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Chicago schockt Miami!

Von Philipp Dornhegge
Nate Robinson war in der Schlussphase von Spiel eins von den Miami Heat nicht zu stoppen
© Getty

Dank einer runden Teamleistung und großem Kampf in der Schlussphase haben die Chicago Bulls das erste Spiel der Eastern Conference Semfinals gegen die Miami Heat gewonnen. Mit 93:86 (BOXSCORE) schockte der sechsmalige Meister den aktuellen Champion in dessen eigener Halle.

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In der AmericanAirlines Arena punkteten fünf Bulls-Spieler zweistellig, Jimmy Butler (21 Punkte, 14 Rebounds) und Joakim Noah (13 Punkte, 11 Rebounds) kamen auf Double-Doubles.

Topscorer der Partie war Nate Robinson, der den erneut fehlenden Kirk Hinrich (Wade) vertrat. Chicago musste außerdem ohne Luol Deng (Krankheit) und Superstar Derrick Rose spielen.

Die Heat hatten in LeBron James, der vor Spielbeginn für seine MVP-Auszeichnung gefeiert wurde, ihren besten Spieler. Gegen Butler musste James allerdings für seine 24 Punkte, 8 Rebounds und 7 Assists hart arbeiten. Dwyane Wade (14) war der einzige andere Spieler mit zweistelliger Punktzahl, Chris Bosh (9 Punkte, 6 Rebounds) trat kaum in Erscheinung.

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Die Reaktionen:

Nate Robinson (Bulls): "Ich habe schon für einige zähe Teams gespielt. Aber dieses hier ist anders. Das ist eine besondere Truppe."

LeBron James (Heat): "Ich bin bestimmt nicht geschockt. So etwas passiert in den Playoffs. Wir spielen immerhin gegen eine richtig gute Mannschaft."

Tom Thibodeau (Trainer Bulls): "Wenn man gegen Widrigkeiten ankämpft, muss man mental bereit sein. Aber dies hier war nur ein Spiel. Beim nächsten Mal müssen wir noch besser spielen."

Erik Spoelstra (Trainer Heat): "Wir werden keine Ausreden erfinden. Die lange Pause war nicht der Grund für unsere Leistung."

Jimmy Butler (Bulls): "Es geht darum, tough zu sein. Wir werden immer der Underdog sein und mögen diese Rolle. Ihr könnt uns gern unterschätzen, aber wir wissen, dass wir mit allen Mannschaften mithalten können."

Luol Deng (Bulls, via Twitter): "Ich bin so stolz auf meine Jungs. Vielleicht bringt es uns Glück, dass ich im Bett liege."

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Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Heat gehen in Bestbesetzung in die Partie und schicken zunächst Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh ins Rennen. Chicago muss einmal mehr Hinrich und Deng ersetzen und tut dies mit Robinson und Belinelli in der Starting Five an der Seite von Butler, Boozer und Noah. Rose fehlt sowieso.

6.: Sechs Minuten gespielt, die Heat haben genau ein Field Goal durch Haslem auf dem Konto. Das hat sich der Meister zum Auftakt sicher anders vorgestellt. Butler trifft zum 10:4 für die Bulls.

12.: Robinson krönt einen 11:3-Lauf der Bulls, die hier völlig überraschend 21:13 führen. Gut für Miami: Mit ablaufender Uhr verkürzt Cole doch noch mal um zwei Punkte.

16.: Aha, jetzt kommen die Heat! Andersen, Allen und Wade starten mit Freiwürfen und Jumpern einen 10:0-Lauf, plötzlich ist Miami vorn. 25:23.

20.: Miller spielte gegen Milwaukee nur in Spiel vier eine Rolle, gegen die Bulls darf er ran. Mit fünf schnellen Punkten (nach zwei LeBron-James-Assists) bringt er die Heat erneut in Front, 33:30.

29.: Wunderschöne Low-Post-Defense von Butler gegen Wade, der einen Fehlwurf provoziert. Der Ball springt Richtung Seitenaus, Wade hechtet hinterher und leitet so unfreiwillig den Bulls-Fastbreak ein. Center Noah geht Coast to Coast und legt lässig ab zum 47:46. 7:0-Lauf für Chicago!

32.: Die Heat drehen plötzlich auf: James mit knüppelhartem Pass auf Wade, der hinter die Bulls-Defense kommt und im Fastbreak einen leichten Layup versenkt. 9:0-Lauf für Miami, es steht 55:49.

42.: Nach drei ruhigen Vierteln dreht James jetzt auf: Der MVP hat 12 der bisherigen 14 Heat-Punkte im vierten Viertel erzielt und Mamis Führung gehalten. Es steht 76:69, kann Chicago noch mal zurückschlagen?

