MLB

Die Alternative zum Weltmeister

Das World Baseball Classic findet in Japan, Mexiko, Südkorea und USA
© getty

Die Vorbereitung auf die neue MLB-Saison läuft auf Hochtouren. Doch abseits davon ermitteln die besten Baseball-Nationen ihren Champion im World Baseball Classic (6. März bis 22. März). Und zwar im Gegensatz zu anderen internationalen Turnieren mit den großen Stars im Gepäck. SPOX erklärt das Turnier, nennt die wichtigsten Regeln und blickt auf die Historie.

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Was ist der World Baseball Classic?

Der World Baseball Classic ist im Grunde genommen die Baseball-Weltmeisterschaft. Die besten Nationen der Welt treten alle vier Jahre gegeneinander an und ermitteln mit vielen Stars im Gepäck ihren Champion. Warum nennt man es dann nicht einfach WM? Weil das Ganze eine Zeit lang parallel stattfand: Die Weltmeisterschaft fristete ohne die großen Namen ohnehin ein Schattendasein, und als die MLB die Gründung des World Baseball Classic (als Reaktion auf das Olympia-Aus im Jahr 2005) anschob, war das Schicksal der WM mehr oder weniger besiegelt.

Seit 2011 gibt es keine WM mehr, dafür findet der WBC mitlerweile alle vier Jahre statt. Und der Sieger wird von der World Baseball Softball Confederation als "World Champion" anerkannt ...

Vom 6. bis 22. März findet der Wettbewerb auf drei Kontinenten statt und gilt als bestbesetztes Baseballturnier überhaupt. Die 2017er Auflage wird die vierte insgesamt sein, Rekordsieger ist Japan mit zwei Erfolgen (2006, 2009), während die USA bislang noch ohne Titel dasteht.

Das Teilnehmerfeld

Das Teilnehmerfeld beim diesjährigen WBC besteht aus 16 Teams. Zwölf qualifizierten sich basierend auf ihrer Vorstellung bei der letzten Auflage des Turniers im Jahr 2013 - die ersten drei jeder Gruppe sind dieses Mal automatisch dabei. Diese Teams sind: Kanada, China, Kuba, Titelverteidiger Dominikanische Republik, Italien, Japan, Niederlande, Puerto Rico, Südkorea, Chinesisch Taipeh, USA und Venezuela. Für alle ist es die jeweils vierte Teilnahme am Wettbewerb.

Dazu gesellen sich Australien, Mexiko sowie die Neulinge Kolumbien und Israel, die sich über Qualifikationsturniere im Februar und September 2016 ihr Ticket gesichert haben. Deutschland nahm an selbigen auch teil, scheiterte jedoch vorzeitig.

Der Modus

Vier Gruppen, "Pools" genannt, mit jeweils vier Teams spielen die Teilnehmer der Zwischenrunde aus. Das ganze findet im Round-Robin-Format statt, also jeder einmal gegen jeden. Die zwei ersten jeder Gruppe ziehen in die Zwischenrunde ein, die dann aus zwei weiteren Vierergruppen besteht. Die zwei Besten dieser Gruppen treffen schließlich im Halbfinale über Kreuz aufeinander. Am 22. März steigt schließlich das Finale.

Die Regeln

Grundsätzlich gelten die üblichen Regeln der MLB, allerdings mit Einschränkungen, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass sich gerade die MLB-Profis noch im Spring Training, also der Saisonvorbereitung, befinden. Die wichtigsten Modifikationen lauten wie folgt:

Extra Innings: Sollte ein Spiel nicht nach den üblichen neun Innings entschieden sein, geht es in die Extra Innings. Doch ab dem elften Inning beginnt ein Team, das am Schlag ist, automatisch mit zwei Läufern auf der ersten und zweiten Base. Dabei soll die Schlagreihenfolge eingehalten werden, sodass weiterhin der reguläre Schlagmann an die Platte tritt. Auf Base stehen dann die zwei Spieler, die vor dem an der Platte stehenden Schlagmann an der Reihe waren. Freilich kann man in diesen Situation auch Pinch-Runner, also Einwechsel-Baserunner, ins Spiel bringen.

Designated Pitcher Pool: Um die Belastung der Pitcher fast einen Monat vor dem MLB-Saisonstart zu begrenzen, hat jedes Team einen Pool von zehn Pitchern, die nicht von Anfang an im Kader stehen müssen. Das gibt den Managern die Möglichkeit, nach jeder Runde gewissermaßen frische Pitcher in den Kader aufzunehmen. Allerdings darf ein Pitcher, der bereits im Einsatz war und zugunsten eines anderen aus dem Pool ersetzt wurde, nicht länger am Wettbewerb teilnehmen und muss zu seinem MLB-Klub zurückkehren.

Pitch-Limits: Ein weiterer Weg, die Belastung der Pitcher zu begrenzen, ist die Limitierung der Anzahl an Pitches, die er werfen darf. Dazu kommen mandatorische Off-Days. So muss ein Pitcher vier Tage pausieren, nachdem er in einem Spiel 50 oder mehr Pitches geworfen hat. Wirft er mindestens 30 Pitches, muss er einen Tag pausieren. Gleiches gilt, wenn er an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Einsatz war.

