NBA

Duncan: "Schön wird diese Serie nicht"

Von Cliff Schmit
Wer hart umkämpfte Duelle mag, der wird bei dieser physischen Serie voll auf seine Kosten kommen
© getty

In den Western Conference Finals geben sich mit den San Antonio Spurs und den Memphis Grizzlies (Spiel 1, So. ab 21.30 im LIVE-STREAM FOR FREEmit Kommentator Markus Krawinkel) zwei Mannschaften die Ehre, die wegen ihrer jeweiligen Spielweise nicht unbedingt zu den beliebtesten Franchises gehören. Dennoch ist das Duell vor allem für Basketballpuristen ein wahrer Augenschmaus.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Vizechampion Oklahoma City Thunder gegen den Marktführer Los Angeles Lakers, beide Teams in Bestbesetzung versteht sich. Oder doch vielleicht die spektakulären Clippers gegen die aufstrebenden Warriors. Solche Konstellationen hätte sich so mancher Basketballfreund sicherlich lieber in den Finals der Western Conference gewünscht.

Der Basketballgott hat uns jedoch das Matchup zwischen den Spurs und den Grizzlies beschert und dies ist auch gut so.

Natürlich ist dies keine Serie für Basketballästheten der neuen Generation. Die Highlight-Tape-Mixer werden es beim Aufeinandertreffen dieser beiden Schwergewichte sicherlich sogar manchmal schwer haben, einige ansehnliche Top-Plays zusammenzuschneiden.

"Langweilig" gegen "Hässlich"

Auf der einen Seite die Spurs, die Jahr um Jahr um Jahr in der Spitze der Liga vorzufinden sind und denen von der Öffentlichkeit seit einer gefühlten Ewigkeit ein großer Stempel mit der Aufschrift "Langweilig" verpasst wurde.

Auf der anderen Seite die Grizzlies, die in dieser Postseason nur vier Mal in elf Partien die 100-Punkte-Barriere überschritten haben. Zudem wird den Bären vorgeworfen ihre "Grit and Grind"-Taktik würde mindestens aus dem vorherigen Jahrhundert stammen. Im Vergleich zu den Grizzlies würden die Frührentner aus Texas sogar noch einen attraktiveren Spielstil pflegen.

In dieser Hinsicht verwundert es auch nicht, dass alle Beteiligten bereits im Vorfeld davor warnen, wie hässlich und umkämpft diese Serie werden wird. Und dennoch macht gerade dies den Reiz dieser Conference Finals aus.

In Zeiten der Small-Ball-Aufstellung und der Show als fester Bestandteil eines NBA-Spiels, pflegen beide Franchises einen Stil der nahezu anachronistisch daherkommt.

Spurs mit monumentaler Playoff-Erfahrung

Die Grizzlies sind nicht so erfahren wie die Spurs was Conference-Finals-Teilnahmen angeht. Aber welches Team wäre dies auch im Vergleich zu den Texanern, die in den vergangenen 15 Jahren gleich acht Mal in der Vorschlussrunde der Playoffs standen.

Folge NBA.de bei Twitter und bekomme alle News - auch Dirk Nowitzki ist dabei!

Man darf jedoch nicht den Fehler begehen, die Grizzlies als Grünschnäbel zu betrachten. Der Kern der Mannschaft um Mike Conley, Marc Gasol und Zach Randolph spielt schon seit Jahren zusammen. Zudem verfügt man seit dem Rudy-Gay-Trade mit Tayshaun Prince über einen Veteranen, der 2004 mit den Pistons bereits zu Meisterehren gekommen ist.

Auch Tony Allen weiß aus seiner Zeit bei den Celtics, was es bedeutet, einen Championship-Ring zu gewinnen. Die Grizzlies sind also durchaus erfahren, nur eben nicht was solch tiefe Runs in den Playoffs angeht.

Bei einem Thema sind sich beide Teams jedenfalls bereits vor dem ersten Tip-Off mehr als einig. Die Upset-Serie von 2011 spielt in keinem Lager auch nur eine untergeordnete Rolle.

Keine Rachegedanken wegen 2011

"Ich lebe im Hier und Jetzt. Was vor einigen Jahren war, interessiert mich in keinster Weise. Die aktuelle Serie bereitet mir genügend Kopfzerbrechen, weil es sehr schwierig ist, gegen sie zu punkten," ließ Gregg Popovich in seiner gewohnt kauzigen Art wissen.

