NBA

Jennings sticht Holiday aus - Warten auf Bynum

Von Max Marbeiter
Brandon Jennings entschied das Point-Guard-Duell gegen Jrue Holiday für sich
© Getty

Die Philadelphia 76ers (17-25) verlieren die Playoffs zusehends aus den Augen. Durch das 102:110 bei den Milwaukee Bucks (22-18) haben die Sixers nun acht der letzten elf Spiele verloren. Auch All-Star-Kandidat Jrue Holiday blieb diesmal blass. Positiv: Andrew Bynum untermauert seine Comeback-Pläne.

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Milwaukee wirkt unter Jim Boylan inzwischen beinahe unbezwingbar. Sechs der acht Spiele, seit Boylan das Amt des Head-Coachs von Scott Skiles übernahm, haben die Bucks nun bereits gewonnen. Dass gegen Philadelphia am Ende abermals der Sieg stand, hatte in erster Linie einen Grund: Ersan Ilyasova.

Der Türke war mit 27 Punkten nicht nur Topscorer der Partie, 16 Rebounds bedeuten zudem Saisonbestleistung. Nach anfänglichen Schwierigkeiten lieferte auch Brandon Jennings gewohnt starke Zahlen (25 Punkte, 7 Assists). Monta Ellis wusste mit einem Double-Double zu überzeugen (7/10, 18 Punkte, 10 Assists).

Für die Sixers lieferte Evan Turner ein starkes Allround-Game (23 Punkte, 7 Assists, 6 Rebounds). Jrue Holiday hatte dagegen arge Probleme mit seinem Wurf (3/12, 9 Punkte), leistete sich 8 Ballverluste, verteilte aber immerhin 12 Assists.

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Die Reaktionen:

Jim Boylan (Bucks) über Ersan Ilyasova: "Er hat die Gabe sich den Ball beim Rebound selbst in die Arme zu tippen und dann zu punkten. Wenn man sich Ersan anschaut, sieht man nicht den größten Athleten, aber beim Rebounding geht es um Entschlossenheit. Wenn er entschlossen ist, den Ball zu bekommen, bekommt er ihn auch."

Brandon Jennings (Bucks): "Momentan läuft alles gut. Wir spielen mit viel Selbstvertrauen. Das war ein großer Sieg für uns, da wir in der Vergangenheit nach einigen Siegen oft gegen Teams verloren haben, gegen die wir eigentlich nicht verlieren sollten."

Doug Collins (Sixers): "Das erste Viertel schon wieder. Wir lagen schnell zehn Punkte zurück und dann mussten wir eben das gesamte Spiel hinterherlaufen. Wir müssem den Ball gut laufen lassen, uns gegenseitig helfen und in der Defense miteinander sprechen. Wir sind nicht gut genug, um es allein zu schaffen. Wir müssen zusammenarbeiten."

Nick Young (Sixers): "Wir müssen herausfinden, was los ist, zusammenkommen und als Team zusammenbleiben. Wir kennen das Problem. Wir mussten uns in jedem Spiel zurückkämpfen. Wenn wir gleich am Anfang ein paar Würfe treffen würden, unseren Rhythmus finden würden, wäre es ein ganz anderes Spiel."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Die Bucks starten wenig überraschend mit ihrem Star-Backcourt, bestehend aus Monta Ellis und Brandon Jennings. Luc Richard Mbah a Moute, Ersan Ilyasova und Larry Sanders komplettieren die erste Fünf.

Doug Coullins schickt in Abwesenheit von Jason Richradson Royal Ivey gemeinsam mit Jrue Holiday, Evan Turner, Thaddeus Young und Lavoy Allen zum Tipoff aufs Parkett.

5.: Beide Teams sind noch nicht so recht im Spiel angekommen. Ballverluste. Fehlwürfe. Es läuft kaum etwas zusammen. Und so muss Brandon Jennings mit Ablauf der Shotclock von ganz weit draußen draufhalten. Airball!

7.: Hinten entreißt Ilyasova Thaddeus Young den Ball und vorne vollendet das Backcourt-Duo. Ellis spielt von der Dreierlinie den einhändigen Bounce-Pass quer durch die Zone auf den cuttenden Jennings. Reverse-Lay-Up - 12:6 Bucks!

12.: Gute Defense-Rotation bei Milwaukee. Am Ende bekommt Wright zwar den schweren Wurf los, doch der Rebound landet bei den Bucks. Ellis bringt den Ball und spielt auf Dunleavy, der am Perimeter direkt hochsteigt - for three! 27-17 Milwaukee!

17.: Zwar vergibt Nick Young in bester Sixers-Manier (Philadelphia schießt nur 33 Prozent aus dem Feld) den offenen Dreier aus der Ecke, insgesamt ist der Gast inzwischen aber besser im Spiel - der Defense sei Dank. Als Young beim nächsten Versuch dann auch noch von Downtown trifft, schmilzt Milwaukees Vorsprung auf 5 Zähler zusammen.

22.: Monta Ellis bringt bislang das volle Programm. Assists. Rebounds - und jetzt den Running-Jumper für seine Punkte 7 und 8. Evan Turner antwortet jedoch von draußen - 50:42 Bucks!

