NBA

Celtics setzen erste Duftmarke

Von Philipp Dornhegge
Shaquille O'Neal fand sich in seinem ersten Spiel für die Boston Celtics gleich bestens zurecht
© Getty

Die neu formierten Miami Heat haben ihren mit Spannung erwarteten Saisonauftakt gründlich verpatzt. Beim Vorjahresfinalisten Boston Celtics kassierte die Truppe um LeBron James, Dwyane Wade und Chris Bosh eine ernüchternde 80:88-Niederlage.

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Dabei fiel das Ergebnis nur deshalb relativ knapp aus, weil LeBron James (31 Punkte) in der zweiten Hälfte heiß lief. Chris Bosh (8) und insbesondere Dwyane Wade (13) enttäuschten dagegen.

Für Boston präsentierten sich Ray Allen (20), Paul Pierce (19) und Rajon Rondo (17 Assists) in guter Form.

Die Rollenspieler der Miami Heat im Porträt

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tipoff: Shaquille O'Neal ist bei seinem ersten Regular-Season-Spiel für Boston gleich in der Starting Five, weil Kendrick Perkins noch eine Weile verletzt fehlen wird. Für Miami startet Carlos Arroyo auf der Eins, Dwyane Wade ist nach seiner Verletzung wieder fit. Sixth Man Mike Miller dagegen muss mehrere Monate pausieren.

6.: Miami stoppt Rondo beim Korbleger, Boston hat nur noch fünf Sekunden zu werfen. Aber das ist viel zu einfach: Einwurf auf Rondo, der weiter auf Allen, Dreier - drin. 14:6 Celtics.

11.: Wade ist völlig ohne Rhythmus. Der Shooting Guard hat noch keinen Wurf getroffen und wird nun zum wiederholten mit einem Schrittfehler-Pfiff bestraft. Und da ist es: Das erste technische Foul der Saison geht an Heat-Assistant-Coach David Fizdale!

19.: Zum ersten Mal so etwas wie ein Lauf von Miami. Ein Freiwurf von James, ein Fast-Break-Dunk von Wade und ein Jumper von Ex-Celtic Eddie House zwingen Boston, eine Auszeit zu nehmen. 31:20 Celtics.

28.: O'Neal hat nicht lange gebraucht, um zum Publikumsliebling der Celtics-Fans zu werden. Sogar ein verwandelter Freiwurf wird frenetisch gefeiert. 51:34 Celtics.

30.: Als Heat-Fan klammert man sich jetzt wahrscheinlich schon an Strohhalme. Einer davon könnte der Dreier sein, den James soeben verwandelt hat. Sein erster für sein neues Team und erst der zweite für Miami in diesem Spiel. 53:38 Celtics.

32.: Eine Katastrophen-Entscheidung! Obwohl LeBron James das klarste Charging in der Geschichte der NBA begeht, hängen die Schiedsrichter das Foul Pierce an. Der King geht an die Linie und verkürzt. 7:0-Lauf für Miami. 55:45 Celtics.

34.: James hat Feuer gefangen! Ein Dreier und ein Jumper in kurzer Folge sitzen, Wade und Bosh spielen längst keine Rolle mehr. Die Heat bleiben einigermaßen im Spiel, und haben dies nur dem besten der drei Stars zu verdanken. 62:50 Celtics.

36.: Was ist denn hier los? Boston ist völlig konsterniert und trifft aus zwei Metern keinen Möbelwagen mehr, dafür hat James das Heft jetzt völlig in der Hand. Zum Ende des dritten Viertels ist das Spiel wieder komplett offen. 63:57 Celtics.

41.: Ausgerechnet Glen Davis gibt den Celtics-Fans die Hoffnung zurück. Mit vier Punkten in Korbnähe kontert er einen James-Jones-Dreier, davon angestachelt meldet sich endlich auch Pierce mal wieder zum Dienst. Sein Dreier sitzt, Miami mit der Auszeit. 73:64 Celtics.

