NBA

Chauncey Billups: Back to the roots

Von Hansjürgen Mai
Chauncey Billups spielte bereits 1999 bei den Denver Nuggets
© Getty

Die Denver Nuggets stehen zum ersten Mal seit 1985 wieder im NBA-Conference-Finale. In der "Best-of-seven"-Serie gegen die Los Angeles Lakers spielen sie um den Einzug ins Finale. Den Grundstein dafür legten die Nuggets an einem Tag im November mit der Verpflichtung von Chauncey Billups.

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Es war der 3. November 2008, als Chauncey Billups zusammen mit Antonio McDyess und Cheikh Samb im Tausch für Superstar Allen Iverson von den Detroit Pistons zu den Denver Nuggets getradet wurde.

Vier Tage später gab er im Spiel gegen die Dallas Mavericks sein Debüt in Himmelblau. Nach dem 108:105-Sieg, zu dem Billups 15 Punkte, vier Rebounds und drei Assists beisteuerte, formulierte er in der Umkleide seine Ziele.

"Ich bin hierher gekommen, um zu arbeiten, ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen. Wenn alle Jungs im Team so denken, ziehen wir alle an einem Strang. Das ist der einzige Grund, warum ich hier spiele - um zu gewinnen."

Mr. Big Shot macht den Unterschied

Und genau das taten die Nuggets auch. Sie gewannen 54 Spiele in der regulären Saison und sicherten sich den Titel in der Northwest Divison. In 79 Saisonspielen kam Billups auf 17,7 Punkte, 6,4 Assists sowie 3,0 Rebounds im Schnitt. Als Nummer zwei im Westen qualifizierte sich das Team von George Karl für die Playoffs.

Gleich das Erstrunden-Matchup gegen die New Orleans Hornets um Spielmacher Chris Paul versprach viel Spannung. Doch daraus wurde nichts, mit 4-1 wurden die Hornissen ausgestochen. Das Point-Guard-Duell gegen Paul entschied Billups klar zu seinen Gunsten. Er kam im Schnitt auf 22,4 Punkte, 7,4 Assists und 4,0 Rebounds.

Das gleiche Schicksal ereilte auch Dirk Nowitzki und die Dallas Mavericks in Runde zwei, auch wenn die Spiele deutlich knapper waren. Auch hier beeindruckte der Point Guard mit 21,4 Punkten, 7,2 Assists und 3,6 Rebounds im Schnitt.

Die Mannschaft um Topscorer Carmelo Anthony scheint endlich das letzte Puzzelstück auf dem Weg zur Meisterschaft gefunden zu haben. Billups hat es geschafft, dem überaus talentierten Nuggets-Team die Richtung vorzugeben.

Home sweet home

Doch aller Anfang ist schwer. Für Chauncey Billups war es ein langer Weg auf der Suche nach sich selbst.

Chauncey Ray Billups wurde am 25. September 1976 in Denver geboren und wuchs im Stadtteil Park Hill auf. Unter seiner Führung holte die George Washington Highschool zwei Landesmeisterschaften.

Er wurde viermal ins "First Team" Colorados berufen und zudem drei Mal "Mister Basketball" des Staates. Auch in anderen Sportarten zeigten sich schon damals seine Qualitäten als Anführer. Als Quarterback des Footballteams wurde er in die Staatsauswahl berufen.

An der University of Colorado erhielt er 1996 ein Basketballstipendium. Nur ein Jahr später führte er die Buffalos zum ersten Mal seit 28 Jahren wieder ins NCAA-Turnier. In seiner Zeit am College erzielte Billups im Schnitt 18,5 Punkte pro Spiel. 2004 wurde sein Jersey mit der Nummer 4 unter die Hallendecke gehängt.

Bereits nach dem zweiten Jahr am College entschied sich Billups für den Sprung in die NBA und meldete sich beim Draft an. Mit dem dritten Pick wurde er 1997 von den Boston Celtics ausgewählt, aber bereits nach der Hälfte der Saison an die Toronto Raptors abgegeben. Dies waren die ersten beiden von sieben Stationen auf der Suche nach seiner Identität.

Der Wandervogel

Im Januar 1999 ging es per Trade zurück in die Heimat. Die Rückkehr als NBA-Profi entwickelt sich allerdings zum Desaster. Bereits nach 58 Spielen endete das erste Engagement bei den Nuggets.

Das Ergebnis: 12,7 Punkte im Schnitt und viele enttäuschte Fans. "Als ich damals zurückkam, war ich quasi ein Junge", sagt Billups heute. "Nun bin ich ein Mann und bezüglich meines Spiels eine ganz andere Person."

Zu Beginn des neuen Jahrtausends wurde er zu den Orlando Magic geschickt, für die er allerdings aufgrund einer Schulterverletzung nie spielte. Vor der Saison 2001/2002 bekam er als Free-Agent einen Vertrag bei den Minnesota Timberwolves: der fünfte Klub im vierten Jahr.

Bei den Wolves sollte er allerdings nur den Ersatzmann für Terrell Brandon geben. Da dieser jedoch mit Verletzungen zu kämpfen hatte, durfte Billups endlich zeigen, dass er das Zeug zum Starting Point Guard hat.

Neue Heimat Detroit

In dieser Zeit wurde auch Joe Dumars, General-Manager der Detroit Pistons, auf den jungen Spielmacher aufmerksam. Dumars sah in Billups den neuen Aufbauspieler der Pistons und holte ihn 2002 nach Auburn Hills. Keine zwei Jahre später war er Meister und Finals-MVP.

In den Finals 2004 setzten sich die Pistons gegen ein Lakers-Team um Shaquille O′Neal, Kobe Bryant, Gary Payton und Karl Malone mit 4:1 durch. Aus einer homogenen Mannschaft stach Billups mit 21,0 Punkten und 5,2 Assists im Schnitt heraus. Zwischen 2003 und 2008 schafften es die Pistons sechs Mal in Serie mindestens bis ins Conference-Finale.

In den vergangenen drei Jahrzehnten konnten lediglich die Lakers eine ähnlich erfolgreiche Serie vorweisen. Unter den Trainern Rick Carlisle, Larry Brown und Flip Saunders entwickelte sich Billups zu einem der besten Aufbauspieler der NBA.

Seine Fähigkeit, in der Crunchtime wichtige Würfe zu verwandeln, brachte ihm den Spitznamen "Mister Big Shot" ein. Im Juli 2007 unterzeichnete der dreimalige All-Star einen neuen Vier-Jahres-Vertrag über 46 Millionen Dollar.

Kurze Zeit später folgte der Abschied aus Motown. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge denkt er an die Zeit in Detroit zurück. "Ich vermisse die Jungs, und die Stadt war immer gut zu mir, aber ich habe alles erreicht, was ich als Piston erreichen konnte. Also war es vielleicht Zeit für eine neue Herausforderung."

Barkley: "Ich würde auf die Nuggets setzen."

Diese Herausforderung ist der Gewinn der NBA-Meisterschaft mit seinen Denver Nuggets. Und geht es nach NBA-Legende  "Sir" Charles Barkley, könnte dies schon in diesem Jahr geschehen.

In der amerikanischen Fernsehsendung "Pardon the Interruption" sagte er: "Ich denke, dass sie nicht nur die Lakers schlagen können, sondern auch die Cleveland Cavaliers in einem möglichen Finale. Wenn ich auf eine Mannschaft tippen müsste, würde ich um ganz ehrlich zu sein auf die Denver Nuggets setzen."

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