NBA

Die Geburtsstunde eines All-Stars

Von Philipp Dornhegge
Miamis Dwyane Wade war Topscorer, aber Indianas Paul George der beste Spieler der Partie
© Getty

Die Miami Heat (23-10) haben das erste Wiedersehen mit den Indiana Pacers (21-14) seit dem spannenden Zweitrundenduell der letztjährigen Playoffs verloren. Im Bankers Life Fieldhouse zu Indianapolis verlor der Champion mit 77:87.

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Superstar LeBron James lieferte gewohnt starke Zahlen ab (22 Punkte, 10 Rebounds), verlor aber trotzdem das Duell mit Paul George (29 Punkte, 11 Rebounds). Für Miami war es die vierte Pleite in den letzten sieben Spielen.

Topscorer der Partie war Dwyane Wade (30), Chris Bosh kam auf 14 Zähler.

Für die starken Pacers verbuchte David West bei deren achtem Sieg aus den letzten zehn Spielen ein Double-Double (14 Punkte, 11 Rebounds), Lance Stephenson erzielte 13 Punkte, Roy Hibbert griff 14 Rebounds ab.

Die Reaktionen:

Paul George (Pacers) über...

... das Duell mit LeBron James: "Letztes Jahr hatte ich noch Probleme gegen diese Jungs. LeBron hat mich auch heute hart verteidigt, aber ich war in der Lage, mich freizuspielen. Für mich war das ein großer Test, den ich unbedingt wollte."

... den 55:36-Vorteil bei den Rebounds: "Darauf haben wir natürlich den Fokus gelegt. So gut Miami ist, sie haben ihre Probleme an den Brettern. Wir sind ein großes Team. Und wir wussten, dass wir die Rebounds brauchen."

LeBron James (Heat) über Paul George: "Er spielt mit viel Selbstvertrauen. Danny Grangers Verletzung hat ihm die Möglichkeit gegeben, sich in den Vordergrund zu spielen."

David West (Pacers): "Das war ein toller Sieg über ein gutes Team. Aber wir dürfen wegen eines Spiels nicht abheben."

Erik Spoelstra (Trainer Heat): "Offensiv hatten wir keinen guten Rhythmus. Das werde ich mir noch mal genau ansehen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Die Pacers spielen die ganze Saison schon ohne Granger (Knie), George spielt deshalb als Small Forward, Stephenson auf der Zwei. Dazu starten mit Hill, West und Hibbert arrivierte Kräfte.

Miami ebenfalls mit einer klassischen Aufstellung aus Chalmers, Wade, James, Haslem und Bosh.

4.: Stephenson steht hier zu Beginn im Mittelpunkt. In der Offense hat er schon zwei Würfe versenkt, in der Defense wird er allerdings im Lowpost wiederholt von Wade vernascht. Aber jetzt spritzt er einmal an der Dreierlinie gut dazwischen, schlägt Wade den Ball ans Bein - Turnover Heat. Und dann macht er gleich die nächsten Punkte! 8:7 Pacers.

12.: James hat bisher Probleme mit der Größe der Pacers. George verteidigt ihn stark, beim Zug zum Korb kommt schnelle Hilfe. Bisher ist James nur 2-6, beim letzten Layup wird er immerhin von Mahinmi gefoult. Aber: James versemmelt beide Freiwürfe, 20:19 Pacers.

16.: Showtime! Green täuscht gegen Allen an, zieht dann völlig frei die Baseline entlang zum Korb. Augustin mit perfektem Timing beim Pass, Green stopft die Kugel per Alley-Oop-Dunk durch die Reuse. Erster Treffer nach zuletzt sieben Fahrkarten der Gastgeber, Hansbrough und Mahinmi legen nach. 26:19 Pacers, der Meister noch ohne Punkt im zweiten Viertel.

18.: Wade hält seine Truppe allein im Spiel. Zweiter Dreier für den Superstar, 13 von 28 Heat-Punkten gehen auf Wades Konto. 34:28 Pacers.

23.: Noch ein Dreier von Wade! Der hatte in der ganzen Saison erst neun getroffen, jetzt sind es in diesem Spiel schon drei. Wade verkürzt weiter, nur noch 38:37 Pacers.

28.: Ganz mieser Start der Hausherren in die zweite Hälfte. Indiana trifft keinen Möbelwagen, wirkt dazu in der Defense einen Schritt langsamer als in Halbzeit eins. Chalmers erhöht per Dreier auf 51:44 Heat.

31.: Stephenson for threeeee! Gaaanz langer Dreier des Shooting Guards, nachdem er zwei Angriff zuvor schon einen versenkt und selbst West aus der Distanz getroffen hatte. Indiana reagiert auf Miamis 9:2-Start in die zweite Hälfte mit einem 11:2-Lauf. 55:53 Pacers.

