NBA

Teil 4: Die besten Point Guards

Von SPOX
Der charismatische Magic Johnson oder der unscheinbare John Stockton? Wer ist der Beste?
© Getty

Die NBA hat in ihrer über 60-jährigen Geschichte zahlreiche Stars hervorgebracht. Die Diskussion, wer denn die besten Spieler aller Zeiten seien, sollte 1997 zumindest vorübergehend geklärt werden, als die Liga die 50 besten Spieler aller Zeiten bekannt gab. Seitdem sind einige Jahre vergangen, neue Spieler sind dazugekommen, die Leistungen anderer verblassten.

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Jetzt habt Ihr die Chance, erneut eine All-Time-Auswahl zu bestimmen. Für alle fünf Positionen sind eure Stimmen gefragt.

Wählt jeweils drei Spieler aus der Kandidatenliste aus, am Ende schaffen es die zwei beliebtesten Point Guards, Shooting Guards, Small Forwards, Power Forwards und Center ins Team, dazu positionsübergreifend die beiden besten Drittplatzierten.

Danach lösen wir auf, wer es in das Team geschafft hat. Und hier sind die zehn Point Guards, die zur Auswahl stehen:

Magic Johnson (Lakers): Als Earvin "Magic" Johnson von der NBA-Bühne abtrat, hatte er mehr Assists und Steals auf dem Konto als jemals ein Spieler vor ihm. Dabei hatte er "nur" 13 Jahre professionell Basketball gespielt. Man wird sich schwertun, eine Karriere ausfindig zu machen, die geradliniger und lupenreiner verlaufen ist als die von Magic. Der Anführer des Showtime Express war schon in der High School und am College ein Champion, er war quasi zum Superstar geboren - und liebte diese Rolle.

Johnson kam in die NBA, als das Interesse gering und die Einschaltquoten mies waren. Sein Charisma, sein Aussehen und die Rivalität mit Larry Bird, der passenderweise bei den Boston Celtics spielte, hauchte der Liga neues Leben ein.

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Jeder weiß von seinen fünf Meisterschaften, den All-Star-Nominierungen und MVP Awards. Aber es ist auch und vor allem seine Rolle als Retter der NBA, die ihn schon lange vor seinem Karriereende unsterblich werden ließ. Magic Johnson liegt außerdem auf Platz zwei der ewigen Triple-Double-Bestenliste (138).

Nate Archibald (Kings, Nets, Celtics, Bucks): In den 80ern gab es niemanden, der gerne gegen Tiny Archibald spielte. Der gebürtige New Yorker war extrem schnell, wendig und trickreich, gegen ihn konnte man nur schlecht aussehen. Und wenn er mal wieder spielend an seinem Gegner vorbeigezogen war, wussten die restlichen Gegenspieler immer noch nicht, was nun geschehen würde.

Denn Archibald konnte entweder zum Korb ziehen, seinen freien Mitspieler bedienen oder auf dem Punkt abstoppen und zum Jumper ansetzen. Diese Eigenschaften brachten dem heute 61-Jährigen sechs All-Star-Nominierungen und eine All-Star-Game-MVP-Trophäe ein. Dreimal stand er im First Team, 1981 gewann er mit Boston den Titel.

1973 war Archibald der erste Spieler der NBA-Geschichte, der die Liga in einer Saison beim Scoring und bei den Assists anführte.

John Stockton (Jazz): Wer hätte zu Beginn von Stocktons Karriere schon gedacht, dass dieser kleine und unscheinbare Bursche aus Spokane, Washington, einmal die meisten Assists (15.806) und die meisten Steals (3265) der NBA-Geschichte verbuchen würde? Sein Teamkollege Karl Malone hat es einmal am passendsten ausgedrückt: "Wenn man auf den Court kommt und ihn sieht, denkt man zunächst: 'Der kann doch hier nicht mitspielen!' Aber man wird ganz schnell eines Besseren belehrt."

Stockton entpuppte sich während seiner 19-jährigen NBA-Karriere, in der er nur 22 Spiele verpasste, als beinharter Verteidiger, der sich auch für das eine oder andere schmutzige Foul nicht zu schade war - wenn es denn dem Erfolg seiner Mannschaft diente.

In der Offense bestach Stockton mit seiner Finesse als Passgeber, und wenn es drauf ankam, traf er gern den entscheidenden Wurf.

