NBA

Die Folgen des 48-Stunden-Wahnsinns

Von Haruka Gruber
Die Protagonisten der Deadline: Prokhorov, Williams, Anthony (v.r.). Nowitzkis Mavs gehen leer aus
© Getty

Sie war wild, sie war hektisch - und sie hat die NBA nachhaltig verändert. In der Geschichte der Liga ging es vor der Trading Deadline wohl noch nie derart chaotisch zu wie dieses Jahr. Alleine in den letzten 48 Stunden vor dem Schließen des Wechselfensters wurden 17 Trades eingefädelt und insgesamt 53 Profis getauscht, darunter zwei Superstars (Carmelo Anthony, Deron Williams) und fünf weitere Spieler mit All-Star-Nominierungen (Chauncey Billups, Devin Harris, Gerald Wallace, Baron Davis, Mo Williams). Die sechs wichtigsten Teams und die Mavericks in der Analyse.

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New York Knicks: Die Hoffnung auf den dritten Superstar

Zugänge: Carmelo Anthony, Chauncey Billups, Anthony Carter, Shelden Williams, Renaldo Balkman (alle Denver), Corey Brewer (Minnesota)

Abgänge: Danilo Gallinari, Raymond Felton, Wilson Chandler, Timofey Mozgov (alle Denver), Eddy Curry, Anthony Randolph (beide Minnesota)

Mit viel Pathos und Diddys "Coming Home" als Einmarschmusik wurde Carmelo Anthony bei seinem Debüt für die Knicks vorgestellt. Und mit einem Double-Double und dem Sieg über Milwaukee erfüllte New Yorks neuer Heiland die überbordenden Erwartungen.

"Wir verfolgen große Ziele und ich bin bereit für die Herausforderung. Wir müssen ins Rollen kommen und jetzt ist die Zeit gekommen, um damit anzufangen", sagt Melo und heizte die Euphorie unverhohlen an: "In den Playoffs kann alles passieren."

Doch gehören die Knicks nach dem Blockbuster-Trade tatsächlich zu den Topteams der NBA? Was dafür spricht: New York verfügt nun mit Melo (25,2 Punkte) und Amare Stoudemire (26,0) über den besten Frontcourt und das zweitbeste Scoring-Duo der Liga. Lediglich Miamis LeBron James (26,2) und Dwyane Wade (25,3) punkten häufiger.

Außerdem kam als Beigabe mit Chauncey Billups ein Spielmacher, der trotz seiner 34 Jahre und des allmählich schwindenden Antritts weiterhin zu den effektivsten, toughsten und körperlich stärksten Point Guards zählt. Der in einem zweiten Trade aus Minnesota gekommene Brewer mag zwar offensiv limitiert sein, seine bissige Verteidigung ist jedoch berüchtigt. "The Knicks are back!", sagt Stoudemire.

Es gibt jedoch auch Kritik: Die Knicks hätten sich von der Verheißung eines neuen Superstars dazu verleiten lassen, inmitten des Playoff-Rennens ihre halbe Mannschaft auszutauschen und drei talentierte Starter (Gallinari, Chandler, Felton) abzugeben, ohne über die Auswirkungen gewiss zu sein. Harmonieren die befreundeten Melo und Stoudemire auf dem Parkett genauso wie beim Ausgehen? Wie passt das neue Team und der eher konventionelle Spielmacher Billups zum im Angriff experimentellen Coach Mike D'Antoni?

Es heißt, dass D'Antoni nicht allzu begeistert ist vom Trade, den vor allem General Manager Donnie Walsh vorantrieb. Vermutlich, weil diesem im Sommer nicht gelungen war, LeBron James nach New York zu locken und er gegenüber Besitzer James Dolan Rechenschaft schuldig ist. Ende April läuft Walshs Vertrag aus.

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Dabei wäre D'Antonis Skepsis nur allzu verständlich. Die Knicks gehören defensiv zum unteren NBA-Durchschnitt, mit den fast ausschließlich offensiv denkenden und am eigenen Brett nachlässigen Melo und Stoudemire sollte sich das Problem weiter verschärfen - zumal es im Kader nach Mozgovs Weggang an einem echten Center mangelt. Turiaf und Shelden Williams sind gelernte Power Forwards und selbst auf dieser Position nur Mittemaß oder schlechter. Der vertragslose Center Earl Barron wird als Zugang gehandelt - eine Verstärkung wäre er nicht. Auch Forward Jared Jeffries wird das Team nicht voranbringen, sollte er nach dem zu erwartenden Buyout in Houston bei den Knicks unterkommen.

Die größte Sorge bereitet jedoch die mittel- und langfristige Aussicht auf einen Titelgewinn. So erfreulich Anthonys vorzeitige Vertragsverlängerung sein dürfte, die 65 Millionen Dollar für drei Jahre nehmen den Knicks die Flexibilität, um einen für die Championship womöglich unabdingbaren dritten Superstar zu verpflichten.

Der mit Melo und Stoudemire eng befreundete Chris Paul darf 2012 seinen Vertrag in New Orleans kündigen und gilt als Wunschkandidat, aus finanzieller Sicht erscheint ein Wechsel aber als wenig realistisch. Unabhängig davon, ob und wie sich die Liga und die Spielergewerkschaft wegen des neuen Mantel-Tarifvertrags einigen - innerhalb des Salary Caps wird es nicht möglich sein, dass NY nach Melo und Stoudemire (je 20 Millionen Dollar pro Jahr) auch Paul marktgerecht entlohnt.

Vielmehr werden die verbleibenden 15 bis 20 Millionen dazu benötigt, um Rookie-Überraschung Landry Fields weiter an sich zu binden und Melo mit einigermaßen fähigen Rollenspielern zu umgeben. Der jüngste Blockbuster-Deal sorgte für Aufregung in New York - zukünftig wird es jedoch wieder etwas gediegener zugehen.

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