NBA

Defense pur beim Playoff-Comeback

Von SPOX
Trotz mieser Trefferquote setzte sich Bulls-Star Derrick Rose (M.) gegen Danny Granger (r.) durch
© Getty

Die Indiana Pacers zeigten beim ersten Playoff-Heimspiel seit fünf Jahren eine starke Vorstellung. In einer bis zum Ende spannenden Defensivschlacht forderten sie Derrick Rose und seinen Chicago Bulls alles ab. Auch die Philadelphia 76ers verloren gegen die Miami Heat erst gegen Ende und stehen jetzt vor einem möglichen Sweep. Timberwolves-Franchise-Player Kevin Love wurde derweil mit dem Award für den Most-Improved-Player der abgelaufenen Saison geehrt.

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Indiana Pacers - Chicago Bulls 84:88 : Serie: 0-3

Ob die klar favorisierten Bulls sich diese Serie gegen die achtplatzierten Pacers im Vorfeld wohl so schwer vorgestellt haben? Beim Playoff-Comeback im Conseco Field House in Indianapolis nach fünf Jahren Abstinenz mussten sie bis in die Schlussekunden um den dritten Erfolg zittern. Die spannungsgeladene Partie war von starkem Defensivverhalten auf beiden Seiten sowie den daraus resultierenden zahlreichen Fehlwürfen geprägt.

Eine der herausragenden Szenen des Spiels lieferte Rookie Paul George während der Aufholjagd seiner Pacers Mitte des zweiten Viertels: Derrick Rose zog an Darren Collison vorbei und mit einem Korbleger zum Ring, die zwei Punkte schienen sicher. Doch der Flügelspieler schoss zur Help Defense heran und stoppte den MVP-Favoriten mit einem krachenden Block.

Im Anschluss drehte Indiana auf und spielte, angeführt von Danny Granger (21 Punkte) und dem in der Verteidigung starken George (12 Rebounds, 2 Blocks) eine Fünf-Punkte-Führung heraus, bevor Rose und Co. mit einem Sieben-Punkte-Lauf zurückschlugen. In der Rückwärtsbewegung zeigten die Pacers eine überragende Leistung, schnellten in jeden Passweg hinein und wurden dafür wiederholt mit Steals (10 insgesamt) belohnt.

Bei der Man-to-Man-Defense wusste neben George vor allem auch Tyler Hansbrough (10 Punkte, 5 Rebounds) zu überzeugen, und das, obwohl er unter anderem einen kräftigen Ellbogencheck von Gegenspieler Carlos Boozer (4 Punkte, 11 Rebounds) einstecken musste. Zudem stellte Center Roy Hibbert (7 Rebounds, 2 Blocks) mit seiner Länge und Blockstärke eine stetige Gefahr für die angreifenden Bulls dar.

Das Gros der zweiten Hälfte verbrachte Area 55 allerdings mit Foulproblemen auf der Bank. Sein Backup Jeff Foster (7 Rebounds) teilte derweil kräftig gegen Luol Deng (21 Punkte, 6 Rebounds, 6 Assists) und Rose aus. Letzterer wurde nach einem Foul von Foster so sauer, dass Bulls-Coach Tom Thibodeau lieber erst mal ein Timeout nahm, damit er sich abregen konnte.

Indianas Spieler wechselten sich bei der Manndeckung des Bulls-Superstars ab und machten einen guten Job, vor allem Ersatzmann Dahntay Jones (11 Punkte) wusste dabei zu überzeugen. Entsprechend finster sah Roses Wurfausbeute aus: 4-18. Das Gros seiner 23 Punkte holte der Point Guard von der Freiwurflinie (13-15). Ein entscheidender Faktor für den Bulls-Triumph war die Ausbeute von draußen: Während sie 9 von 20 Versuchen reinmachten, gelang den Pacers gerade mal ein Dreier, bei 9 Fehlwürfen.

Indianas Achillesverse war eindeutig die Offensive, wo sie wiederholt gute Gelegenheiten zum Punkten ausließen und letzten Endes nur 37,9 Prozent ihrer Schüsse verwandelten. Chicago war mit 38,9 Prozent allerdings nur unwesendlich besser. Immerhin bekamen die Pacers ihre Freiwurfschwäche - in den ersten beiden Begegnungen gingen nur zirka 70 Prozent aller Versuche rein - in den Griff und trafen 17 von 18.

