NBA

Großes Favoritensterben in den Playoffs?

Von Marc-Oliver Robbers / Fabian Herbers
Die Golden State Warriors schnuppern gegen die San Antonio Spurs an der Sensation
© getty

Nach zwei Spielen in den Conference Semi-Finals steht es in allen Serien 1:1. Dabei gaben längst nicht immer die Favoriten den Ton an. Vor allem im Westen dominierten bisher die Underdogs. Müssen die Oklahoma City Thunder und die San Antonio Spurs bereits in der zweiten Runde die Segel streichen? Und was macht Meister Miami gegen die Bulls? SPOX blickt zurück und wagt einen Ausblick.

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Oklahoma City Thunder (1) - Memphis Grizzlies (5) (1-1)

Mit der Verletzung von Russell Westbrook veränderten sich für die Thunder auf einen Schlag alle Playoff-Grundvoraussetzungen. Galt Oklahoma City zuvor noch als klarer Finals-Kandidat, wäre es jetzt schon fast eine Überraschung, wenn die Thunder die Serie gegen Memphis für sich entscheiden würden.

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Und so war es auch wenig verwunderlich, dass die Grizzlies bereits in Spiel 1 am Sieg schnupperten und die zweite Partie dann auch wirklich aus OKC entführten. Die Hoffnungen auf der Thunder die Conference Finales ruhen dabei allein auf Kevin Durant. Der Superstar legte in beiden Spielen außerirdische Leistungen aufs Parkett. 35 Punkte waren es in Spiel 1, 36 legte er zwei Tage später nach. Dazu übernimmt Durant als Point Forward über weite Strecken den Spielaufbau. Zu seinen 7,5 Assists gesellen sich zudem 13 Rebounds.

Die Frage ist, wie lange geht das gut? Immerhin steht Durant schon die gesamten Playoffs durchschnittlich 44 Minuten auf dem Parkett. Mit Tayshaun Prince hat er zudem einen exzellenten Verteidiger als Gegenspieler und jede Penetration in die Grizzlies-Zone ist bei Marc Gasol und Zach Randolph schmerzhaft. Es ist Durant anzumerken, dass ihm die Situation Unbehagen bereitet. So oft wie aktuell hat man den Musterprofi noch nie lamentieren gesehen.

Das liegt zum Teil auch an den Mitspielern. Serge Ibaka, der für sich häufiger eine größere Offensiv-Rolle propagiert, reibt sich im Duell mit Randolph auf und Westbrook-Vertreter Reggie Jackson interpretiert seine Rolle wie sein verletzter Kollege, mit dem Unterschied, dass Westbrook, gelinde gesagt, über etwas mehr Talent verfügt.

Memphis hätte schon 2:0 in der Serie führen können, aber anstatt sich in Spiel 1 weiter auf die eigenen Defensivstärken zu besinnen, wollte man mit einer Führung im Rücken auch offensiv glänzen und gab die Partie in den Schlusssekunden aus der Hand.

Die Grizzlies sind defensiv über jeden Zweifel erhaben, verfügen aber auch in der Offensive über so viele verschiedene Optionen, dass ein Off-Day eines Stars immer kompensiert werden kann. Weil genau das den Thunder abgeht, könnte Memphis sich in den folgenden zwei Heimspielen bereits einen vorentscheidenden Vorsprung erspielen.

San Antonio Spurs (2) - Golden State Warriors (6) (1-1)

Die Warriors sind bislang die Überraschung der Playoffs. Bereits in der ersten Runde gegen die Nuggets bewies das junge Team, dass sie keine Laufkundschaft sind. Ihre Stärke: Ein unfassbarer Backcourt! Stephen Curry spielt die Saison seines Lebens, aber auch Klay Thompson und Jarrett Jack können ebenfalls zu jeder Zeit heiß laufen.

So geschehen in Spiel 2, als Thompson den Spurs einen Dreier nach dem anderen um die Ohren schleuderte. Zuvor war es wieder einmal Curry, der in der ersten Partie fast schon obligatorisch nach der Pause aufdrehte.

"Es war schon höflich von Curry und Thompson, sich die Spiele aufzuteilen und nicht am selben Abend heißzulaufen. Der nächste Schritt wäre vielleicht, wenn keiner der beiden in Spiel 3 aufdrehen würde, das hoffe ich jedenfalls", sagte da auch Spurs-Coach Gregg Popovich süffisant.

Warum es trotzdem 1:1 in der Serie steht, weiß in Texas eigentlich niemand. In der Bay Area dafür umso eher. Bei allem begeisternden Basketball, den die Truppe von Mark Jackson spielt, merkt man Golden State doch die fehlende Erfahrung an. Es war schon erstaunlich wie leichtfertig das Team in Spiel 1 4 Minuten vor Ende den 16-Punkte-Vorsprung hergab. Ballverluste en masse, unüberlegte Würfe und eine schwache Verteidigung.

Ein erfahrenes Team wie die Spurs nutzt das gnadenlos aus. Dabei sind Tony Parker und Manu Ginobili längst noch nicht in Playoff-Form. Parkers Wurf fällt noch nicht beständig und defensiv kann er Curry nicht halten. Ginobili erzielte zwar den Game-Winner in Spiel 1, seine Serie ist es aber trotzdem noch nicht. Die Wurfquote ist weit unter seinem Saisonschnitt. Der Dreier fällt gar nicht und trotzdem wollte er in Spiel 2 die Wende erzwingen. Es misslang. Einzig Tim Duncan spult beständig wie eh und je sein Spiel ab.

Golden State reiste mit dem Heimvorteil zurück nach Oakland und kann vor dem eigenen, äußerst frenetischen Publikum weiter an der Sensation arbeiten. Denn nichts anderes wäre ein Weiterkommen gegen die alten Haudegen aus San Antonio, die man aber zu keiner Zeit abschreiben darf. Die Serie wird eng bleiben.

Seite 2: Die Playoff-Duelle im Osten