Er gewann zwar nie einen NBA-Titel, dafür aber zweimal Olympisches Gold: 1992 mit dem Dream Team und 1996 in Atlanta. Vor der Energy Solutions Arena in Salt Lake City steht übrigens eine Statue des Point Guards, die Straße zum Stadion heißt John Stockton Drive.

Lenny Wilkens (Hawks, Supersonics, Cavaliers, Trail Blazers): Lenny Wilkens ist einer der ganz wenigen großen NBA-Stars, die auf eine erfolgreiche Spielerkarriere auch noch eine überaus erfolgreiche Trainerkarriere folgen ließen. Als er 1975 seine aktive Laufbahn beendete, war Wilkens der zweitbeste Passgeber der NBA nach Oscar Robertson, neunmaliger All Star und der MVP des All-Star-Games 1972.

1968 musste Wilkens beim MVP-Voting nur Wilt Chamberlain den Vortritt lassen. Als Trainer zog der heute 72-Jährige in 32 Saisons 20 Mal in die Playoffs ein und gewann die einzige Meisterschaft der Supersonics 1979. 1992 holte er als Assistant Coach Gold mit dem Dream Team in Barcelona.

Steve Nash (Mavericks, Suns): Der Regisseur der Phoenix Suns gilt vor allem in seinem Heimatland Kanada als Basketball-Genie, das wie ein Gott verehrt wird. Denn Nash ist sehr viel mehr als nur der beste Passgeber der Liga und einer der sichersten Freiwurf- und Dreierschützen der NBA-Geschichte.

Er ist vor allem ein bescheidener und umgänglicher Typ, der all seine Freizeit in gemeinnützige Projekte investiert, um sein Glück mit anderen Menschen zu teilen. Sein soziales Engagement brachte ihm bereits den Order of Canada, vergleichbar mit dem Bundesverdienstkreuz, und einen Ehrendoktortitel der University of Victoria ein. Das "Time"-Magazin bezeichnete Nash 2006 als einen der 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

Als Basketballer hat der 35-Jährige individuell alles erreicht: Mehrfacher All Star, mehrfacher First-Teamer, MVP der Jahre 2005 und 2006. Was Nash fehlt, ist ein Titel. Dreimal scheiterte er bisher in den Western-Conference-Finals. Übrigens: Nashs Liebe zum Fußball ist einer der Gründe, warum er und Dirk Nowitzki dicke Freunde wurden.

Walt Frazier (Knicks, Cavaliers): Mit 1,93 Meter war "Clyde" in den späten Sechzigern und den Siebzigern natürlich eine absolute Attraktion in der Liga, ähnlich wie Magic Johnson zehn Jahre später. Trotz seiner Größe war er ein vorzüglicher Ballhandler, ein exzellenter Passgeber und ganz nebenbei auch noch ein großartiger Scorer.

Der siebenmalige All Star und viermalige First-Teamer gewann 1970 und 1973 die Meisterschaft mit seinen Knicks und hält auch heute noch den Assists-Rekord der Franchise. Logisch, dass seine Nummer 10 unter dem Hallendach des Madison Square Garden hängt.

Eigentlich hielt Frazier sogar noch mehr Teamrekorde, darunter Spiele, Minuten, Field Goals, Freiwürfe und Punkte. Allerdings übertraf in der Zwischenzeit Patrick Ewing all diese Marken. Seinen Heldenstatus im Big Apple tat das keinen Abbruch. Als Co-Kommentator für das "MSG Network" erfreut sich Frazier auch heute noch großer Beliebtheit.

Isiah Thomas (Pistons): Keine Frage, Thomas' Karriere als NBA-Coach und -Manager war im Großen und Ganzen ein Fiasko, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Zeke ein überragender Spieler war. Vor allem war er ohne Zweifel einer der besten Ballhandler aller Zeiten. Als Anführer der Bad Boys gewann er zwei Meisterschaften (1989 und 1990), wurde einmal Finals MVP, zwölf Mal All Star und zweimal All-Star-Game-MVP (1984 und 1986).

Mit 9061 Assists ist Thomas übrigens der fünftbeste Passgeber der NBA-Geschichte, und seine 1123 Assists aus der Saison 1985 wurden bisher nur von John Stockton übertroffen - das allerdings viermal. 1992 hätte Thomas eigentlich Teil des Dream Teams sein sollen, aufgrund einer Spielerrevolte, die im Buch "When The Game Was Ours" inzwischen von Magic Johnson bestätigt wurde, blieb der Piston allerdings außen vor.