Die Grizzlies vertreten bei diesem von den Medien nur allzu gerne aufgebauschtem Thema einen sehr ähnlichen Standpunkt, wie Marc Gasol verdeutlicht: "Man kann diese Serien gar nicht miteinander vergleichen, weil es bei beiden Teams wesentliche personelle Veränderungen gegeben hat."

Dieses Thema abgehakt, können sich die Akteure getrost auf das anstehende Matchup konzentrieren. Zufriedenheit mit dem Erreichten oder gar ein Sättigungsgefühl sucht man auf beiden Seiten jedenfalls vergeblich.

"Conley ist der Schlüssel"

"Momentan bin ich für kurze Zeit einfach nur glücklich, doch es wartet noch jede Menge Arbeit auf uns. Mein Ziel ist und bleibt es, einen Championship-Ring zu gewinnen," sagte Randolph kurz nach Spiel fünf gegen die Thunder.

Seit dem Erreichen der Conference Finals laufen auch in San Antonio die Vorbereitungen auf Hochtouren. Obwohl Popovich natürlich um die Stärken des Front-Courts der Grizzlies weiß, hat der 64-Jährige einen anderen Memphis-Spieler im Fokus.

"Mike Conley ist der Schlüsselspieler in ihrer Mannschaft. Jeder redet nur über Gasol oder Randolph - welche beide wundervolle Spieler sind - aber Conley ist sehr, sehr wichtig in ihrem Gefüge. Er ist ein annähernd kompletter Point Guard. Er punktet, er ist ein klasse Ballverteiler und kann zudem die gegnerische Verteidigung sehr gut lesen," erklärte Pop am Samstag im Rahmen einer Pressekonferenz.

"Es wird schmutzig werden"

Auch Tony Parker adelt den 25-jährigen Point Guard der Grizzlies: "Mike wird immer noch viel zu sehr unterschätzt. Er ist jemand, der die von ihm geforderten Dinge einfach sensationell gut umsetzt. Er hilft seiner Mannschaft in unglaublich vielen Hinsichten. Spielt er gut, gewinnen die Grizzlies auch meistens. Es gilt also ihn auszuschalten."

Die NBA bei SPOX - FOR FREE im LIVE-Stream: Der Zeitplan

Gegen die Warriors stand es für San Antonio nach vier Partien 2-2, ein Verlauf, der Tim Duncan auch gegen die Grizzlies für realistisch hält: "Manchmal dauert es während einer Serie zwei, drei Spiele, bevor du dich komplett auf die gegnerische Mannschaft eingestellt hast. Da kann es sein, dass du das ein oder andere Spiel abgibst. Natürlich musst du versuchen, so wenig Partien wie möglich in dieser Justierungszeit zu verlieren."

Auch zur angeblichen Unattraktivität der Serie hat The Big Fundamental im Vorfeld klar Stellung bezogen: "Schön anzusehen wird diese Serie sicherlich nicht. Das wird eine ruppige Angelegenheit werden, bei der beide Mannschaften versuchen werden, ihren Philosophie durchzusetzen."

Rückendeckung für diese Ansicht bekommt der 37-Jährige von Gegenspieler Randolph: "Es wird eine harte Serie werden. Jedes Mal, wenn wir gegen sie antreten, wird es schmutzig."

"Haben eine Big Twelve"

Nach den bisher gezeigten Playoff-Leistungen von Conley, Gasol und Randolph wird, in Anlehnung an die Spurs und die Heat, nun auch in Memphis von einer Big Three gesprochen. Eine Bezeichnung, die Marc Gasol nicht besonders gut gefällt: "Ich mag es nicht, wenn wir als Big Three bezeichnet werden. Wir haben eine derart homogene Mannschaft, dass ich eher sagen würde, dass wir eine Big Twelve sind. Wenn du erfolgreich sein willst, brauchst du eine schlagkräftige Truppe, in der jeder seinen Teil zum Erfolg beisteuert."

Einen genauen Schlachtplan, wie sein Team gegen die Spurs vorgehen will, mochte der 28-jährige Spanier jedoch noch nicht verraten: "San Antonio ist eine derartig starke Mannschaft, die kannst du unmöglich komplett ausschalten. Es wird darum gehen, ihnen so viele Waffen wie nur möglich wegzunehmen. Dann müssen wir schauen, ob das reichen wird."

Memphis-Coach Lionel Hollins schert die ganze Aufregung über den angeblich hässlichen Spielstil seiner Grizzlies nur wenig: "Die Schönheit dieser Serie liegt ganz im Auge des Betrachters. Einige werden es schön finden, andere werden sich darüber aufregen. Mir ist das relativ egal."

Dem kann man eigentlich nichts hinzufügen.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

Artikel und Videos zum Thema