NBA

Allen-Rückkehr und andere Probleme

Von Max Marbeiter
Ray Allen (l.) kehrt zum ersten Mal in den TD Garden zurück
© Getty

Das Duell zwischen den Celtics und Heat steht ganz (19 Uhr im kostenlosen LIVE-STREAM bei SPOX) im Zeichen der Rückkehr von Ray Allen nach Boston. Während Meister Miami die Eastern Conference souverän anführt, plagen die Truppe von Doc Rivers allerdings ganz andere Sorgen.
 

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Es gäbe genug Geschichten rund um das Duell der Boston Celtics gegen Meister Miami. Die über die letzten Jahre gewachsene Rivalität, Miamis Championship-Hangover oder natürlich die bislang enttäuschenden Leistungen der Celtics. Dennoch überstrahlt ein Thema das Aufeinandertreffen der beiden erfolgreichsten Ost-Teams der vergangenen Jahre. Ray Allen ist zurück in Boston - ausgerechnet im Trikot der Miami Heat, dem rund um den TD Garden eher weniger beliebten Rivalen aus Florida.

Zwar beschäftigte der Howard-Trade im Sommer die gesamte Liga, wohl kaum eine Personalie war jedoch derart emotionsbeladen wie die Unterschrift von Free Agent Ray Allen in Miami. Trotz eines lukrativen Angebots der Celtics entschied sich der Dreierspezialist damals für einen Wechsel zu den Heat.

Seither herrscht Eiszeit. Speziell der Guard hielt sich mit Sympathiebekundungen in Richtung der alten Heimat zurück. Zu sehr hatten ihn regelmäßig aufkommende Tradegerüchte um seine Person verärgert, zu unzufrieden war er mit seinen immer geringer werdenden Spielanteilen.

Allen: "Werde Momente immer in Ehren halten"

Einen freundlichen Empfang darf Allen bei seiner Rückkehr deshalb wohl nicht erwarten. "Meine Gefühle werden sich nicht ändern, egal wie sie reagieren", gibt er sich betont zurückhaltend. "Ich habe einige tolle Erinnerungen, habe große Spiele gespielt und einige große Spiele gewonnen. Diese Momente werde ich immer in Ehren halten."

Die Reaktion der Fans ist das eine, die der Mannschaft das andere. Beim ersten Aufeinandertreffen in Miami ließ Kevin Garnett seinen ehemaligen Teamkollegen die volle Wucht seiner neugewonnenen Abneigung spüren. Inzwischen dürften sich die Celtics allerdings mit ihren anderen, weit schwerwiegenderen Problemen beschäftigen.

Wollte man den bisherigen Saisonverlauf beschreiben, es genügte lediglich ein Wort: enttäuschend. Die im Sommer hocheingeschätzten Neuzugänge um Jason Terry, Courtney Lee sowie den nach einer Herz-OP zurückgekehrten Jeff Green erfüllen die Erwartungen bislang nicht.

Boston mit negativer Bilanz

Mit einer negativen Bilanz belegen die Celtics momentan Rang acht im Osten. Setzt sich der Negativtrend der letzten Wochen fort, droht im Ernstfall sogar das Verpassen der Playoffs. Dabei schien es, als hätte sich das Team nach sechs Siegen in Folge etwas gefangen, als hätte es endlich an Stabilität gewonnen.

Auf die Siegesserie folgte zuletzt allerdings eine ebenso lang anhaltende Pleitenserie. Am Freitag gegen Atlanta verspielten die Celtics einen 27-Punkte-Vorsprung - und verloren am Ende nach Verlängerung.

Der Mannschaft gelingt es schlicht zu selten, ihr zweifelsfrei vorhandenes Potential auszuschöpfen. "Das ist genau der Grund, weshalb wir stehen, wo wir stehen", sagte Coach Doc Rivers nach dem Spiel. "Ich sehe das Talent in der Kabine, wir spielen 1,5 Viertel lang perfekten Basketball, wollen dann aber nur noch das Nötigste machen. Wir bewegen den Ball nicht mehr gut und machen in der Defense, was wir wollen."

Steht ein Trade bevor?

Ob solcher Schwächen wirkt selbst Rivers, einer der renommiertesten Trainer der Liga, ein wenig ratlos. So ratlos, dass er seinen Spielern nach einer blamablen Vorstellung in Detroit unlängst öffentlich mit Trades drohte.

