NBA

Heat vs. Pacers: Zu früh für die Wachablösung

Von Max Marbeiter
LeBron James (r.) bekommt es in den East Finals mit Indianas Paul George zu tun
© getty
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Head-to-Head:

Mario Chalmers (7,0 Punkte, 4,1 Assists) vs. George Hill (15,6 Punkte, 4,4 Assists):

Mario Chalmers gilt gemeinhin nicht als allzu herausragender Meister seines Fachs. Dabei wird oft vergessen, dass der Point Guard sehr gut ins System der Heat passt. Im Grunde geht es für ihn meist darum, den Angriff einzuleiten, um dann irgendwo am Perimeter auf den offenen Dreier zu warten. Das klassische Playmaking, das Kreieren übernehmen andere.

Das Problem: Der Einser trifft in den Playoffs nicht einmal ein Viertel seiner Würfe von Downtown. Dafür geht er extrem bedacht mit dem Ball um (1,4 Turnover in den Playoffs).

Gegenüber George Hill hat sich gerade während der Postseason zu einem wichtigen Faktor in Indianas Offense entwickelt. So hatten die Pacers arge Probleme, als Hill Spiel 5 gegen die Knicks aufgrund einer Gehirnerschütterung verpasste. Fehlt der Aufbau, fehlt Indiana die ordnende Hand.

Ausgerechnet gegen Miami ließen die Leistungen in dieser Saison jedoch zu wünschen übrig. In drei Spielen gelangen ihm lediglich 6,3 Punkte sowie 3 Assists, bei einer Quote von nur 33 Prozent.

Dwyane Wade (13,0 Punkte, 4,8 Rebounds) vs. Lance Stephenson (9,8 Punkte, 8,1 Rebounds):

Dwyane Wade wird immer mehr zur großen Unbekannten bei den Heat. Ist er wirklich fit? Hält das Knie? Gegen Chicago musste sich Flash regelmäßig während der Partien behandeln lassen, kam gerade im entscheidenden Spiel 5 aber bärenstark zurück und führte Miami schließlich in die Conference Finals.

Dennoch sind Wade die Probleme mit dem Knie bereits die gesamte Postseason über anzumerken. Sie nehmen ihm ein Stück seiner Athletik, berauben ihn damit einer seiner größten Stärken - speziell in Sachen Scoring. So fällt es Wade momentan sichtlich schwer, sich durch Penetration seinen Wurf zu kreieren.

Mit Lance Stephenson bekommt er es nun auch noch mit einem 22-jährigen Athleten zu tun, der gerade rechtzeitig zum Conference Final seine Top-Form gefunden zu haben scheint. Gegen die Knicks nahm Stephenson einen langen, 8,4-Punkte-3,4-Rebounds-pro-Spiel-Anlauf, nur um in Spiel 6 regelrecht zu explodieren. Dort traf er satte 69 Prozent seiner Würfe, legte 25 Punkte auf und schnappte sich 10 Abpraller.

Kann er diese Form nur ansatzweise kompensieren, besitzen die Pacers womöglich die so wichtige, zweite verlässliche Scoring-Option auf dem Flügel. So oder so - dank seiner Athletik wird Stephenson Wade vorne wie hinten vor eine nicht zu unterschätzende Herausforderung stellen.

LeBron James (24,0 Punkte, 7,3 Rebounds, 7,3 Assists) vs. Paul George (19,1 Punkte, 8,3 Rebounds, 5,0 Assists):

Es vielleicht das Duell der Serie. Der viermalige MVP und Mitglied des All-Defense First Team auf der einen, der Most Improved Player und einer der besten Wing-Defender der Liga auf der anderen Seite. Beide werden sich offensiv wie defensiv einiges abverlangen - LeBron James seinem Pendant sicherlich noch etwas mehr.

Der MVP spielt eine herausragende Saison und ist nicht selten nur durch Fouls oder extrem harte Defense zu stoppen. Ob Drive zum Korb, Pull-up-Jumper oder Fadeaway - James ist von keinem Gegner gänzlich zu stoppen. Dazu hat er während der einwöchigen Pause wieder vermehrt an seinem Floater gearbeitet, der Roy Hibbert beim Aushelfen bereits im vergangenen Jahr häufig zum Statisten degradierte.

Allerdings haben die Bulls und ihre harte Defense James in Runde zwei durchaus zugesetzt: Dass er unter 50 Prozent schießt, kommt selten vor, dass er unter 40 Prozent seiner Würfe trifft noch seltener. Dass er aber über eine komplette Serie nicht einmal annähernd die Hälfte seiner Versuche im Korb unterbringt, ist in etwa so wahrscheinlich, wie, dass Joakim Noah zur nächsten Shooting Clinic eingeladen wird.

Nun besitzen die Pacers mit Paul George einen im Vergleich mit Chicagos Jimmy Butler nicht minder begabten Wing-Verteidiger. Seine Athletik und langen Arme machen den Swingman zum Albtraum für jeden Flügel. Somit dürfte James im Conference Final wieder hart um jeden Punkt kämpfen müssen.

Dazu hat George seinen offensiven Output in dieser Saison derart gesteigert, dass er das verletzungsbedingte Fehlen Danny Grangers beinahe vergessen machte. Auch in den Playoffs markiert er im Schnitt wieder knapp 20 Punkte, hat dabei aber gehörige Probleme mit seinem Wurf (40,4 Prozent FG, 27,1 Prozent 3er).

