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Nicht ohne einen letzten Kampf

Von Philipp Dornhegge
Miamis Superstar Dwyane Wade avancierte in der Schlussphase zum Matchwinner
© getty

Trotz einer erneut kämpferisch einwandfreien Leistung sind die Chicago Bulls in den Eastern Conference Semifinals ausgeschieden. Mit einem 94:91-Sieg (Boxscore) in Spiel fünf machten die Miami Heat das 4-1 perfekt und zogen in die Conference Finale ein.

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LeBron James führte den Meister mit 23 Punkten (5/14 Field Goals), 7 Rebounds und 8 Assists an, Dwyane Wade steuerte 18 Punkte bei und avancierte in der Schlussphase zum Matchwinner. Chris Bosh (12) und Udonis Haslem (10) punkteten ebenfalls zweistellig.

Bei den Chicago Bulls war Carlos Boozer nach einer weitgehend schwachen Serie bester Spieler (26 Punkte, 14 Rebounds). In Nate Robinson (21), Jimmy Butler (19) und Richard Hamilton (15) fand er Unterstützung.

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Vor dem Tipoff: Wade kann etwas überraschend doch spielen, sodass Miami die übliche Starting Five aus Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh ins Spiel schicken kann. Chicago fehlt erneut Deng, Hinrich und Rose, demnach starten wieder Robinson, Belinelli, Butler, Boozer und Noah.

5.: Die Heat schießen die Bulls jetzt schon aus der Halle, haben bisher in jedem Angriff gepunktet und bei sieben Field Goals sieben Assists verteilt. Und jetzt pfeifen die Schiedsrichter statt einem offensichtlichen Offensivfoul von James auch noch Defensivfoul gegen Robinson. Zwei Freiwürfe von James, 16:2 Heat.

11.: Chicago sucht jetzt schneller den Abschluss, hat einen schönen Rhythmus gefunden und steht defensiv besser. 15:6-Lauf der Bulls, nur noch 28:19 für die Heat.

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15.: Akrobatischer Wurf Robinsons von der Birne nach einem leichten Rempler von Allen - und der sitzt! Der konnte eigentlich nicht reingehen, aber Nate macht's möglich. Auch der Bonusfreiwurf passt, nur noch 32:28 Heat.

20.: Butler mit seinem zweiten Dreier, und plötzlich - es ist kaum zu fassen - führen die Bulls, 38:36!!! Nach 18 Punkten Rückstand ging das jetzt ganz schnell.

24.: 0,5 Sekunden vor der Halbzeit nagelt Robinson noch einen Dreier rein! Es geht mit einer 53:47-Führung für die Bulls in die Kabine. Verrückt.

26.: James eröffnet den Scoring-Reigen im dritten Viertel mit einem Dreier, doch Butler kontert per spektakulärem And-One-Floater, der außerdem das vierte Foul für Haslem bedeutet. 56:50 Bulls.

29.: Wahnsinns-Kampf unter Mamis Korb! Die Bulls bringen den Ball nicht durch die Reuse, bleiben aber dran und sichern sich Rebound um Rebound. Bosh zwischendurch mit einem Goaltending, das übersehen wird, am Ende netzt Noah aber doch den Layup ein. Aber Boozer holt sich, wegen, des Goaltendings, ein technisches Foul ab. Überflüssig, dennoch zunächst 63:54 Bulls.

34.: Dank eines starken Viertels von James waren die Heat zuletzt dran, doch Boozer mit einem Last-Second-Shot und Hamilton per Dreier bauen die Bulls-Führung erstmals auf zehn Punkte aus. 73:63, die Heat sind kollektiv unzufrieden.

38.: Battier mit seinem ersten Treffer, anschließend kommen die Heat ins Laufen und Cole bedient Andersen per Alley-Oop-Pass. Miami verkürzt auf 74:77, die Fans in der AmericanAirlines Arena fangen Feuer.

42.: Cole trifft einen ganz offenen Jumper, die Heat gehen nach langer Zeit mal wieder in Führung. 82:81, aber Hamilton schlägt sofort zurück. Also wieder die Bulls in Front, 83:82.

48.: Robinson bringt die Bulls mit einem wilden Dreier auf drei Punkte ran, der Underdog hat in den Schlusssekunden sogar die Chance auf den Ausgleich. Doch im entscheidenden Angriff kann Chicago keinen freien Wurf generieren, Robinson und Butler versemmeln schwere Dreier. 94:91, die Heat stehen in den Conference Finals!

Miami Heat vs. Chicago Bulls: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Dwyane Wade. Der zweite Star der Heat startete schwach, musste im dritten Viertel sogar in die Kabine, um sich am Knie behandeln zu lassen. Aber das Finish des Dauer-All-Stars war schlicht beeindruckend. Mit aggressiver Defense nahm er Rip Hamilton aus dem Spiel, traf vorne in der Crunchtime drei wichtige Würfe und beendete die Partie mit 18 Punkten (7/13 Field Goals) und 6 Assists.

