steht aber endgültig fest: Man muss sie respektieren. Konnten die Heat in den 2012 noch die Unerfahrenheit der Oklahoma City Thunder ausnutzen, muss in diesem Jahr mehr denn je anerkannt werden: LeBron James, Dwyane Wade und Co. haben für diese Championship geschuftet wie Besessene.

Diese schon jetzt legendäre Serie zwischen Florida und Texas hat die vielleicht letzten Zweifel an der Qualität, am Siegeswillen, am Charakter dieser Mannschaft beseitigt mit Steals, Blocks und forcierten Ballverlusten, beerdigt unter Fastbreaks, Dunks und Clutch-Dreiern.

Überragendes Talent - auf dem Court und an der Seitenlinie

Diese Miami Heat haben nicht nur mit LeBron James einen einzigartigen Basketballer in ihren Reihen, der sich immer wieder neu erfindet und ein Spiel beeinflussen kann wie derzeit kein anderer Akteur in diesem Sport.

Der seine Mitspieler so perfekt in Szene setzen kann in so vielen unterschiedlichen Wegen, dass an seiner Seite selbst Rollenspieler wie Chris Andersen, Mike Miller oder Norris Cole wie All-Stars aussehen dürfen.

Der die schwankenden Leistungen der anderen beiden "Big Three" im Alleingang ausgleicht. Der zu Recht jede individuelle Auszeichnung abgeräumt hat, die es in der besten Basketball-Liga der Welt gibt - und vermutlich auch noch auf absehbare Zeit abräumen wird.

Sie haben auch einen immer noch unterschätzten Trainer, der es geschafft hat, seine Mannschaft derart zu motivieren, derart punktgenau immer wieder auf die unnachgiebigen Spurs einzustellen. Erik Spoelstra hat mit der Titelverteidigung gegen den denkbar schwersten, weil unbequemsten, weil erfahrensten Gegner, sein Meisterstück abgeliefert.

Hall-of-Fame-Coach?

Zu Beginn seiner Amtszeit in South Beach und der Ankunft von "King James" und Chris Bosh noch umstritten und ständig Gegenstand wilder Gerüchte um teaminterne Streits und eine bevorstehende Entlassung, sind heute nur eine Handvoll Coaches der Liga so fest im Sattel wie der 42-Jährige. Wer erinnert sich noch daran, dass die Heat erst in den Conference Finals den hart arbeitenden Indiana Pacers die Zähne ziehen mussten?

Spoelstra wusste, was er wollte - und im entscheidenden Moment konnte das Team die so starken Paul George und Roy Hibbert aus dem Spiel nehmen, bei zusammen 25 Punkten, 15 Rebounds und 5 Assists halten. "Sie haben schon alles gewonnen," erkannte Indiana-Coach Frank Vogel nach dem Aus seiner Pacers. "Die Heat wissen genau, wie sie in den entscheidenden Momenten gerade defensiv auf so einem hohen Level spielen können und müssen, dass sie damit der gesamten Partie ihren Willen aufzwingen."

Die Heat haben sich angepasst, einen Lernprozess am Rande des Ausscheidens vollzogen. So auch in Spiel sieben dieser Finals. Danny Green, der den Titelverteidiger in den ersten fünf Spielen derart vorgeführt hat von der Dreierlinie, dass er schon als Kandidat für die Finals-MVP-Trophäe gesehen wurde? Acht Punkte und zwei von elf Dreiern in den Spielen sechs und sieben.

Motivation und unbändiger Siegeswille nach dieser schmerzhaften 77:113-Demontage in Spiel drei? Check. Nicht umsonst sagte auch "ABC"-Experte Jeff van Gundy immer wieder: "Erik Spoelstra wird als einer der besten Coaches in die NBA-Geschichte eingehen, er ist einer für die Hall of Fame. Er kann seine Spieler auf immer neue Situationen einstellen wie nur ganz wenige andere."

Pop: "Gegen die Besten verloren"

Die Heat haben nicht immer schön gespielt, sie wirkten öfters erstaunt, vereinzelt auch verzweifelt ob der Gegenwehr dieser so abgeklärten, cleveren, aggressiven Spurs-Mannschaft. Dass sie sich trotzdem immer wieder - und besonders im entscheidenden Moment - durchsetzen konnten, dass sie weitergespielt, gekämpft, gezittert und an Ende doch gewonnen haben, ist keine Selbstverständlichkeit.

Es ist das Ergebnis einer Kombination aus einem "Student of the Game" an der Seitenline, einem Ausnahmekönner und geschlossener Teamleistung, ob es perfekt abgeschlossene Cuts von Chris Andersen, Dreier von Ray Allen oder Steals und Blocks von Shane Battier oder Boshwaren - viele davon werden als vielleicht wichtigste der Karrieren der einzelnen Akteure in Erinnerung bleiben.

Spurs-Coach Gregg Popovich sagte es auf der Pressekonferenz nach dem entscheidenden Spiel am besten: "Erik und seine Coaching Staff haben einfach hervorragende Arbeit geleistet, LeBron und Dwyane richtigen Hall-of-Fame-Basketball gespielt, und wenn dann noch Leute wie Shane von der Bank kommen - das ist unglaublich. Das Wichtigste ist, dass ich weiß, dass wir alles gegeben haben, deshalb kann ich mit dieser Niederlage leben. Wir haben gegen die Besten verloren."

Die Besten, die man nicht mögen, nicht lieben, nach diesen NBA Finals 2013 aber respektieren muss.

Die Finals im Überblick