35.: Wow, hier werden die Lichter ausgeschossen! Erst Wade, dann Stephenson und jetzt George. Nach zwei Dreiern hintereinander hat der Forward zwölf Punkte im dritten Viertel gesammelt, die Pacers führen plötzlich wieder mit zehn Punkten. 67:57.

39.: George lässt James in der Defense wie einen Schuljungen aussehen. Mit vorzüglichem Drive narrt er den MVP und macht die nächsten Punkte. Miami ist auch im vierten Viertel gleich wieder hinten dran. 73:60 Pacers.

41.: Über 16 Minuten in der zweiten Halbzeit hat es gedauert, ehe Wade mal wieder ein Lebenszeichen abgibt. Mit zwei Freiwürfen verkürzt er noch mal auf 65:78, hier ist die Messe noch nicht gelesen.

47.: Stephenson überdreht völlig. Mit dem Gefühl des sicheren Sieges im Rücken nimmt er vier dumme Würfe in Folge, Indiana hat seit drei Minuten nicht gepunktet. Wade geht an die Linie und verkürzt noch mal, 82:74 Pacers.

Der Star des Spiels: Paul George. Defense, Reboundarbeit, Scoring: Der Swingman spielt seit Wochen wie ein All-Star. Wer Indiana nicht oft sieht, sollte sich die Mühe mal machen.

Praktisch von Spiel zu Spiel wird der Youngster besser, gegen Miami stach er nun Superstar LeBron James aus. George lieferte das totale Paket aus Distanzwürfen, Zug zum Korb und solidem Low-Post-Spiel - und zwang James zu sieben Turnovern.

Der Flop des Spiels: Ray Allen. Einer der größten Shooter der NBA-Geschichte: eiskalt. Der Veteran wurde von Miami geholt, um wichtige Würfe aus der Distanz zu versenken, gegen Indiana produzierte er nur Fahrkarten.

Allen schoss 0 von 5 aus dem Feld und war in der Defense völlig überfordert. In der Hoffnung, das Spiel am Ende doch noch zu gewinnen, vertraute Coach Erik Spoelstra Mike Miller mehr als Allen.

George Hill spielte auf Seiten der Pacers ganz schwach, war aber - wie sich später herausstellte - gesundheitlich stark angeschlagen.

Die Analyse: Die Pacers hatten Miami in den Playoffs 2012 in Runde zwei über dreieinhalb Spiele alles abverlangt, ehe der spätere Meister aufdrehte und Indiana einbrach. Doch für die Zukunft ließ diese Serie viel Gutes, vielleicht sogar eine Neuauflage in den Playoffs 2013, erhoffen.

Im ersten Regular-Season-Duell seitdem gab es allerdings drei große Unterschiede: Zum einen fehlte Indianas Topscorer Danny Granger, der seinem Team auch in der Defense ganz andere Möglichkeiten gibt.

Granger hatte seinerzeit LeBron James stark verteidigt, Paul George wiederum Dwyane Wade. Nun musste George gegen James ran, der kleinere Lance Stephenson gegen Wade. Und dieser Stephenson kam offensiv zwar gut rein, hatte aber große Mühe mit Miamis Nummer-Zwei-Option: Wade machte sieben der ersten elf Gästepunkte und hing Stephenson früh zwei Fouls an.

Der zweite Unterschied war die Anwesenheit von Chris Bosh, der große Teile der Playoffs mit einer Verletzung verpasst hatte. Bosh zog Roy Hibbert aus der Zone und machte das Feld breit, was Wade und James viel Raum zum Operieren gab.

Allerdings traten beide Faktoren immer mehr in den Hintergrund, je länger das Spiel dauerte. Indiana hat die beste Defense der Liga und stellte sich immer besser auf den Gameplan der Heat ein.

In der Offense kam dann der dritte Unterschied zum Tragen: Paul George ist längst nicht mehr der grüne Jungspund, der er vor acht Monaten war. Nach einigen Eingewöhnungsschwierigkeiten findet er sich immer besser in der Rolle des Go-to-Guys zurecht. George fordert den Ball, sonnt sich im Rampenlicht und tritt dann in Erscheinung, wenn er gefordert ist.

Zugegeben: Lance Stephensons und David Wests Dreier im dritten Viertel drehten das Spiel zugunsten der Hausherren, doch George stellte anschließend sicher, dass nichts mehr anbrannte. Angesichts von Georges Topleistung wurde selbst LeBron James, der in diesem wie in jedem anderen Spiel der Saison die 20-Punkte-Marke knackte, zur Randfigur degradiert.

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