NBA

Celtics nach erneuter Pleite vor dem Aus

Von Jan-Hendrik Böhmer
Die Boston Celtics stehen nach der dritten Niederlage gegen die Knicks vor dem Aus
© getty

Die Boston Celtics stehen nach einer 76:90-Niederlage gegen die New York Knicks kurz vor dem Playoff-Aus. Beim ersten Heimspiel seit dem Bomben-Anschlag beim Boston-Marathon vor elf Tagen blieb das erhoffte Comeback aus. Ganz im Gegenteil: Carmelo Anthony und Co. dominierten die Partie über weite Strecken nach Belieben.

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Wenn die Celtics im TD Garden spielen, ist das immer etwas Besonders. Kein anders Playoff-Team im Osten ist in der eigenen Arena so viel besser als auswärts. Kein Wunder also, dass man sich in Boston auf einen großen Abend freute. Einen großen und emotionalen Abend. Denn zum ersten Mal seit dem Bomben-Anschlag beim Boston-Marathon vor elf Tagen spielten die Celtics in der eigenen Halle - und brauchten nach zwei Niederlagen zum Auftakt der Serie dringend ein Erfolgserlebnis.

Doch aus dem emotionalen Comeback wurde nichts. Nach einer Schweigeminute für die Opfer und einer anschließenden Ehrung für die Ersthelfer erlebten die Celtics ein Debakel.

Bester Scorer bei den Knicks war Carmelo Anthony, der trotz eines verhältnismäßig verhaltenen Starts am Ende noch auf 26 Punkte kam. Ebenfalls stark: Raymond Felton (15 Punkte, 10 Assists) und J.R. Smith (15 Punkte, 4 Rebounds, 3 Assists), der allerdings nach einem Foul an Jason Terry des Feldes verwiesen wurde.

Bei den Celtics war Jeff Green mit 21 Punkten der beste Spieler, Paul Pierce (17 Punkte, 4 Rebounds, 5 Assists) lief erst im späteren Verlauf des Spiels richtig warm. Kevin Garnett spielte 34 Minuten und kam auf 12 Punkte und 17 Rebounds.

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Die Reaktionen:

Carmelo Anthony (Knicks): "Wir wollten dieses Spiel so angehen, als wäre es das entscheidende - und genau das haben wir getan. Es war nicht leicht, aber wir haben uns die nötige Zeit genommen und sind immer bei der Sache geblieben. Wir wollten auf beiden Seiten des Courts aggressiv sein, wollten hinten zu Stopps kommen und vorne den Ball laufen lassen und dann verwandeln. Genau das haben wir geschafft."

Doc Rivers (Celtics-Coach): "Solche Defensiv-Breakdowns wie heute dürfen wir uns einfach nicht erlauben. Wir hätten dringen Stopps gebraucht, eine starke Defensive - um dann vorne verwandeln zu können. Doch das ist nicht passiert."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Bei den Celtics ist Kevin Garnett weiter angeschlagen. Spielminuten soll er dennoch bekommen und steht auch erneut in der Starting Five. Doc Rivers schickt außerdem Jeff Green, Paul Pierce und Avery Bradley aufs Parkett. Im Vergleich zu Spiel 2 neu dabei ist Jason Terry. Die Knicks mit Carmelo Anthony, Iman Shumpert, Tyson Chandler, Raymond Felton und Pablo Prigioni - und damit keinen Veränderungen.

3.: Terry mit dem Layup! Nach einigen vergebenen Versuchen seiner Kollegen fasst sich der von Coach Rivers neu ins Spiel gebrachte Guard ein Herz und zieht kraftvoll zum Korb. Drin! Auf der anderen Seite aber Pirigioni und Anthony mit Punkten. Insgesamt fällt aber bisher bei beiden Teams wenig. Zwischenstand: 5:4 für die Knicks.

7.: Jetzt ziehen beide Teams das Tempo an. Besonders Pierce und Anthony schießen was das Zeug hält. Einziger Unterschied: Bei den Celtics wollen die Dreier nicht fallen. Fünf Versuche, kein Treffer. Bei den Knicks hat Prigioni alleine bereits zwei versenkt. Knicks deshalb mit sechs Punkten vorne. Bei Boston bekommt Garnett seine erste Pause.

11.: Wow! Felton mit starker Penetration in der Paint - und dann dem völlig überraschenden Lob-Pass raus an die Dreierline zu Smith - und der versenkt sicher von Downtown. Der nächste Dreier - und 7 Punkte Vorsprung für New York.

15.: Boston wieder im Spiel - und das dank eines Dreiers! Nachdem bisher von Downtown bisher nichts fallen wollte, haut Jordan Crawford plötzlich mit auslaufender Shotclock den Rainbow-Shot rein. Ganz feiners Ding. Nur noch 23:26 Knicks.

18.: Und schon ist die Aufholjagd wieder zu Ende! Die Celtics sind viel zu leichtsinnig mit dem Ball, erlauben sich unnötige Turnover. Auf der anderen Seite lassen die Knicks den Ball gut laufen und setzen immer wieder den besser platzierten Teamkollegen ein. Zuletzt Smith mit fünf schnellen Punkten von der Bank. 10:2-Run der Knicks. 36:25 New York.

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24.: Ach komm schon! Kidd mit dem Alley-oop auf Anthony und der lässt den Ball federleicht in den Kob fallen. Highlight. Danach Felton weit, weit Downtown: Drin! 16-Punkte-Führung.

