NBA

"LeBron ist ein Freak"

Von Interview: Dean Walle
Norris Cole (r.) überzeugt in seiner ersten NBA-Saison als Point Guard für die Miami Heat
© Getty

Die Entdeckung der Saison: Neben den Big Three machte sich Rookie-Nobody Norris Cole bei den Miami Heat unersetztlich. Das Interview mit dem 21-jährigen Point Guard über sein neues Leben mit LeBron James, Chris Bosh und "Mr. GQ" Dwyane Wade.
 

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SPOX: Im Sommer noch ein unbekannter College-Spieler, jetzt Leistungsträger beim Titelfavoriten Miami Heat. Wie geht's Ihnen?

Norris Cole: Es lief einfach nur großartig. Ich lerne jeden Tag unglaublich viel und es ist die pure Freude, gleich im ersten Jahr für ein Team zu spielen, das um die Meisterschaft mitspielt. Ich bekam eine riesige Chance geschenkt und ich will sie unbedingt nutzen.

SPOX: Ist es für einen Rookie einfacher oder schwerer, mit Superstars wie LeBron James, Dwyane Wade oder Chris Bosh zu spielen?

Cole: Es ist an sich nie einfach, in die NBA zu kommen. Vor allem, weil sich die Rolle als Basketballer grundlegend verändert. Am College war alles auf mich ausgerichtet, in der NBA fügt man sich in ein festes Gebilde. Außerdem verändert sich der komplette Tagesablauf. Aber die drei haben mir so viel erleichtert: Sie sind unglaublich talentiert und großartige Anführer. Und es ist sehr hilfreich für einen Point Guard wie mich, wenn man Kollegen an der Seite hat, die auch mal das Spiel gestalten können. Sie erleichtern mir einiges. Viele erkennen es nicht, aber sie lassen mich gut aussehen.

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SPOX: Wie ist es, mit LeBron James zusammen auf dem Parkett zu stehen, was ist er für ein Typ?

Cole: Ich wusste, dass er ein krasser Athlet ist. Aber ihn persönlich zu sehen, ist nur crazy. Er ist ein Freak, was die Athletik anbelangt. Außerdem hat er einen unglaublich hohen Basketball-IQ und ist ein rundum toller Mitspieler.

SPOX: Wie sieht es mit dem zweiten der Big Three aus, Dwyane Wade?

Cole: Er ist smooth, einfach cool. Nicht umsonst wird er Mr. GQ genannt, er ist immer gut angezogen. Basketballerisch ist er wie LeBron: Mit seiner Athletik kann er sich so bewegen, dass er auf einmal dort auftaucht, wo nur er sein kann und sonst keiner. Ein Phänomen.

SPOX: Wie sieht es mit Chris Bosh aus?

Cole: Bosh hat einen weichen Jumpshot, so weich wie Seide. Und sein Face-up-Game ist überragend: Wenn er seinen Lieblingsspot eingenommen hat und den Ball bekommt, setzt er in einem Bruchteil einer Sekunde seinen Jab Step ein oder zeigt eine andere Bewegung aus seinem riesigen Repertoire und geht einfach so am Gegenspieler vorbei. Dann ist er fast nicht zu stoppen.

SPOX: Ihre Spezialität sind Pick'N'Roll Spielzüge mit Bosh und den anderen Big Men. Wie sehr hilft Ihnen die Ausbildung am College?

Cole: Sehr viel, weil sich an Pick'N'Roll an sich nichts verändert. Klar, in der NBA sind die Gegenspieler alle größer und athletischer. Deswegen kann man nicht nach Belieben einfach dorthin laufen, wo man will. Aber wenn man sich daran gewöhnt, geht es.

SPOX: Sie waren an der Highschool neben Basketball auch erfolgreich im Football. Gab es Überlegungen, eine NFL-Karriere zu verfolgen?

Cole: Das war noch nicht alles: Neben Basketball und Football war ich auch ein guter Baseballspieler und Leichtathlet. Ich habe mir tatsächlich überlegt, am College Football zu spielen. Aber ich habe abgewägt, wo meine Chancen größer sind, und dann war die Entscheidung klar. Ich denke, ich habe die richtigen Schlüsse gezogen.

SPOX: Hätten Sie sich dennoch jemals vorstellen können, bei einem der besten Teams der Liga aufzulaufen?

Cole: Ja. Einige Teams waren neben den Heat an mir interessiert, was mir wiederum gezeigt hat, dass ich das Zeug für die NBA habe. Dass es dann die perfekte Lösung mit Miami wurde, macht mich nur glücklich.

SPOX: Es gab eine extrem kurze Preseason aufgrund des Lockouts, dennoch fiel Ihnen die Eingewöhnung in der NBA sehr leicht. Wie ist Ihnen das als Rookie gelungen?

Cole: Man muss bereit sein für den Wettkampf. Es ist alles andere als einfach, aber wenn man hart arbeitet, täglich hart trainiert, dann wird sich das irgendwann auszahlen. Außerdem habe ich hervorragende Mitspieler, die mir dabei helfen, es leicht aussehen zu lassen.

SPOX: In welchen Bereichen müssen Sie sich noch verbessern?

Cole: In allen Facetten des Spiels. Sei es in der Verteidigung, sei es mein Wurf oder mein Wissen über die verschiedenen Pick'N'Roll-Spielzüge, die die Gegner versuchen. Es ist meine erste Saison und ich habe noch nicht einmal gegen jedes Team der Liga gespielt. Jedes Mal, wenn ich rausgehe, treffe ich auf neue Gegenspieler, wodurch ich jedes Mal etwas Neues lerne.

SPOX: Die Heat sind der große Favorit. Spüren Sie den Druck? Die Zielscheibe am Rücken?

Cole: Du weißt, dass du in einem Team wie den Heat immer Duck hast, aber genau dieser Druck treibt dich zu Höchstleistungen. Eine NBA-Saison ist sehr lang und die gesamte NBA will gegen uns gewinnen, daher ist man froh über jede Extramotivation, die dir hilft, jeden Abend dein Bestes zu geben - auch wenn dein Körper eigentlich müde ist.

SPOX: Ihr Coach, Erik Spoelstra, spielte zwei Jahre in der 2. Bundesliga in Deutschland. Welchen Einfluss hat er auf Sie?

Cole: Er besitzt eine starke Persönlichkeit. Davon versuche ich mir etwas abzuschauen. Außerdem lerne ich wahnsinnig viel in jedem Training. Ich bin schnell, beweglich und liebe es, gut zu verteidigen. Genau das will er sehen.

SPOX: Bei Miami wirkt vieles sehr familiär. Stimmt der Eindruck?

Cole: Ja, das stimmt absolut. Wir sind über sechs Monate im Jahr zusammen, deshalb muss man eine gute Stimmung in der Mannschaft haben, wenn man erfolgreich sein will. Ich glaube, unser Team gehört gemessen an der Harmonie zur Ligaspitze. Das Vertrauen ineinander ist riesig.

SPOX: Was gefällt Ihnen an der Stadt Miami?

Cole: Das Wetter. (lacht) Ich komme ursprünglich aus Ohio. Dort läuft man nach Oktober nie in Shorts rum. In Miami hingegen kann man so gut wie jeden Tag in Shorts rausgehen.

Der Spielplan der Miami Heat

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