47.: Nach einem zwischenzeitlichen 9:1-Lauf haben wir plötzlich einen Thriller! Und Robinson bringt die Bulls tatsächlich mit 88:86 in Front, Auszeit Heat!

48.: In den letzten 1:37 versammeln Bosh, Wade und zwei Mal Wade, offensiv geht plötzlich nichts mehr für den Meister. Was ist denn hier los? Chicago spielt das Ding eiskalt zu Ende und gewinnt!

Miami Heat vs. Chicago Bulls: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Jimmy Butler. Nate Robinson führte den Schlussspurt der Bulls in Miami an, aber die Leistung Butler kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Zum dritten Mal in Folge spielte der Flügelspieler die kompletten 48 Minuten durch, verteidigte LeBron James über weite Strecken grandios und hatten nebenbei Zeit, 21 Punkte, 14 Rebounds und 3 Assists anzuhäufen.

Der Flop des Spiels: Chris Bosh. Mit seinem Mitteldistanzwurf wird Bosh die Serie noch entscheidend beeinflussen, in Spiel eins war das in negativer Hinsicht zu beobachten. In nur 28 Minuten Spielzeit versemmelte Bosh sieben seiner zehn Würfe und kam auf nur 9 Punkte. Trifft der Lefty seine Würfe nicht, kann Joakim Noah stärker in der Zone gegen andere Spieler aushelfen - und Wade und James das Leben schwerer machen.

Analyse: So ein Sweep kann auch zum Problem werden: Nach einer mehr als einwöchigen Pause versemmelten die Miami Heat ihre ersten sieben Würfe in Spiel eins der Eastern Conference Semfinals gegen die Chicago Bulls und sahen mit an, wie der Underdog zunächst in Führung ging. Einzig Dwyane Wade spielte auf hohem Niveau.

Miami schoss in Halbzeit eins mickrige 33 Prozent, doch auch Chicago kam nur auf 40 Prozent und konnte sich nicht absetzen. Dank der deutlich überlegenen Arbeit an den Brettern (14 Second Chance Points in Halbzeit eins) und einem guten Umschaltspiel auf die Defense hielten die Bulls ihren Kontrahenten in Schach und bei nur 4 Fastbreak-Punkten in den ersten 24 Minuten. Und das, obwohl ihnen 10 Ballverluste unterliefen (aus denen immerhin 14 Punkte resultierten).

In der zweiten Hälfte schienen die Gäste der Müdigkeit Tribut zollen zu müssen: Das Fehlen von Kirk Hinrich, Luol Deng und Derrick Rose machte sich bemerkbar, Coach Tom Thibodeau musste erneut mit einer sehr kleinen Rotation spielen.

Die Heat hatten jetzt in der Offense etwas mehr Platz, besonders Wade nutzte weiterhin seine Freiheiten gegen den ohnehin nur mittelprächtigen Verteidiger Marco Belinelli.

Eingangs des vierten Viertels drehte plötzlich auch LeBron James auf und machte 12 der ersten 14 Heat-Punkte. Gegen Jimmy Butler musste der frischgebackene MVP allerdings auch all seine Fähigkeiten abrufen, um Miami in Front zu halten. Denn der Rest des Teams fand plötzlich offensiv gar nicht mehr statt. Wade tauchte ohne erkennbaren Grund völlig ab, Chris Bosh spielte ohnehin schwach und keine Rolle.

Die Heat hätten das Spiel wohl dennoch gewinnen können, hätte Chicago nicht plötzlich in der Offensive Feuer gefangen: Nate Robinson übernahm die Partie, war in den letzten 6:22 Minuten an 18 von sagenhaften 23 Punkten beteiligt, Belinelli (2) und Butler trafen von außen.

Miami wirkte plötzlich wie das müdere Team, konnte nichts mehr zusetzen und verlor völlig überraschend das erste Spiel in den Playoffs 2013. Natürlich hat der Meister immer die Möglichkeit, auch auswärts zu gewinnen. Fakt ist aber zunächst: Der Heimvorteil ist weg, Chicago liegt in Front. Wer hätte das nach der gerade erst zu Ende gegangenen, zermürbenden Sieben-Spiele-Serie gegen Brooklyn für möglich gehalten?

Die größte Sorge der Bulls gilt derzeit weniger den Heat als vielmehr All-Star Luol Deng. Der Brite fiel schon die letzten zwei Spiele gegen die Nets mit einer mysteriösen Krankheit aus, zuletzt wurde sogar eine Lumbalpunktion vorgenommen, um Nervenerkrankungen und eine Meningitis auszuschließen. Chicago hofft, in Spiel zwei auf Deng zurückgreifen zu können.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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