29.: Jetzt wacht der Garden wieder auf! Pierce und Terry mit schnellen Punkten und die Knicks mit einem Zwischenspurt. Allerdings lassen sie sich auch gleich mehrfach wieder den Ball abknöpfen - und befeuern den immer besser ins Spiel komemnden Anthony damit nur noch mehr. Der Vorsprung der Knicks pendelt sich aktuell bei 14 bis 16 Punkten ein.

37.: Da spielen die Celtics schon extrem gute Defense - und dennoch treffen die Knicks. Williams lässt Smith eigentlich keinen Platz, der Angriff scheint schon so gut wie abgewendet. Doch dann steigt Smith hoch und versenkt den 2-Point-Jumper. Genu das ist der Unterschied zwischen beiden Teams. Bei den Knicks fallen auch die harten Würfe. 73:54 Knicks.

42: Die Knicks spielen das hier jetzt ganz locker runter. Sie lassen sich selbst vom Flagrant-Foul-Call gegen Smith nicht aus der Ruhe bringen, nachdem dieser Terry den Ellenbogen ans Kinn gedonnert hatte und daraufhin runter musste. Das Ding ist gelaufen, die Celtics sind damit so gut wie raus. Noch nie ist es einem Team in den Playoffs gelungen, von einem 0:3-Start zurückzukommen.

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Der Star des Spiels: Die Point Gurards der Knicks. Sowohl Pablo Prigioni (9 Punkte) als auch Raymond Felton (15 Punkte, 10 Assists) sorgten immer für Bewegung, zeigten extremen Einsatz und eröffneten ihren Teamkollegen damit immer wieder hervorragende Scoring-Möglichkeiten. Prigioni war zudem besonders zu Beginn von Downtown gefährlich und half damit dabei, eine frühe Führung zu etablieren. Außerdem setzte er mit seinem Einsatz (5 Steals) früh den Ton. Ebenfalls stark: Carmelo Anthony. Der Knicks-Forward war nicht nur der beste Scorer der Partie, sondern leitete auch insgesamt die meisten erfolgreichen Angriffe seines Teams beteiligt. Er zoh häufig Double-Teams und verschaffte seinen Teamlkollegen damit freie Lanes.

Der Flop des Spiels: Paul Pierce. Der Celtics Forward war besonders in der ersten Hälfte schwach. Zwar kam er am Ende noch auf 17 Punkte, doch insgesamt kam von ihm viel zu wenig. Das komplette Spiel der Celtics beruht auf ihm: Spielt er nicht gut, geht bei Boston kaum etwas zusammen. Und genau das war hier der Fall. Besonders eklatant: Wie leichtsinnig er teilweise mit dem Ball umging. Mit 5 Turnovers war er am Ende gut bedient.

Analyse: Wer von den Celtics ein emotionals Aufbäumen erwartet hatte, einen knallharten Kampf vor den heimischen Fans, der sah sich enttäuscht. Ziemlich schnell machten die Knicks klar, dass sie hier voll dagegen halten wollten. Mehr noch, dass sie den Sieg (jedenflls von außen betrachtet) noch mehr wollten. Bei jeder gelungenen Aktion ging das Team mit.

Die Knicks schafften es immer wieder, sich gute Dreier-Chancen herauszuspielen. Entweder durch gute Penetration und anschließende schnelle Pässe nach außen, oder über den Pick-and-Roll. Wenn dann auch noch zwischenzeitlich die Hälfte der Versuche von Downtown fallen, so wie im ersten Viertel, dann ist das ein nicht zu verachtender Vorteil.

Besonders Prigioni und Novak waren von Downtown gefährlich, was die Celtics in der Defense dazu zwang, einen zusätzlichen Schritt nach außen zu machen. Das nutzte besonders Felton, um immer wieder einen Teamkollegen in der Paint in Szene zu setzen. Insgesamt beeindruckten die Knicks durch ihr selbstloses Spiel. Immer wieder wurde der besser platzierte Teamkollege gesucht - und gefunden.

Anthony, der eigentlich von Bass gut verteidigt wurde, war mit fortschreitendem Spielverlauf einfach nicht zu halten. Sein Pull-up Jumper war schlichtweg nicht zu verteidigen. Immer wieder schaffte er es, den minimalen Raum, der ihm blieb, zum Shot zu nutzen.

Anders die Situation bei den Celtics. Die machten sich selbst das Leben mit leichtsinnigen Turnovers und vergebenen Layups unnötig schwer und hatten im Anschliss erneut Probleme damit, sich von einem größeren Rückstand zu erholen.

Da das Outside-Shooting besonders zu Beginn überhaupt nciht funktionieren wollte (1-6 im ersten Viertel), zogen Green und Bradley in die Paint. Mit eher durchwachsenem Erfolg. New York spielte gute Defense. Oft fanden die Celtics schlichtweg keine Anspielstation und mussten mit auslaufender Shotclock den Ball irgendwie in Richtung Korb bringen. Zwischenzeitlich musste Green sogar aus völlig aussichtsloser Position mit einer Hand in Richtung Korb werfen - traf aber nicht einmal das Brett.

Für die Celtics wird es damit extrem eng - noch nie hat es ein Team in den Playoffs nach einem 0:3-Start noch in die nächste Runde geschafft. Am Sonntag könnte im TD Garden damit eine Ära zuende gehen. Sollte Boston auch hier verlieren, wird es wohl das letzte Spiel von Garnett und Pierce im Dress der Celtics gewesen sein.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick