MLB

Der 1,5-Milliarden-Flop

Von Alexander Marx
Die Kathedralen-Fenster des neuen Yankee Stadium erinnern an das ursprüngliche alte Stadion
© Getty

Die New Yankees haben ein großes Problem. Genauer gesagt ein riesengroßes, 1,5 Milliarden Dollar teures und für 55.000 Zuschauer Platz bietendes Problem: Das neue Yankee Stadium ist nach nur vier Heimspielen des New Yorker Vorzeige-Baseballklubs in die Kritik geraten.

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"The ball is hit into right field. It is..... outta here! A Homerun!" So riefen es die Radio- und TV-Reporter in der Serie gegen die Cleveland Indians zuhauf in ihre Mikrophone. Nicht weniger als 20 Homeruns - 14 davon Richtung Right Field - wurden am vergangenen Wochenende in den vier Spielen zwischen Yankees und Indians geschlagen.

Das gab es in der 106-jährigen Geschichte der Major League Baseball noch nie, dass in den ersten vier Partien in einem neu eröffneten Stadion so viele Bälle in die Zuschauerränge gedroschen wurden. Der bisherige "Rekord" lag bei 18 im Jahr 2003, als in Cincinnati der Great American Ball Park eingeweiht wurde.

Wind bläst Richtung Right Field

Auffällig im neuen Yankee Stadium ist, dass viele Bälle Richtung Right Field vom Wind getragen werden und dadurch weiter fliegen. So endeten in der Yankees-vs-Indians-Serie mindestens fünf Bälle als Homerun, die im alten Yankee Stadium und in den meisten anderen Stadien wohl nur als harmlose Flyouts verbucht worden wären.

Setzt sich dieser Trend fort, und momentan gibt es keine Anzeichen, warum er das nicht tun sollte, haben die Yanks ein Problem. Denn die Klub-Philosophie basiert auf Pitching.

Probleme für die Pitcher

In den vergangenen Drafts, der Auswahl an Nachwuchsspielern, wurden in der Hauptsache junge Werfer geholt. Sollten diese ihre Chance in der MLB erhalten und gleich viele Homeruns abgeben, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass das an deren Selbstvertrauen nagt und so manch einst so hoffnungsvolle Karriere abrupt beendet. So ging es bereits mehreren Youngstern in Colorado, Texas, Cincinnati, Houston und Philadelphia, wo aufgrund der äußeren Bedingungen ebenfalls viele Homeruns geschlagen werden.

Und auch bei der Verpflichtung von Free-Agent-Pitchern könnte der oben beschriebene Trend einen negativen Einfluss haben. Denn welcher Star-Werfer lässt sich gerne die Bälle um die Ohren hauen? "Niemand wird dorthin wechseln, wenn es so ist, als spiele man in einem Schuhkarton", verkündete bereits ein Spieler der Milwaukee Brewers.

Keine schnellen Umbaumaßnahmen möglich

Die Verantwortlichen der Yankees haben das Problem der Architektur unterschätzt. "Nichts deutete beim Bau darauf hin, dass die nach rechts geschlagenen Bälle vom Wind getragen werden", erklärte General Manager Brian Cashman am Montag den nachfragenden Journalisten in New York.

Cashman und die anderen Entscheidungsträger im Klub sind in eine gewisse Aufregung versetzt. Doch ändern können sie an der Architektur nichts, denn Umbaumaßnahmen am Stadion sind während einer Saison nicht erlaubt.

Abriss des alten Stadions als Lösung?

So sieht die neue Baseball-Arena in der Bronx zwar wunderschön aus, doch die Reminiszenz an das 1923 eingeweihte und bis 1972 Bestand habende ursprüngliche Yankee Stadium mit den zum Teil offenen und Wind durchlässigen Außenwänden hat sich als Eigentor erwiesen.

Daher überlegt man in New York bereits, das alte Stadion, das noch immer gegenüber an der 161. Straße steht, möglichst schnell abzureißen, um den Wind, der vom Harlem River herüber bläst, auch von Norden her besser in den neuen Ballpark zu lassen.

Man darf gespannt sein, wann die Bagger mit den Abrissbirnen anrücken.

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