Trotz aller Skandale, die sich während Thomas' Tätigkeit als Manager und Coach der New York Knicks ereigneten, genießt der 48-Jährige in der NCAA nach wie vor großes Ansehen. Seit dieser Saison ist er der Headcoach der Florida International University.

Oscar Robertson (Bucks): Mr. Triple-Double. Punkt. Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Jason Kidd und Magic Johnson sind bzw. waren großartig darin, in drei Kategorien zweistellig zu punkten, aber The Big O ist nach wie vor unübertroffen und wird das wohl noch für lange Zeit bleiben. Als 1,96 Meter großer Spielmacher brachte Robertson natürlich optimale Voraussetzungen mit, aber dennoch sind seine 181 Triple-Doubles eigentlich kaum zu fassen.

Noch erstaunlicher ist allerdings die Tatsache, dass es ihm als nach wie vor einzigem Spieler gelang, über eine ganze Saison im Schnitt ein Triple-Double einzustreichen (1961/1962) - und das mit über 30 Punkten pro Spiel. Neben dem Gewinn einer Olympischen Goldmedaille 1960 und der NBA-Meisterschaft 1971 (gemeinsam mit Kareem Abdul-Jabbar) wurde Robertson zwölf Mal zum All-Star-Game eingeladen und hat dort auch heute noch den zweithöchsten Punkteschnitt aller Zeiten (20,5) hinter LeBron James.

Jason Kidd (Mavericks, Suns, Nets): Nach Magic Johnson und Oscar Robertson der drittbeste aller Zeiten, wenn es um Triple-Doubles geht. Seine 103 könnten bei über 160 stehen, hätte er nicht so häufig einen Rebound, einen Assist oder ein Field Goal zu wenig gehabt. Sei es drum, auch so gilt Kidd als einer der besten Rebounding Point Guards aller Zeiten. Außerdem: In den Playoffs liegt er auf Platz zwei und neben Wilt Chamberlain und Magic Johnson ist er der einzige Spieler, der mehr als einmal in einem Jahr über die gesamten Playoffs ein Triple-Double im Schnitt einfuhr.

Seine Qualitäten als Spielmacher sind ligaweit so berühmt, dass praktisch jeder Spieler auf die Frage, mit wem er gerne einmal zusammenspielen würde, seinen Namen nennt. Nicht zu vergessen ist dabei auch, dass Kidd viermal im Defensive First-Team stand. Zwar erreichte er mit den Nets zweimal die NBA Finals, scheiterte jedoch jeweils.

In der Nationalmannschaft ist er dafür auch nach 56 Spielen noch immer unbesiegt. Als Ergebnis seiner starken Leistungen für die USA gewann er 2000 und 2008 Olympisches Gold.

Bob Cousy (Celtics): Cousy war einer der ersten großen Stars der NBA und einer der Begründer der Celtics-Dynastie. Neben seinen sechs Meisterschaften gewann er acht Mal in Folge die Krone als bester Passgeber der Liga. Im Februar 1959 gegen Minneapolis gelangen ihm 19 Assists in einer Halbzeit - eine Marke, die bis heute unerreicht ist.

Das Spiel beendete er übrigens mit 28 Vorlagen, Platz drei der ewigen Bestenliste hinter Kevin Porter (29) und Scott Skiles (30). Dabei startete Cousys Karriere nicht gerade mustergültig: Er fing erst mit 13 Jahren mit dem Basketball an und wurde vor dem Draft 1950 noch für seine trickreiche Spielweise kritisiert. Celtics-Coach Red Auerbach lehnte Cousy ab mit den Worten: "Ich will echte Talente haben, und nicht irgendwelche Bauerntölpel."

Als Cousy wenig später auf Umwegen doch in Boston landete, gab Besitzer Walter A. Brown zu, dass er beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Doch schnell war klar, was für ein Juwel man sich da geangelt hatte. Cousy machte aus einer Rumpf- in wenigen Jahren eine Toptruppe und wurde während seiner Karriere 13 Mal zum All-Star-Game eingeladen, zehn Mal stand er im First Team.

Mit 35 Jahren trat Cousy als "Houdini of the Hardwood" ab und bekam zum Abschied sogar ein Telegramm vom Präsidenten John F. Kennedy: "Sie haben dem Spiel mit Ihrem einzigartigen Können und Kampfgeist Ihren Stempel aufgedrückt."

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