44.: Apropos Pierce: Seit der Kapitän wieder im Spiel ist, ist es um James wieder ruhiger geworden. Pierce verteidigt ihn exzellent, Garnett hilft ihm in Pick'n'Rolls, und nun hat Pierce auch noch selbst einen Lauf: Der nächste Dreier sitzt, wenig später wird er beim Distanzwurf gefoult. Drei leichte Punkte, das könnte eine kleine Vorentscheidung gewesen sein. 81:70 Celtics.

47.: Von wegen Vorentscheidung! Dreier von James und Wade - überhastet und mit etwas Glück, aber sei es drum - plus zwei weitere Treffer bedeuten einen 10:0-Lauf Miamis. Gut eine Minute vor Schluss muss sich Boston fragen, wie es dazu kommen konnte. 83:80 Celtics.

48.: Das war es aber endgültig. Allen versenkt seinen fünften Dreier des Abends und macht den Gästen den Garaus. 86:80 Celtics.

Der Star des Spiels: Ray Allen. Der alternde Scharfschütze ist auch im Herbst seiner Karriere in bestechender körperlicher Verfassung und war von Beginn voll da. Mit seinen Distanzwürfen brachte er die Celtics gemeinsam mit Shaquille O'Neal auf Kurs, im Finish besorgte er die Entscheidung: Sein Dreier 50 Sekunden vor Schluss besiegelte die erste Niederlage der neuen Miami Heat. Ebenfalls auffällig: Pierce und von der Bank kommend Davis.

Preview: Boston Celtics - Nicht älter! Besser!

Der Flop des Spiels: Dwyane Wade. Dem Shooting Guard war in jeder Sekunde des Spiels anzumerken, dass er in der Preseason nur drei Minuten spielen konnte. Nach seiner Adduktorenverletzung wirkte Wade verunsichert und ohne Rhythmus. Dass seine Würfe nicht fielen, war eine Sache. Aber die 6 Turnover kamen sein Team teuer zu stehen. Es war sicher kein Zufall, dass Miami sein Comeback startete, als Wade auf der Bank saß.

Die Analyse: Das hochgelobte Miami kassiert gleich im ersten Spiel eine ernüchternde Niederlage gegen einen der großen Rivalen im Osten. Weil sich Boston einerseits in beeindruckender Frühform befindet, weil die Heat andererseits offensichtlich noch eine ganze Menge Arbeit vor sich haben.

Was das neu formierte Team um James, Wade und Bosh zu leisten im Stande ist, deutete sich allenfalls an. Die meiste Zeit waren selbst die Superstars damit beschäftigt, den Druck und die Erwartungshaltung der Fans zu verarbeiten und die eigenen Nerven in den Griff zu kriegen.

Die katastrophalen Wurfquoten trotz vieler offener Würfe belegen dies. 9 Punkte im ersten Viertel und 30 Zähler in der ersten Hälfte: So schlecht waren die Heat in der Vorsaison nicht ein Mal. Einzig LeBron James und Reservist Udonis Haslem konnten aufgrund einer starken zweiten Halbzeit überzeugen.

Das soll aber nicht die Leistung der Celtics schmälern. Der Finalist der vergangenen Saison war hochmotiviert, gleich im ersten Spiel ein Ausrufezeichen zu setzen, und zeigte schon im November eine Defense, die man sonst nur in den Playoffs zu sehen bekommt. Die elektrisierende Atmosphäre im TD Garden tat ihr Übriges.

Besonders auffällig war, wie gut Boston bereits Shaquille O'Neal in sein Spiel integriert hat. Während Miami noch dabei ist, sich zu finden, wirkten die Celtics mit O'Neal wie eine Mannschaft, die seit Jahren zusammen spielt.

Dass das Ergebnis nicht noch deutlicher ausfiel, lag zum einen an den vielen Ballverlusten, die Boston schon im Vorjahr immer wieder zu schaffen machten.

Zum anderen versäumten es Rondo und Co., mit einer Führung im Rücken weiter aufs Tempo zu drücken und die Entscheidung zu suchen. Stattdessen schalteten die Celtics einen Gang zurück, was sich um ein Haar gerächt hätte. Angeführt von James startete Miami einen Comeback-Versuch, der nur knapp fehl schlug.

NBA: Der Spielplan der Saison 2010/2011 auf einen Blick