Tatsächlich werden mögliche Tradeszenarien rund um Boston bereits seit Saisonbeginn diskutiert. Schließlich fehlt es dem Kader speziell auf den großen Positionen deutlich an Tiefe. Bekommt Kevin Garnett eine seiner, mit 36 Jahren unabdingbaren Pausen, bricht die Defense der Celtics beinahe in sich zusammen.

Dazu zählt der Rekordmeister mit nur 39,5 Rebounds pro Spiel zu den schwächsten Rebounding-Teams der Liga - einzig Miami reboundet noch schlechter. Rookie Jared Sullinger sichert sich in nur 20 Minuten 6 Bretter und ist damit hinter Garnett zweitbester Rebounder des Teams. Point Guard (!) Rajon Rondo (4,4 Rebounds) folgt auf Rang vier.

Kaum überraschend wird deshalb immer wieder spekuliert, Boston könnte versuchen, noch vor der Trading-Deadline einen potenten Big Man zu verpflichten. DeMarcus Cousins wird immer wieder als möglicher Wunschspieler genannt. Tatsächlich brächte der Center (17,6 Punkte, 10,3 Rebounds) den Celtics die so ersehnte Präsenz im Low-Post. Allerdings werden die Kings trotz Cousins' Eskapaden nicht müde zu betonen, ihren Center keinesfalls abgeben zu wollen.

Kaum Chancen bei Cousins - Interesse an Redick?

Ohnehin wäre ein Trade dieser Größenordnung nur schwer zu stemmen. Denn während Boston wohl ein Paket aus den bislang größten Enttäuschungen (Terry und Brandon Bass) plus Courtney Lee schnüren wollen würde, fordern andere Teams mindestens die Zugabe von Jared Sullinger oder Avery Bradley.

Allerdings überzeugt der Rookie bislang als einer der wenigen Kelten auf ganzer Linie, während Bradley bereits in den ersten Spielen nach seiner langen Verletzungspause (Schulter-OP) die Defense stabilisierte.

Einen Big Man von der Klasse eine Cousins zu bekommen, dürfte also schwierig werden. Deshalb will sich Danny Ainge nun der anderen Schwachstelle im Kader annehmen: der Quote von Downtown. Eigentlich hätte Jason Terry Ray Allens Lücke füllen sollen. Allerdings erzielte der Ex-Mav seit seiner Rookie-Saison nie weniger Punkte (9,8) und trifft dazu lediglich 35 Prozent seiner Versuche von jenseits des Perimeters.

Dazu erfüllt auch Courtney Lee die Erwartungen bislang nicht, weshalb nun angeblich J.J. Redick in den Fokus der Celtics gerückt ist. Hatte der Shooter zu Beginn seiner Karriere noch arge Probleme, seinen Platz in der Liga zu finden, legt er in dieser Saison mit 14,9 Punkten und 40 Prozent von Downtown beeindruckende Werte auf und hat sich dazu noch zu einem passablen Verteidiger entwickelt.

Miami im Soll

Diese Attribute machen den Shooting Guard der Orlando Magic durchaus interessant. Schließlich funktioniert das Spacing bei den Celtics angesichts von nur 16,2 Dreierversuchen pro Spiel, von denen nur 33,4 Prozent ihr Ziel finden, mehr schlecht als recht.

Ein potenter Shooter könnte zum einen Paul Pierce, der in den letzten Spielen stark mit seinem Wurf zu kämpfen hatte, entlasten und zum anderen Kevin Garnett wieder tiefer in die Zone rücken lassen.

Ob ein solcher Trade schlussendlich zustande kommt, ist nicht klar. Klar ist jedoch, dass sich Boston ordentlich steigern muss, will es gegen den Meister eine ernsthafte Chance auf den Sieg haben. Schließlich haben sich die Heat nach zwischenzeitlichen Problemen zuletzt wieder gefangen, vier Spiele in Folge gewonnen und führen die Eastern Conference souverän an.

Geht es um den reinen Erfolg, hat Ray Allen mit seinem Wechsel also durchaus die richtige Entscheidung getroffen. Allerdings werden die Celtics-Fans wohl nur wenig Verständnis für den Karriereplan ihres ehemaligen Lieblings aufbringen.

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