Der Flop des Spiels: Marco Belinelli. Der Italiener kam ganz schlecht in die Partie, produzierte gleich beim ersten Wurf einen Airball und sah in der Defense gegen Dwyane Wade ganz schlecht aus. Coach Thibodeau brachte früh Rip Hamilton ins Spiel, der mit seiner Erfahrung in diesem wichtigen Spiel einen viel besseren Job machte und satte 35 Minuten bekam. Belinelli brachte in 14 Minuten nur 3 Punkte (1/3 Field Goals) zustande.

Die Analyse: Es war ein Do-or-Die-Spiel für die Bulls - und in den ersten fünf Minuten wirkte das Team durchaus so, als wäre es bereit zu sterben. Kein Kampf in der Defense, kein Esprit in der Offense. Keine Bewegung und daraus resultierende schlechte Würfe führten zu zahlreichen Schnellangriffen der Heat, dazu war Miami eingangs absolut on fire, wollte die Serie unbedingt beenden.

Der Meister ließ den Ball laufen, spielte Assist um Assist und traf alles, was er Richtung Korb warf. Meist waren das ohnehin leichte Würfe. Früh lag Chicago mit 18 Punkten hinten (4:22), es sah nach einem absoluten Blowout aus. Doch die Bulls wären nicht die Bulls, wenn sie nicht doch irgendwo die Energie für einen Fight hernehmen würden.

Carlos Boozer, der so häufig Probleme gegen die aggressive Heat-Defense hatte, nahm sich ein Herz und suchte immer wieder den Abschluss, hinten legten alle einen ordentlichen Zahn zu. Die Einwechslung von Richard Hamilton für Marco Belinelli wirkte Wunder.

Noch im Verlauf des ersten Viertels waren die Bulls zurück im Spiel, mit einem Dreier von Jimmy Butler waren sie im zweiten bis auf 33:34 dran. Und mit einem zweiten Butler-Dreier gingen sie sogar in Führung, drohten in der Folge davon zu ziehen. Nur zwei erfolgreiche Distanzwürfe von Big Man Chris Bosh hielten die Heat im Spiel, der allerdings kurz darauf sein drittes Foul beging und auf die Bank musste. Mit einer Sechs-Punkte-Führung der Bulls (53:47) ging es in die Pause.

In der zweiten Hälfte sah sich LeBron James, der bis dahin solide aber verhalten agiert hatte, gezwungen, das Spiel an sich zu reißen. Er versuchte viel, punktete auch ordentlich, konnte dem Spiel so richtig seinen Stempel aber nicht aufdrücken. Das gelang auf der anderen Seite Boozer viel besser, der sowohl Bosh als auch Udonis Haslem in Foulprobleme brachte und danach Shane Battier dominierte.

Anstatt aufzuholen, verloren die Heat im dritten Viertel zwei weitere Punkte auf die Bulls. Und weil Dwyane Wade gegen Ende des Abschnitts in die Kabine ging, um seine Knieverletzung behandeln zu lassen, fehlte plötzlich einer der wichtigsten Akteure.

Doch der kam dann pünktlich zur Crunchtime zurück - und wie! Mit zwei wunderschönen Floatern und einem Putback-Dunk, der an alte Wade-Zeiten erinnerte, brachte er die Arena zum Kochen und sorgte für die Vorentscheidung, nachdem zuvor Shane Battier und Norris Cole ihr Team wieder in Führung gebracht hatten. Und wo war LeBron James? Der tauchte im letzten Viertel komplett ab, brachte nur vier Freiwürfe zustande und war ansonsten völlig unsichtbar. Seine Quote war für seine Verhältnisse hundsmiserabel, dazu ließ er den unbedingten Willen, das Spiel zu entscheiden, vermissen.

Die Bulls hätten, das muss man klar festhalten, das Spiel gewinnen können, scheiterten letztlich aber an ihrer Unfähigkeit, den Ball konsequent zum überragenden Boozer zu bringen. Stattdessen ließ sich Robinson immer wieder im Pick'n'Roll unter Druck setzen, er und Hamilton nahmen überhastete Würfe und ließen Boozer links liegen.

Der musste tatenlos zusehen, wie Miami kurz vor Schluss die Kontrolle übernahm und eine knappe Führung ins Ziel rettete. Die Saison endet für die Bulls also in der zweiten Runde, doch für ihre Leistungen muss sich die Truppe angesichts der katastrophalen Personalsituation nicht schämen.

Miami wartet jetzt auf den kommenden Gegner. Der wird aktuell zwischen den Indiana Pacers und den New York Knicks ermittelt (3-1).

Der Playoffspielplan im Überblick

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