Speziell für Starting Pitcher gilt außerdem: In der ersten Runde darf ein Starter nicht mehr als 65 Pitches in einem Spiel werfen. In der zweiten Runde wird die Zahl auf 80 angehoben, in der Finalrunde sind es maximal 95 Pitches. Allerdings gilt, dass ein Pitcher das jeweils aktuelle At-Bat beenden darf, selbst wenn er das Limit erreicht hat. Danach muss er dann zwangsläufig den Werferhügel verlassen.

Video Replay: Vor der Championship-Runde, also dem Halbfinale, kehrt man zu den Anfängen des Videobeweises in der MLB zurück: Schiedsrichter dürfen die technische Hilfe nur bei Homeruns bzw. potenziellen Homeruns in Anspruch nehmen. Ab dem Halbfinale sind Replays dann für alle Situationen zulässig, die auch in der MLB überprüfbar sind. Challenges der Manager gibt es jedoch nicht.

Mercy Rule: Da es gerade in der Anfangsphase eines solchen Wettbewerbs durchaus zu üblen Kantersiegen kommen kann, gibt es eine Mercy Rule in den ersten zwei Runden: Führt ein Team mit zehn oder mehr Runs nach dem siebten Inning oder später, wird das Spiel beendet. Gleiches gilt, sollte ein Team mit 15 Runs oder mehr nach dem fünften Inning aufsteigend führen.

Die Locations

Die Pools sowie die Finalrunde finden in jeweils einem Stadion statt. In der ersten Runde sind die Spielorte Seoul (Gocheok Sky Dome/Pool A), Tokio (Tokyo Dome/B), Miami (Marlins Park/C) und Jalisco/Mexiko (Estadio de Beisbol Charros de Jalisco/D). Die zweite Runde steigt in Tokio (E) und San Diego (Petco Park/F). Halbfinals- und Finale wiederum werden im Dodger Stadium von Los Angeles/Kalifornien ausgetragen.

Turniergeschichte

Das Turnier findet zum vierten Mal insgesamt statt. Die Premiere gab es 2006, nachdem es über längere Zeit Bemühungen gegeben hatte, ein Nationenturnier unter dem Dach der MLB auszutragen. Es gab Gegenwind, da zahlreiche Besitzer ihre Stars nicht abstellen wollten, aus Angst, dass sich diese zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison verletzen könnten. Vorm Turnier kam es schließlich zum Durchbruch, was sowohl für die MLB als auch für die japanische Liga NPB galt.

Die erste Auflage gewann schließlich Japan im Finale in San Diego gegen Kuba. Die USA mit Stars wie Alex Rodriguez und Derek Jeter scheiterten hingegen schon in der Zwischenrunde. 2009 verteidigte Japan den Titel abermals, angeführt vom Turnier-MVP, Starting Pitcher Daisuke Matsuzaka, der in den USA für die Boston Red Sox gespielt hat. Im Finale setzte sich Japan gegen den asiatischen Rivalen Südkorea durch, nachdem man im Halbfinale die USA bezwang. Für Japan hat dieser Wettbewerb eine enorm große Bedeutung: Die zwei errungenen Trophäen sind bis heute in der japanischen Baseball Hall of Fame ausgestellt.

2013 ging die Trophäe an die Superstars der Dominikanischen Republik, die sich gegen den Überraschungsfinalisten Puerto Rico im Finale durchsetzten. Die Dom. Rep. dominierte wie kein Team zuvor und gewann alle acht Spiele des Wettbewerbs, angeführt von MVP Robinson Cano, der damals noch die Pinstripes der New York Yankees trug. 2013 markierte auch das erste Mal, dass der nun geltende Vierjahresrhythmus in Kraft trat.

Die Favoriten

Vom Papier her - und das ist die einzige Grundlage, die wir aktuell haben - sieht der Titelverteidiger erneut sehr stark aus. Die Dominikanische Republik ist in allen Mannschaftsteilen herausragend besetzt und wirkt wie ein Team, das auch gut als All-Star-Team herhalten könnte. Allein im Infield herrscht ein Überangebot an Star-Spielern mit gleich zwei hochklassigen Third Basemen in Manny Machado und Adrian Beltre. Im Outfielder wartet die geballte Power von Jose Bautista und Nelson Cruz. Das Lineup sucht seinesgleichen.

Die USA sollte man auch auf dem Zettel haben, allerdings regiert hier die Jugend. Zahlreiche Youngster bestimmen das Bild des Teams, wobei das Starting Pitching auf den ersten Blick etwas wacklig wirkt. Der Bullpen jedoch scheint angesichts des Mitwirkens von Clevelands Playoff-Helden Andrew Miller prädestiniert, etwaige Schwächen zu übertünchen.

Auf dem Zettel haben muss man auch Japan, denn kein Team wird motivierter sein als die Asiaten. Allerdings ist diesmal nur ein einziger MLB-Spieler im Kader - in früheren Ausgaben trumpfte man da noch mit Superstars wie Ichiro Suzuki auf. Auch Puerto Ricos Aufgebot ist nicht von schlechten Eltern.

Die MLB-Saison im Überblick