NBA

Das lange Warten auf Derrick Rose

Von Philipp Dornhegge
Wohin mit der Kugel? Dwyane Wade hatte gegen Chicago Probleme mit der Ballkontrolle
© Getty

Die Miami Heat (38-14) haben ihre aktuelle Serie mit einer Klatsche für die Chicago Bulls (31-23) auf neun Siege in Folge geschraubt. Im United Center fuhr der Meister ein 86:67 (BOXSCORE) ein.

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LeBron James war mit 26 Punkten Topscorer der Partie und griff zudem 12 Rebounds ab, Dwyane Wade steuerte 17 Zähler bei. Ebenfalls zweistellig punkteten Chris Bosh (12) und Ray Allen (11).

Die Bulls, die nur 37 Prozent ihrer Würfe trafen und katastrophale 26 Turnover produzierten, hatten den erfolgreichsten Punktesammler in Nate Robinson, den besten Spieler aber in Carlos Boozer (12 Punkte, 11 Rebounds).

Joakim Noah verpasste ein Triple-Double (11 Punkte, 8 Rebounds, 8 Assists).

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Die Reaktionen:

LeBron James (Heat): "Es ist im Prinzip nur ein weiterer Sieg in einer langen Saison, der Gegner spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist, dass wir wieder ein Stück besser geworden sind. Und wir werden weiter an uns arbeiten."

Tom Thibodeau (Trainer Bulls): "Wir waren schlampig und hatten keine Energie. Wir konnten unsere Chancen nicht nutzen, und haben dem Gegner das Leben mit unseren Ballverlusten leicht gemacht."

Chris Bosh (Heat): "Wir sind mit einer Vision davon zusammengekommen, wie dieses Team spielen soll. Aber momentan gibt es keine Grenzen. Wir können immer noch besser werden. Um in den Playoffs erfolgreich zu sein, müssen wir das aber auch."

Reggie Rose, Bruder und Manager von Derrick Rose, vor dem Spiel: "Es ist frustrierend zu sehen, wie sich mein Bruder für diese Mannschaft aufopfert und wie er sich schindet, und dann zu merken, dass die Franchise ihm nicht das nötige Talent zur Seite stellt."

Derrick Rose (Bulls) als Reaktion auf seinen Bruder: "Ich hatte immer das Gefühl, dass sich die Ziele der Bulls mit meinen decken. Und das heißt, dass wir alle eine weitere Meisterschaft nach Chicago holen wollen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Bulls mit ihrer aktuellen Stammformation aus Robinson, Hamilton, Deng, Boozer und Noah. Miami startet mit Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh.

4.: Die Bulls schon mit zwei teuren Ballverlusten gegen James, der dann das Spiel schnell macht und so für Fastbreak-Punkte sorgt. So macht man es dem Meister natürlich leicht. 10:4 Heat.

8.: Jetzt ist Chicago da - und gibt den Heat etwas von ihrer eigenen Medizin. Zwei Steals in Folge - allein Wade hat schon drei Ballverluste auf dem Konto - und Robinson und Noah bringen den Gastgeber mit Layups in Führung. 15:13 Bulls.

11.: Wunderschöner Hesitation Move von Robinson! Mit ablaufender Shot Clock bekommt er an der Baseline den Ball, zieht an seinem Gegner vorbei und nimmt es mit James auf. Der kleine Spielmacher springt, wechselt in der Luft die Hand von rechts nach links und schließt akrobatisch ab. 21:20 Heat.

18.: Schon etwas anstrengend, diese erste Hälfte. Miami mit 9 Turnover, Chicago mit 13. Ein Zug zum Korb von Cole, der per Dunk abschließt, entschädigt da nur geringfügig. Die Heat aktuell klar besser, 34:28.

23.: Fünf Minuten waren die Bulls ohne Field Goal geblieben, ehe Boozer mit einem erfolgreichen Jumper den Bann bricht - und Miamis 15:1-Lauf beendet. Die Gäste führen mit 41:31.

29.: Wilde Sequenz! Nach einem weiteren Ballverlust der Bulls sind die Heat auf und davon, aber LeBron verliert beim Dunkversuch den Ball. Auf der anderen Seite versemmeln die Bulls drei Würfe in Folge, ehe Miami den nächsten Fastbreak startet. Diesmal zieht Wade zum Korb, doch auch er kann punkten. Und das alles passiert innerhalb weniger Sekunden! Miami weiter vorn, 54:41.

36.: Frustrierendes Spiel für jeden Bulls-Fan, und inzwischen auch für die Spieler. Da werden offene Würfe versemmelt, Fastbreaks ungenutzt gelassen und dazu fallen viele Pfiffe unglücklich aus. Über Gibsons Offensivfoul gegen Battier regt sich Noah derart auf, dass ihm die Refs ein Technisches Foul anhängen. Immerhin gelingt Deng kurz vor Viertelende mal ein Korbleger. 65:54 Heat, gelaufen ist die Partie noch nicht.

