NBA

Die Bürde einer starken Saison

Von Marc-Oliver Robbers
New Yorks Superstar Carmelo Anthony traf in den letzten vier Spielen nur 2 von 22 Dreiern
© getty

Nach einer herausragenden Spielzeit hat Carmelo Anthony mit Problemen in den Playoffs zu kämpfen. Sein Wurf fällt nicht mehr und die alte Schulterverletzung beeinträchtigt sein Spiel. Gegen die physisch starken Indiana Pacers könnte Melos Schwächephase zum entscheidenden Faktor werden. Hoffnung macht eine anstehende Rückkehr.

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Für einen kurzen Moment hatte Carmelo Anthony nach der Pleite gegen die Indiana Pacers in Spiel 1 der Conference Semi-Finals gut lachen. Angesprochen auf die eine First-Place-Stimme, die Melo beim MVP-Voting bekommen hat, sagte der Forward der Knicks grinsend: "Ich werde die Stimme annehmen."

Das Voting sorgt für reichlich Aufregung, schließlich fehlt MVP LeBron James genau diese eine Stimme zur einstimmigen Wahl und zum historischen Rekord. King James, der die Auszeichnung zum vierten Mal in fünf Jahren einheimste, vermutete gleich einen New Yorker Journalisten hinter der einzigen abtrünnigen Stimme: "Ich weiß, wer es ist."

Platz drei bei MVP-Wahl

Die "New York Post", die sich offenbar von James angesprochen fühlte, schrieb postwendend, dass ihr Voting nach Miami ging, Anthony listeten sie nur auf Platz drei. Den dritten Rang erreichte Melo auch in der Gesamtabrechnung. Dabei lag der 28-Jährige in den Experten-Ranglisten vor ein paar Monaten noch vorn.

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Von Ärger war aber deswegen keine Spur. "Ich nehme es an. Ich bin mit dem Ziel in die Saison gegangen, über 50 Siege zu holen, die Division zu gewinnen, die erste Runde zu überstehen und hoffentlich die zweite auch. Es ist also alles so gekommen, wie geplant", erklärte Melo und gratulierte dann auch James: "Bezüglich des MVPs, LeBron hat ihn. Ich ziehe meinen Hut vor ihm. Er hatte ein höllisches Jahr. 27 Siege in Serie, das kann man einfach nicht toppen."

Doch insgeheim dürfte es ihn schon wurmen. Immerhin hatte Melo in dieser Spielzeit endlich die Anerkennung bekommen, die er sich schon seit Jahren wünschte. Er schaffte es, anders als in den Vorjahren, sein Team besser zu machen und nicht nur seine Statistiken aufzupolieren. Anthony agierte effizient und hielt die Knicks trotz aller Ausfälle klar auf Playoff-Kurs.

Shooting Touch verloren

Mit einer Gala nach der anderen stellte er im April unmissverständlich klar, wer der beste Scorer der Liga ist, aber auch was man von den Knicks in der Postseason erwarten darf. Die Knicks, die Meister Miami in der Regular Season gleich dreimal besiegen konnten, gingen als ernstzunehmender Contender in die Playoffs.

Sieben Spiele später macht sich Ernüchterung breit. Anthony hat seinen Shooting Touch verloren. Die bis zum Erbrechen praktizierten Isolation Plays verpuffen, das Spiel der Knicks wirkt ungemein statisch. Dass es gegen die verletzungsgebeutelten Celtics dennoch zu einem klaren Erstrunden-Erfolg langte, lag vor allem an der starken Verteidigung der New Yorker und an der einfallslosen Offensive Bostons.

In den letzten vier Partien fanden nur 35 seiner 110 Würfe das Ziel. Die Dreierquote (2/22) des Superstars ist noch ernüchternder. Doch wo liegen die Gründe? Seine im April gegen die Pacers erlittene und im Matchup mit Kevin Garnett wieder aufgebrochene Schulterverletzung scheint den Superstar mehr zu behindern, als er zugeben mag.

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Gegen die Pacers spielte Melo mit einem speziellen Schlauch, der die linke Schulter stabilisieren soll. Auch Lakers-Center Dwight Howard absolvierte weite Teile der zweiten Saisonhälfte mit einem ähnlichen Shirt und fand so halbwegs zurück in die Spur. "Es hält die Schulter am Platz. Mir geht es gut", sagte Melo und wollte von einer Schwächung gar nichts wissen.

Schulterverletzung wieder aufgebrochen

Doch gerade gegen die hart verteidigenden Pacers könnte die Verletzung ein entscheidender Faktor sein. Teamkollege Raymond Felton will schon jetzt ein systematisches Angehen der maladen Schulter von Indiana ausgemacht haben. "Sie agieren sehr physisch gegen Melo. Sie schlagen und schubsen ihn. Sie gehen auf seine Schulter", sagte der Point Guard der Knicks nach Spiel 1.

Ohnehin stellen die großen Leute der Pacers die Small-Ball-Taktik von New York auf eine harte Probe. Zwar ist Gegenspieler David West genau wie Melo 2,06 Meter groß, aber bringt rund 10 kg mehr auf die Waage. Selbst Swing Man Paul George weist eine ähnliche Konstitution wie Anthony auf. Melo tut sich schwer gegen reguläre Power Forwards wie West. Vor allem defensiv bekommt er häufig Probleme und braucht Unterstützung.

Und dann ist da auch noch Roy Hibbert. Der Pacers-Center räumte den Superstar gleich mehrfach in der Zone ab und erinnerte mit seinem harten Spiel an die alten Duelle in den 90ern, als im Grunde jeder Korblegerversuch mit Schmerzen verbunden war.

Historische Rivaltät: Killer-Miller und 4-Point-Play

Anthony verneinte allerdings einen Einfluss auf sein Spiel und sieht darin auch keinen Trend. "Es war nur das erste Spiel. In den Playoffs geht es viel um Feinjustierungen. Sie haben besser gespielt und uns ein Heimspiel gestohlen. Im Training werden wir die nötigen Anpassungen vornehmen und mit diesen zurückkommen, wie immer sie auch aussehen mögen."

Entlastung durch Stoudemire?

Eine dieser Veränderungen könnte die Rückkehr von Amar'e Stoudemire sein. Die Knicks peilen das Comeback von STATS für Spiel 3 an. Der Big Man könnte der Physis Indianas entgegentreten und Melo mehr Minuten als Small Forward bescheren, vorausgesetzt, Stoudemire ist nach seiner Knieverletzung schnell wieder auf der Höhe.

Es liegt nun an Anthony, am Dienstag den dritten Platz der MVP-Wahl zu bestätigen und zu beweisen, dass er auch in den Playoffs den nächsten Schritt vollzogen hat und sein Team tragen kann - trotz Schmerzen, harten Gegenspielern und Small-Ball-Taktik.

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