Nachdem die Heimmannschaft noch zu Beginn des Schlussviertels teilweise mit fünf Punkten vorne lag, startete Chicago Mitte des Durchgangs einen Zehn-Punkte-Lauf und konnte so erneut eine Führung herausspielen, die sie bis 1:42 Minuten vor Ende nicht mehr abgaben. Nach einem erfolgreichen Jumper durch Granger stand die Partie 84:84-Unentschieden.

Bei 17,8 verbleibenden Sekunden brachte Rose seine Bulls per Korbleger wieder in Front. Anschließend setzte Chicago die Pacers mit starker Defense unter Druck. Granger nahm den letzten Wurf aus der Dreierdistanz und spekulierte dabei offensichtlich auf ein Foul, das ihm aber verwehrt blieb. Ebenso wie seinem Team der vielleicht sogar verdiente Sieg.

Philadelphia 76ers - Miami Heat 94:100 : Serie: 0-3

Nach dem dritten Viertel hatten die Sixers noch mit 75:73 vorne gelegen, doch dann lief Miami nochmal heiß. Durch ein 27:19-Übergewicht in den letzten zwölf Minuten drehten die Heat das Spiel noch und benötigen nun noch einen Sieg, um Philadelphia zu sweepen.

"Wir sind gerade echt verzweifelt", verriet Superstar LeBron James (24 Punkte, 15 Rebounds, 6 Assists) anschließend. "Wir wollen genauso weiter spielen. D-Wade hatte eine unglaubliche Partie... und wir sind bereit, der Serie ein Ende zu setzen."

Absolut, Bron - Wade war der herausragende Spieler auf dem Parkett. Dem Guard gelangen starke 32 Punkte, dazu schnappte er sich 10 Rebounds und legte 8 Assists auf. Und auch der Dritte im Bunde, Chris Bosh, zeigte mit 19 Punkten, 6 Rebounds und 3 Blocks eine ansprechende Leistung.

Die 76ers zeigten eine große kämpferische Leistung, verloren das Spiel aber vor allem an den Brettern, wo sie sich mit 34-50 gnadenlos ausrebounden ließen. Davon ausgenommen ist Elton Brand, der als einziger Sixer zweistellig zupackte (11), 21 Zähler machte er außerdem.

Auch Point Guard Jrue Holiday (20 Punkte, 8 Assists) und dessen Backup Lou Williams (15 Punkte) waren gut drauf. Swingman Andre Iguodala sammelte zwar 10 Assists, traf aber nur 3 seiner 10 Würfe.

Love zum Top-Aufsteiger gekürt

Jetzt ist es offiziell: Kevin Love wurde zum Most-Improved-Player der abgelaufenen Saison gewählt. Die Double-Double-Maschine der Minnesota Timberwolves erzielte durchschnittlich 20,2 Punkte und führte mit starken 15,2 Rebounds die Liga an.

Zudem legte er auch bei der Field-Goal-, Dreier- und Freiwurfquote sowie den Assists neue Karrierebestwerte auf. Bereits in der Vorsaison holte der Power Forward im Schnitt ein Double-Double, konnte aber seinen Punkte- (um 6,2) und Reboundschnitt (um 4,2) 2010/11 jeweils deutlich steigern.

Zudem knackte er am 12. November 2010 gegen die New York Knicks als erster Spieler seit Moses Malone 1982 in einer Partie jeweils die 30er-Marke bei Zählern und Rebounds und stellte zwischenzeitlich mit unfassbaren 53 Double-Double-Spielen in Serie einen neuen NBA-Rekord auf.

Die Abstimmung für den MIP-Award war eine klare Sache: K-Love, der in diesem Jahr auch sein Debüt beim All-Star-Game feierte, erhielt 66 der möglichen 116 Stimmen für Platz eins und insgesamt 400 Punkte. Portlands LaMarcus Aldridge landete mit 157 Punkten klar abgeschlagen auf Rang zwei.

NBA: Ergebnisse und Spielplan der Playoffs

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