38.: Wade nutzt Andersens Block, um Deng loszuwerden, und zeigt dann gegen Noah einen wunderbaren Spin Move. Leichter Layup für Flash, 70:56 für die Heat.

41.: Der nächste schlampige Pass, diesmal von Belinelli an der Dreierlinie. Der Italiener war der letzte Mann, sodass Cole nach seinem Steal sofort Eins-gegen-Null zum Korb ziehen kann. 74:58 Heat.

46.: Cole mit einem hübschen Floater, die Heat-Führung beträgt 19 Punkte. 84:65 für die Gäste, beide Coaches schicken ihre Reservisten auf das Parkett. Das Spiel ist natürlich gelaufen.

Chicago Bulls vs. Miami Heat: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: LeBron James. In einem Spiel, in dem sich viele Spieler schwer taten, war James die große Konstante in der Offense. Wie schon die ganze Saison warf der Superstar hochprozentig (11/15) und hatte nebenbei noch Zeit, 12 Rebounds abzugreifen und 7 Assists zu verteilen.

Der Flop des Spiels: Luol Deng. Der Brite ist ein exzellenter Verteidiger und tat auch gegen LeBron James sein Möglichstes. Dass er James nicht stoppen konnte, war ärgerlich, aber nichts Besonderes. Schlimmer für die Bulls war die Ineffektivität Dengs in der Offense. Er traf nur 3 seiner 12 Würfe, obwohl er vor allem offene Jumper nahm. Chicago fand offensiv nie seinen Rhythmus, leichte Punkte hätten da so gut getan.

Analyse: Nur einen Tag nach dem Comeback-Sieg bei den Atlanta Hawks mussten die Miami Heat schon wieder ran. Und mit ein wenig Müdigkeit in den Knochen gibt es sicher angenehmere Gegner als die Chicago Bulls, die das Fehlen ihres Superstars Derrick Rose vor allem mit noch mehr Energie, noch mehr Einsatz und noch mehr Kampf wettmachen.

Rose war vor dem Tip-Off erneut beim Shootaround dabei, machte dabei einen hervorragenden Eindruck und versicherte - ohne sich auf einen Zeitpunkt für ein Comeback festzulegen -, dass er jeden Tag mehr Selbstvertrauen entwickle.

Dieses Selbstvertrauen fehlte dem Rest des Teams anfangs, als es vor allem bei Fastbreaks immer wieder zögerlich zum Korb zog und dabei vor allem Ballverluste produzierte, anstatt leichte Punkte zu ergattern. Daraus resultierten wiederum Chancen für Miami, das Spiel schnell zu machen.

Doch auch die Gäste gaben nicht sorgsam genug auf den Spalding acht und verdaddelten viele ihrer Möglichkeiten. Am Ende des ersten Viertels hatten beide Teams jeweils acht Ballverluste auf dem Konto - viel zu viel für zwei Teams, die um den Titel mitspielen wollen.

Im zweiten Viertel bekam Miami seine Probleme in den Griff, Chicago dagegen nicht. Die Bulls verursachen im Schnitt 14,7 Ballverluste, ohnehin schon ein mittelmäßiger Wert im Ligavergleich. Gegen die Heat hatten sie allein in Hälfte eins 16.

Das war nicht nur schlecht, sondern auch die denkbar einfachste Erklärung dafür, dass der Meister vor der Halbzeit langsam davon zog. Man konnte Chicago in der Folge nicht absprechen, dass es kämpfte und sich reinhängte. Die Defense war durchaus ordentlich. Aber offensiv fehlte jeglicher Rhythmus.

Carlos Boozer war die einzige verlässliche Scoring-Option der Bulls, doch die Heat machten einen sehr ordentlichen Job dabei, die Versuche des Power Forwards zu limitieren. Und sie sahen am Brett viel besser aus als beim Duell im Januar, als Chicago auswärts den Rebound-Kampf deutlich für sich entschied (48:28).

Diesmal war der Vorsprung überschaubar (39:36), und so schenkte Miami fast keine leichten Punkte ab. In der zweiten Hälfte wirkte Chicago zeitweise wie das Team, das am Vorabend ein Spiel absolvieren musste. Die Heat hatten viel mehr Energie, waren gedanklich und physisch immer einen Schritt schneller und nahmen dem Gegner mit ihrer exzellenten Team Defense die Luft zum atmen.

Schon Mitte des vierten Viertels war die Partie entschieden, 67 gegnerische Punkte waren am Ende die beste Bilanz, die Miami in der Defensive in der bisherigen Saison vorzuweisen hat.

In Philadelphia will der Meister am Samstag seine Serie auf zehn Siege in Folge ausbauen, Chicago hat gegen Charlotte die Chance, die miese Februar-Bilanz (3-6) aufzubessern.

Ergebnisse und Spielplan im Überblick

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