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"New York kann Miami schlagen"

Von SPOX
Stefan Kretzschmar hält - wie die NBA.de-Redaktion - Miami für den absoluten Titel-Topfavoriten
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These: Und plötzlich sind die Brooklyn Nets ein Dark Horse

Florian Regelmann: Absolut ja. Die Nets sind im Osten für mich die Mannschaft, die Miami am ehesten in Bedrängnis bringen kann. Mehr noch als die Knicks. Ich kenne natürlich die miese Bilanz (15-27) von Brooklyn gegen Teams mit positivem Record, aber seit einiger Zeit ist ein ganz entscheidender Punkt eingetreten, der das überstrahlt. Deron Williams ist endlich wieder fit und spielt wie Deron Williams. Wie ein Superstar. 27 Punkte und 9 Assists bei überragenden Quoten, vor allem der Dreier fällt - D-Will geht als einer der heißesten Spieler überhaupt in die Playoffs. Und dazu kommt eben ein Brook Lopez, der in dieser Saison der beste Center der NBA ist. Nimmt man seine Defizite im Rebounding, die er durch sein viel besseres PER (weil er vor allem auch Freiwürfe trifft) wettmacht, sind seine Zahlen de facto besser als die von Dwight Howard. Er sah auch in direkten Duellen mit Joakim Noah oder Al Horford immer gut aus. Für Lopez sind es seine ersten Playoffs, auch er wird heiß sein wie ein Schnitzel. Zu Williams und Lopez kommt mit Joe Johnson ein sehr guter dritter Star, der in der Crunchtime Verantwortung übernehmen kann, mit Reggie Evans ein Rebound-Monster, das es in der NBA seit Ben Wallace und Dennis Rodman nicht mehr gab, dann noch der mega-toughe Gerald Wallace-- auf die Nets muss man echt aufpassen.

Philipp Dornhegge: Unser Live-Stream-Kommentator Markus Krawinkel hält die Nets ja für extrem gefährlich. Seine Sicht kann ich nachvollziehen: Sie haben einen exzellenten Big Man, gute Rebounder und zwei Clutch Performer im Backcourt. Gerade Deron Williams spielt in den letzten Wochen überragenden Basketball, das habe ich ihm kaum noch zugetraut. Die Bank ist mit Watson, Blatche und Bogans auch nicht zu verachten. Und trotzdem traue ich dem Braten nicht, da muss ich Haruka bis zum gewissen Grad rechtgeben. Ich sehe bei Brooklyn überhaupt keine Identität, oft hat man das Gefühl, dass die Spieler selbst nicht wissen, wer oder was sie eigentlich als Team sein wollen. Die Defense ist manchmal stark, manchmal schwach, genauso die Offense. Die Nets haben erst kürzlich angefangen, ab und zu mal Playoff-Mannschaften zu schlagen. Ansonsten haben sie überwiegend die Kleinen niedergemacht und gegen die Großen versagt. Wie soll man da eine Sieben-Spiele-Serie gewinnen? Zumal der Weg so steinig ist wie nur möglich: Erst die Bulls, dann die Heat und dann Knicks oder Pacers, bevor man in den Finals auf eine Spitzenmannschaft aus dem Westen trifft. Nein, ich kann mir nicht mehr als die zweite Runde vorstellen - und selbst das ist kein Selbstläufer.

Stefan Kretzschmar: Die Nets sind für mich ähnlich wie die Warriors. Brooklyn und Golden State sind für mich die beiden Mannschaften, die für eine ganz große Überraschung sorgen können. Beide Teams hat niemand so richtig auf der Rechnung. Aber schaut Euch die Starting Lineup der Nets an, die ist großartig. Brooklyn verfügt da über eine wahnsinnige Qualität. Dennoch sind die Warriors für mich noch der größere Geheimtipp. Golden State macht einfach Spaß mit seinem spektakulären Basketball, immer nach vorne, immer draufballern, 25 oder mehr Dreier pro Spiel schießen, diese Offensivpower gefällt mir. Die Warriors haben sensationelle Shooter in ihren Reihen und sie sind vor allem ein junges, ambitioniertes Team, das sich keinen Kopf macht über ein mögliches Scheitern, sondern frei drauf los spielt. Das hat auch viel mit Head Coach Mark Jackson zu tun, den ich persönlich schon immer sehr mochte. Ein klasse Typ. Er schafft es mit seiner Art des Coachings, seinen Spielern sehr viel Selbstvertrauen zu geben. Ich bin gespannt auf die Warriors.

Haruka Gruber: Geht es nur mir so? Oder habe ich was verpasst? Es klingt ja fast so, als ob Brooklyn eine Superduper-Superstar-Truppe beisammen hätte. Klar, der Kader ist respektabel und D-Will spielt endlich so, dass er seinem Maximum-Gehalt halbwegs gerecht wird. Dennoch sollte man nicht in irgendeinen Hype verfallen. So gut D-Will im April war, liegen seine Saisonstats immer noch bei 19 Punkten und knapp 8 Assists - und das für einen Spieler, der sich selbst als einen der weltbesten Basketballer überhaupt sieht. Und der Rest? Lopez blockt mittlerweile sogar und ist offensiv gewohnt stark, aber seine Rebounding-Allergie ist immer noch ausgeprägt. Ich finde es abenteuerlich, wie Flo ihn in einem Atemzug mit Howard zu nennen und das mit dem PER zu argumentieren. Kein General Manager der Welt würde auf die Idee kommen, Howard abzugeben für Lopez. Johnson bleibt für mich der überbezahlteste NBA-Profi. Und Evans in einer Ahnengalerie mit den NBA-Champs Wallace und Rodman? Evans, der in seinen 11 Karrierejahren von der Memphis-Serie 2012 abgesehen in den Playoffs nie besonders auffiel? Geschweige denn jemals die Finals erreicht hat? Zugegeben, nach dem Trainerwechsel hätte ich nicht gedacht, dass sich Brooklyn unter P.J. Carlesimo so schnell konsolidiert. Wobei dessen Siegquote von 64 Prozent auch nicht überbordend gut ist. New Jersey ist eine solide Playoff-Mannschaft - that's it.

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