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MLB All-Star Game 2018: Schöne neue Baseballwelt

Jean Segura schlug einen späten Homerun für die American League.
© getty

Die American League gewann das 89. All-Star Game der MLB mit 8:6 im zehnten Inning gegen die National League nach irrer Schlussphase. Zahlreiche Homeruns waren nahezu ausschließlich die Quelle der Run-Produktion. Generell spiegelte der diesjährige Midsummer Classic überdeutlich wieder, welche Entwicklung der Baseballsport in letzter Zeit genommen hat - positiv wie negativ.

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Hochspannung bis zum Schluss, viele Homeruns, noch mehr Strikeouts, dazu zahlreiche teils sehr unterhaltsame Interviews mit verkabelten Spielern auf dem Platz während des Spiels. Alle Beteiligten sorgten mal wieder für eine perfekte Show im MLB All-Star Game.

Schaut man genauer hin, gab es insgesamt zehn Homeruns im Spiel, ein neuer All-Star-Rekord. Von den 14 Runs beider Mannschaften insgesamt kamen 13 via Long Ball zustande. Lediglich der Run zum 8:5 für die AL durch Jean Segura war das Resultat eines Sacrifice Flys von Michael Brantley.

Auf der anderen Seite standen 25 Strikeouts auf dem Zettel. Für beide Mannschaften insgesamt. Zu besagten zehn Homeruns kam noch ein Double dazu, wodurch es mehr Extra Base Hits (11) gab als Singles (9). Hinzu kamen freilich noch neun Walks und ein Hit-by-Pitch. Steal-Versuche stehen nicht zu Buche.

Das gesamte Spiel war also eine ziemlich stationäre Veranstaltung. Nur wer den Ball rausschlug, erzielte Runs und eigentlich hieß es für alle Hopp oder Topp. Entweder man schlägt den Ball hart und weit oder man trifft ihn erst gar nicht und wird direkt an der Platte ausgemacht.

All-Star Game auf "3 true Outcomes" reduziert

Will man es ganz rudimentär herunterbrechen, stand dieses All-Star Game ganz im Zeichen der vielzitierten "3 True Outcomes", also Homerun, Walk oder Strikeout. Dazwischen gab es essentiell nichts mehr.

Nun sollte man gerade von einem All-Star Game nicht allzu viel erwarten. Es gibt keine wirklich strategischen Vorgaben und jeder soll eben sein Ding machen. Da kommt es eben schon mal vor, dass jeder Spieler versucht, erstmal für sich zu glänzen und nicht unbedingt das Beste für die Mannschaft im Kopf hat. Manny Machado etwa kündigte vor dem Spiel an, er werde konsequent Richtung Zaun schwingen, also versuchen, einen Homerun zu schlagen.

Eine Herangehensweise, die er im Alltag nicht an den Tag legt. Aber es ist ja ein Freundschaftsspiel. Machado gehört zu den besten Spielern der Liga, weniger gute Leute gehen jedoch auch in Pflichtspielen mit dieser Zielsetzung zu Werke. Das Ergebnis sind Tendenzen, die am Dienstagabend unter dem Vergrößerungsglas der breiten Masse aufgezeigt wurden.

Der Trend geht auch im normalen Spiel klar dahin, kaum noch Singles zu schlagen. Man will Extra Base Hits und nimmt dafür auch Strikeouts in Kauf. Auf die Weise haben die Astros zuletzt die World Series gewonnen - durch starkes Pitching mit vielen Strikeouts und ultra-aggressiver Offensive, die versucht, Fehler zu erzwingen.

Es ist somit grundsätzlich nicht falsch, weil erfolgreich, aber besteht dadurch auch die Gefahr, das Spiel zu sehr zu verfremden. Man will etwa keine Bälle mehr auf den Boden schlagen, denn das führt zu Double Plays mit Läufern auf Base. So verschwindet aber auch das produktive Out, etwa wenn ein Läufer auf Zwei steht und durch einen Ground Ball zur rechten Seite zur dritten Base gelangt. Schlägt man stattdessen einen Routine-Fly-Ball, bleibt der Läufer, wo er ist.

Ein Albtraum für Baseball-Puristen

Für Baseball-Puristen wird dies zum Albtraum, da im Spiel an sich nichts mehr passiert - übrigens ein gängiges Vorurteil, das man turnusgemäß hört, wenn man mit Laien über Baseball redet. Durch den klaren Trend, wirklich nur noch diese drei "Outcomes" zu verfolgen, stagniert der Spielfluss - ohnehin ein schwieriges Konzept im Baseball - noch gravierender als üblich.

Was am Ende zum Feuerwerk wurde, hätte am Dienstag auch genauso gut zum Reinfall werden können, wenn nicht die weniger guten Pitcher gegen Ende auf beiden Seiten die Türen weit aufgerissen hätten.

Auf der einen Seite gilt das berühmte Motto: "Chicks dig the Long Ball." Doch was sagt die breite Masse, wenn es zur Normalität auf breiter Ebene wird, dass gefühlt nur noch Homeruns für die Run-Produktion herhalten müssen?

Das All-Star Game ist lediglich ein Freundschaftsspiel, bei dem die Show im Vordergrund steht und vieles am Spiel einer Anomalie gleicht. Doch zugleich gab die 89. Auflage dessen ein Bild wieder, das die modernen und nicht unbedingt durchweg positiven Tendenzen des Spiels maximal vergrößerte. Die Frage für die Zukunft ist, ob man dieses Rad noch zurückdrehen kann - oder will.

Dieser Artikel wurde ohne vorherige Ansicht durch die Major League Baseball veröffentlicht.

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