Udonis Haslem (6,2 Punkte, 3,9 Rebounds) vs. David West (15,5 Punkte, 6,8 Rebounds):

Vor welch große Probleme David West die Heat stellen kann, zeigt allein ein Blick auf die bisherigen Duelle der Saison. In den drei Spielen gegen Miami legte der Power Forward 22,7 Punkte auf, traf dabei starke 65,8 Prozent aus dem Feld und schnappte sich dazu 7,7 Rebounds.

Wests Power und Kraft macht den eher drahtigen Heat-Big-Men meist zu schaffen. Gegenspieler Udonis Haslem scheut das direkte Duell zwar zu keiner Zeit, körperlich ist er dem 125-Kilo-Mann aber deutlich unterlegen.

Zudem beschränkt sich Haslems offensiver Beitrag zumeist auf den Mid-Rang-Jumper sowie einige Putbacks, von denen gegen West wiederum auch weniger abfallen werden.

Chris Bosh (13,2 Punkte, 8,3 Rebounds) vs. Roy Hibbert (14,0 Punkte, 9,6 Rebounds):

Sieben Zentimeter und 13 Kilogramm fehlen Chris Bosh auf sein Pendant Roy Hibbert. Und genau dieses Duell könnte mitentscheidend sein, in welche Richtung das Pendel im Ost-Finale ausschlägt.

Dass Bosh gerade unter den Brettern Probleme haben wird, hat bereits die reguläre Saison gezeigt, in der er gegen Indiana lediglich 3,3 Rebounds pro Spiel abgriff. Also wird sich der Big Man vor allem in der Offense darauf fokussieren, Hibbert durch sein Mid-Range-Game aus der Zone herauszuziehen und so Platz für die Drives von James und Wade zu schaffen.

Das wird auch nötig sind. Schließlich gilt der Pacers-Center nicht nur für Coach Frank Vogel als einer der besten Rim-Protektoren der Liga. Dazu beweist Hibbert immer häufiger gutes Timing beim Block - gegen New York gab er im Schnitt 3,2 Mal den Mutombo.

Das Problem: Offensiv schwanken Hibberts Leistungen zwischen bärenstark und nicht existent. Auch in Runde zwei wechselten sich schwache Performances mit starken ab, schlussendlich überwog jedoch der positive Eindruck, den 21 Punkte und 12 Rebounds in Spiel 6 nun mal hinterlassen.

Bekommt Hibbert Konstanz in seine Leistung, macht er sich für die Heat zum schwer überwindbaren Match-up-Problem.

Ray Allen, Norris Cole, Shane Battier, Chris Andersen vs. D.J. Augustin, Tyler Hansbrough, Gerald Green:

War die Bank zu Beginn der Big-Three-Ära noch die große Schwäche Miamis, so haben die Heat um ihre Superstars inzwischen den perfekten Supporting-Cast aufgebaut. Ray Allen und Shane Battier ziehen das Feld dank ihres gefährlichen Distanzwurfs in die Breite. Battier liefert dazu noch regelmäßig herausragende Arbeit in der Defense.

Norris Cole verleiht dem Spiel des Meisters zusätzliche Unberechenbarkeit, gilt dabei ebenfalls als unangenehmer Verteidiger. Das vielleicht wichtigste Puzzlestück gegen die Pacers könnte aber Chris Andersen sein. Der Birdman steht in der Postseason zwar lediglich gut 13 Minuten auf dem Court, liefert dabei aber 3,7 Rebounds sowie 7 Punkte - vor allem aber jede Menge Hustle-Plays.

Indianas Bank kommt weniger glamourös daher. Dank seines unbändigen Einsatzes bringt gerade Tyler Hansbrough jedoch regelmäßig zusätzliche Energie ins Spiel. D.J. Augustin verschafft George Hill Verschnaufpausen und versteht es, das Spiel unaufgeregt zu lenken (0,6 Turnover in 18 Minuten).

Erik Spoelstra vs. Frank Vogel:

Was ist über Erik Spoelstra nicht alles gesagt worden? Er sei zu jung für die Superstar-Truppe der Heat, die Meisterschaft mit ihm eine Utopie. Eine Finals-Pleite, einen Titel und einen Winning-Streak später zweifelt kaum noch jemand am Heat-Coach. Spoelstra ist inzwischen angekommen in der Riege der Trainer-Elite, war sogar Kandidat für den "Coach of the Year".

Manche In-Game-Entscheidung wird zwar noch kritisch gesehen, dennoch hat der Coach ein Team zusammengestellt, das gefühlt kaum noch zu schlagen ist.

Mit Frank Vogel gingen die Pacers 2011 einen ähnlichen Weg wie Miami im Sommer zuvor. Ohne große Erfahrung wurde er vom Assistenz-, zunächst zum Interims-, dann zum Cheftrainer befördert und hat sein Team seither stetig verbessert.

Unter Vogel stehen die Pacers für herausragende Defense und intensiven Basketball. Im Vergleich zu Spoelstra fehlt Indianas Coach allerdings die Erfahrung von zwei NBA-Finals.

Seite 1: Heat vs. Pacers im Playoff-Check

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