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Der amerikanische Clasico

Andrew Benintendi und Arron Judge gelten als künftige Stars ihrer Team
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Während im Fußball "El Clasico" das Nonplusultra bedeutet, ist dies im Baseball auch 2017 noch das ewig junge Duell zwischen den Boston Red Sox und New York Yankees. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch steht die vielleicht größte Rivalität im US-Sport zum ersten Mal in dieser Saison auf dem Plan. SPOX schaut aufs Duell der Großmächte und gibt einen Überblick über die aktuelle Situation in beiden Lagern.

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Mit sonderlich viel Schwung reisen beide Rivalen nach dem vergangenen Wochenende nicht in den Fenway Park von Boston. Die Yankees unterlagen in der Interleague-Serie den Pittsburgh Pirates 1-2, die Red Sox verbuchten das gleiche Resultat bei den Baltimore Orioles. Einziger Unterschied: Die Sox gewannen ihr Spiel am Sonntag, die Yankees nicht. Ein besseres Gefühl dürfen also die Sox haben - geringfügig jedenfalls.

Sox vs. Yankees, Boston vs. New York. Insgesamt gab es diese Begegnung bereits sage und schreibe 2193 Mal. Die Yankees führen mit 1183-996-14, die Red Sox haben die letzten beiden Serien im Vorjahr für sich entschieden. In den Playoffs wiederum trafen sie nur dreimal aufeinander - die Yankees siegten locker in der ALCS 1999 und dramatisch durch Aaron Boones Walk-Off-Homer in Spiel 7 der ALCS 2003. Ein Jahr darauf legten die Red Sox dann ihr episches Comeback nach 0-3-Rückstand hin und gewannen anschließend die World Series.

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Böses Blut floss dabei nicht nur in der Socke von Curt Schilling in besagter Serie 2004, sondern immer mal wieder im Lauf der Jahre. Ebenfalls 2004 hechtete Derek Jeter legendär nach einem Foulball in die Zuschauerränge, während Alex Rodriguez Sox-Pitcher Bronson Arroyo in den Playoffs den Ball aus dem Handschuh schlug. Diverse Brawls gehörten ebenfalls zur gängigen Tagesordnung dieser Begegnungen. Doch das wirkt so weit weg nach den letzten weniger wettbewerbsfährigen Jahren.

Aktuell liegt jedoch nicht viel zwischen diesen Teams: Die Yankees (11-7) haben lediglich eine Niederlage weniger auf dem Konto als Boston (11-8), ansonsten ist man recht ähnlich in die Saison gestartet.

Acht Siege am Stück

Die Bronx Bombers kamen auf ihre elf Siege vor allem dank einer zwischenzeitlichen Siegesserie von acht Spielen gegen die Orioles, Tampa Bay Rays, St. Louis Cardinals und Chicago White Sox. Bei den Sox war zwischenzeitlich mal eine Serie von vier Siegen zu bestaunen, ansonsten herrscht eher Inkonstanz. Allerdings ist so früh im Jahr - wir sind in Woche drei - ohnehin noch kein verlässlicher Trend abzusehen, weshalb noch kein Grund zu Hochmut oder Panik gegeben ist.

Was sich aus den ersten Spielen jedoch herauslesen lässt: In puncto Pitching sind die Yankees insgesamt besser in die Saison gestartet. Selbst Wackelkandidat Luis Severino, der am Dienstag auf dem Mound stehen wird, scheint sich stabilisiert zu haben und beeindruckt mit der zweithöchsten Fastball-Durchschnittsgeschwindigkeit aller Starter der MLB. 96,7 MPH feuert er im Schnitt - nur Mets-Starter Noah Syndergaards 97,9 MPH liegen laut Statcast (das Tracking-Tool der Liga erfasst so ziemlich jede vorstellbare Statistik) noch darüber.

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Das Resultat ist ein Wert von 12,15 Strikeouts pro neun Innings, was für einen Starter durchaus bemerkenswert ist. Auf der anderen Seite wird am Dienstag Rick Porcello auf die Yankees warten. Der letztjährige Cy-Young-Gewinner zeigte sich nach seinem katastrophalen Start gegen Tampa Bay (4 1/3 IP, 8 H, 8 ER, 4 HR) zuletzt in Toronto deutlich erholt und erlaubte in sieben Innings nur drei Runs . Da die Red Sox einen Shutout kassierten, verlor man jedoch dennoch. Er und Neuzugang Chris Sale sind dieser Tage aber die einzigen konstanten Sox-Starter in der Pitching Rotation.

Verletzte Schlüsselspieler und junge Wilde

Auch in Sachen Stammpersonal kann man keinem Team einen besonderen Vorteil zuschreiben - beide haben bereits mit Blessuren zu kämpfen. Die Red Sox bringen aus Baltimore einen verletzten Second Baseman Dustin Pedroia (Knie, Knöchel) sowie einen mindestens angeschlagenen Third Baseman Pablo Sandoval (Knie) mit, dessen Defensivspiel ohnehin als zweifelhaft zu bezeichnen ist.

Die Yankees haben zwar im aktiven Kader kaum Sorgen, doch stehen mit Catcher Gary Sanchez und Shortstop Didi Gregorius zwei offensiv wie defensiv herausragende Kräfte schon seit Wochen auf der Disabled List und damit nicht zur Verfügung. Doch gerade Gregorius konnte bislang durch einen sicherlich über seine Verhältnisse spielende Ronald Torreyes aufgefangen werden - der vielseitige Infielder führt das Team bei den RBI zusammen mit Second Baseman Starlin Castro und Right Fielder Aaron Judge an.

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Eben jener Aaron Judge scheint sich mittlerweile deutlich wohler an der Platte zu fühlen als in seiner kurzen letzten Debütsaison. Seine Strikeout-Rate liegt derzeit bei rund 25 Prozent, in den 27 Spielen 2016 lag sie noch im Bereich von 45 Prozent. Und nebenbei schlägt er gerade einen Monster-Homerun nach dem anderen: Gemäß Statcast war sein Homerun gegen Pittsburgh über 457 Fuß der sechstlängste Homerun der Saison, zudem der am zweithärtesten geschlagene. Dem 2,01-Meter-Hünen zuzusehen ist zu einer wahren Show geworden.

Zur Show werden mittlerweile aber auch die Auftritte von Rookie-Center-Fielder Andrew Benintendi von den Red Sox, der am Sonntag erstmals fünf Hits in einem Spiel schaffte und das Team bei den Runs (10) und RBI (11) anführt. Wahrlich eine Bereicherung für eine junge Truppe, die mit Mookie Betts im Right Field den Zweitplatzierten der letzten MVP-Wahl aufbietet.

Rückkehr der Galligkeit?

Auch wenn die Yankees auf dem Papier noch ein, vielleicht zwei Jahre von der Konkurrenzfähigkeit entfernt scheinen, während die Red Sox im Vorjahr schon die AL East gewannen, sind beide in erster Linie eins: überwiegend jung und hungrig. Hatte diese Rivalität zuletzt etwas an Intensität abgenommen, ist nun das Feld bestellt, um die kommenden Jahre wieder zu prägen - vielleicht sogar mit der Galligkeit vergangener Zeiten.

Ob das aber schon in dieser Woche zu bestaunen sein wird, hängt in erster Linie von der Tagesform ab. Eine klare Linie ist schließlich bei beiden noch nicht zu erkennen. Wohl aber die Tendenz, dass die Begegnungen intensiv werden - wie zu alten Zeiten.

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