29.: Hawes beendet einen 8:0-Run der Bucks. Auf der anderen Seite bekommt Milwaukee den Wurf nicht innerhalb von 24 Sekunden los. Also bringt Turner die Sixers per Dreier aus der Ecke wieder bis auf 9 Zähler heran.

35.: Die Bucks halten den Vorsprung derzeit konstant bei plus-minus 10 Punkten. Ellis bringt Milwaukee mit einem etwas wild anmutenden Off-Balance-Jumper mit 81:69 in Front.

40.: Lange haderte Jennings mit seinem Wurf, nur um im vierten Viertel langsam, aber sicher heißzulaufen. Erst trifft der Aufbau von Downtown und bleibt dann auch noch von der Linie eiskalt - 90:82 Bucks!

45.: Philly hält sich durch starke Defense und gute Rebound-Arbeit im Spiel. Jennings und Ilyasova sorgen allerdings dafür, dass die Sixers erst gar nicht auf die Idee kommen, einen echten Run zu starten. Per softem Mid-Range-Jumper stellt der Türke auf 101:92 aus Milwaukee-Sicht.

Der Star des Spiels: Ersan Ilyasova. Legt der Türke mehr als 10 Punkte auf, können die Bucks eigentlich nicht verlieren (13-4). Gegen die Sixers überbot Ilyasova diese Marke deutlich (27 Punkte). Dazu arbeitete der Forward unter beiden Körben unermüdlich, kämpfte um jeden einzelnen Rebound und belohnte sich am Ende mit 16 Brettern (Season-High). 1 Block sowie 3 Steals runden Ilyasovas starke Allround-Performance ab.

Der Flop des Spiels: Larry Sanders. Beeindruckend sind die Sixers am Brett derzeit wahrlich nicht aufgestellt. Dennoch bekam der Bucks-Center offensiv wie defensiv kaum etwas zustande. 4/10 sind bei Abschlüssen in Brettnähe schon nicht beeindruckend, noch verheerender sind allerdings lediglich 5 Rebounds in 32 Minuten. Die Konsequenz: Trotz Ilyasovas 16 Rebounds sicherten sich die Sixers überraschend die Hoheit am Brett.

Analyse: Gerade zu Beginn verkam die Partie zu einem wilden Shootout. Ein überhasteter Jumper hier, schlechte Wurfauswahl dort. Nach vier Minuten standen die Bucks bei 3/9 aus dem Feld, Philadelphia gar bei 2/12. Während sich Milwaukee schließlich allerdings auf kontrollierteres Setplay besann, seine Quoten so nach oben trieb, verließen sich die Sixers weiter auf Würfe aus der Mitteldistanz. Ohne Erfolg.

Auch All-Star-Kandidat Jrue Holiday fand einfach keinen Rhythmus, stattdessen aber Wege und Möglichkeiten, das Spiel anderweitig zu beeinflussen. Der Point Guard attackierte immer wieder den Korb und legte dann auf den besser postierten Mitspieler ab (12 Assists), den Spalding teilweise jedoch auch in die Hände der Bucks (8 Turnover).

Generell versuchten die Sixers ob ihrer schwachen Wurfausbeute vermehrt, nah am Brett zu Punkten zu kommen. Allerdings verteidigten die Bucks die eigene Zone durchaus effektiv (5 Blocks), ermöglichten Philly so zunächst kaum einfache Abschlüsse in Korbnähe. Speziell Ersan Ilyasova rackerte an beiden Enden des Courts unermüdlich (16 Rebounds, 3 Steals).

Aufseiten der Sixers wurde über weite Strecken dagegen abermals deutlich, dass es ohne Andrew Bynum schlicht an Scoringpräsenz in der Zone mangelt. Immerhin bestätigte der Center zuletzt erneut, inzwischen keine Schmerzen mehr in seinen Knien zu verspüren und tatsächlich um den All-Star-Break herum zurückkehren zu wollen. Ohne seinen Schlüssel zum Zonen-Glück verlegte sich Philadelphia zusehends auf den Wurf aus der Distanz - und traf von Downtown hochprozentiger als generell aus dem Feld (66,7 Prozent zu 37,7 Prozent, am Ende 50 zu 44,2).

Die Bucks legten dagegen grundsätzlich starke Quoten auf (51,9 Prozent aus dem Feld, 43,8 Prozent Dreier) und enteilten zeitweise auf 14 Punkte. Dabei fand Brandon Jennings lange keinen Rhythmus, verlegte sich dafür aber auf intensive Defense gegen Holiday, nur um in der entscheidenden Phase auch offensiv wieder entscheidend in Erscheinung zu treten.

Dass Philadelphia dennoch noch einmal zurückkam, am Ende sogar durchaus Siegchancen besaß, lag zum einen an der im Schlussviertel deutlich konsequenter zupackenden Defense, zum anderen an der Reboundüberlegenheit der Sixers (46 zu 38). Trotz allem stand schließlich die 19. Niederlage aus den letzten 26 Spielen. Damit rückt die Playoff-Teilnahme für Philly in immer weitere Ferne.

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