NBA

Nowitzki knockt die Spurs aus

Von Philipp Dornhegge
Dirk Nowitzki sah sich meist kleineren Gegnern wie Ime Udoka gegenüber und nutzte dies eiskalt aus
© Getty

Die Dallas Mavericks stehen in Runde zwei der Playoffs. Bei den San Antonio Spurs lieferte das Team von Dirk Nowitzki in Spiel fünf eine souveräne Vorstellung ab und siegte 106:93. Die Mavs gewannen die Erstrunden-Serie damit mit 4:1.

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Man hätte die Uhr danach stellen können: Nach vier mäßigen Auftritten ist Dirk Nowitzki endlich wieder der Alte. 31 Punkte, 9 Rebounds, 11 von 17 aus dem Feld und 8 von 8 von der Linie - für den Superstar der Mavs lief es einfach in Spiel fünf gegen die San Antonio Spurs.

Angeführt von ihrem besten Spieler setzten die Mavs ihre bisher beeindruckende Leistung in den Playoffs fort und fegten ihren großen Rivalen beim 106:93 aus deren eigener Halle. "Sie waren das bessere Team, mehr gibt es dazu nicht zu sagen", sagte der enttäuschte Spurs-Coach Gregg Popovich.

Für San Antonio sind die Playoffs beendet, zum ersten Mal überhaupt scheidet Tim Duncan bereits in der ersten Runde aus. 2000 waren die Spurs zuletzt gleich zum Auftakt gescheitert, damals jedoch verpasste Duncan die Postseason aufgrund einer Verletzung.

Coach Popovich verzweifelt

Auch in diesem Jahr war der Power Forward angeschlagen, doch an Duncan lag es nicht. Auch nicht an Tony Parker. Die beiden Stars des Team erzielten zusammen 56 Punkte, doch erneut fehlte ein verlässlicher dritter Scorer.

Manu Ginobili wurde schmerzlich vermisst, Popovich ergriff verzweifelte Maßnahmen: Roger Mason durfte nur für zwölf Minuten ran, Drew Gooden hatte das Vertrauen des Coaches offenbar komplett verspielt und versauerte 48 Minuten auf der Bank. Dafür war ausgerechnet Rookie George Hill mit 33 Minuten der am längsten eingesetzte Bankspieler.

Doch es half alles nichts: Die Mavs waren durch die Bank in Topform, und wenn dann auch noch die Topscorer aufdrehen, ist Dallas nur schwer zu stoppen.

Mavs-Rollenspieler trumpfen auf

Gleich zu Beginn der Partie machte sich Nowitzki an die Arbeit. Der Deutsche erzielte sieben schnelle Punkte, darunter auch seinen ersten Dreier der diesjährigen Playoffs, und die Mavs gingen sofort in Führung.

San Antonio hielt in der Offensive zwar ganz gut dagegen, aber hinten ließ der viermalige Champion viel zu viele einfache Punkte zu. So konnten sich die Mavs absetzen und das erste Viertel mit einer 31:20-Führung beenden.

Im zweiten Abschnitt, traditionell die Zeit, in der die Rollenspieler ihren ersten ausgedehnten Einsatz bekommen, zeigte sich auch in Spiel fünf, was in dieser Serie den Unterschied machte.

Dallas konnte sich auf Brandon Bass (6) und J.J. Barea (10, 5 Rebounds, 5 Assists) verlassen. Sogar Jason Terry (19) meldete sich erstmals mit sieben frühen Punkten zum Dienst. "Ohne unsere Ersatzleute wären wir nicht weitergekommen", freute sich Nowitzki im Anschluss an die Partie. "In jedem Spiel hat ein anderer für einen entscheidenden Schub gesorgt."

Parker und Duncan top

Bei den Spurs dagegen scorten wie immer Parker und Duncan, dahinter schien es zeitweise so, als wollten sich die Mitspieler um die Würfe drücken. Erst in der Schlussphase der ersten Hälfte kamen die Spurs wieder heran, als Hill (9) und Defensivspezialist Ime Udoka (7) ihr Punktekonto auf jeweils sieben Zähler schraubten. Mit 52:48 für Dallas ging es in die Pause.

Die Mavs lagen auf Kurs, mussten sich jedoch ärgern, dass sie aus ihren Chancen nicht mehr Kapital schlagen konnten: Dallas bekam in Hälfte eins 13 Freiwürfe zugesprochen, versenkte jedoch nur acht. Insbesondere bei Erick Dampier (11 und 12 Rebounds), der ansonsten eine weitere gute Partie ablieferte, lief an der Linie nichts zusammen (1 von 5).

So glaubten die Spurs weiter an ihre Chance, obwohl das dritte Viertel ähnlich unerfreulich begann wie das erste. Die Vier-Punkte-Führung der Mavs war schnell auf zehn angewachsen, Popovich nahm eine Auszeit.

Sofort im Anschluss war San Antonio wieder da. Solide Defense führte zu einigen Turnovers der Mavs, vorne sorgte Duncan für sechs Punkte in Folge. Jetzt war es an Dallas-Coach Rick Carlisle, seine Spieler zur Besprechung zu bitten.

Alle Highlights im Video bei ESPN

Josh Howard der Mann der Serie

Einen 9:0-Lauf nach Punkten von Nowitzki und Josh Howard beantwortete Parker auf der anderen Seite mit sechs Punkten, ehe Jason Kidd (12) mit zwei Dreiern das Viertel beendete und für Ruhe im AT&T-Center sorgte. Es stand 82:67.

Alles sah nach einem Erfolg für die Mavs und damit dem Einzug in die zweite Runde der Playoffs aus, aber natürlich versuchten die Spurs im letzten Viertel nochmal alles.

Parker und Duncan bliesen erneut zur Aufholjagd, doch als Terry innerhalb weniger Sekunden mit zwei Dreiern zurückschlug, war das Spiel gelaufen. Die letzten neun Minuten verteidigten die Mavericks ihre Führung, Terry machte den Deckel drauf und der Rest war Partystimmung auf der Bank der Mavs.

Für Nowitzki war Howard, der sich klammheimlich 17 Punkte und 8 Rebounds erarbeitete, übrigens der Mann der Serie: "Josh war enorm wichtig. Er hat immer wieder wichtige Szenen gehabt und entscheidende Punkte gemacht. Gut, dass er nach seinen vielen Verletzungen in den Playoffs dabei ist."

Nächster Gegner: Die Denver Nuggets?

Auch bei Carlisle war die Freude groß: "Die Jungs haben in diesem Jahr viel durchgemacht. Wir hatten einige Verletzungen zu verkraften, hatten ständige Höhen und Tiefen", sagte der Coach, der das Team erst im vergangenen Herbst übernommen hatte. "Und jetzt, genau zur rechten Zeit, haben wir uns gefunden."

Erst zum zweiten Mal überhaupt in der Ära Duncan wurde San Antonio in der eigenen Halle aus den Playoffs geworfen. 2006 gelang dies ebenfalls den von Nowitzki angeführten Mavericks.

Der nächste Gegner von Dallas werden aller Voraussicht nach die Denver Nuggets sein, die gegen die New Orleans Hornets mit 3:1 führen und den Sack mit einem weiteren Heimsieg zumachen können. In der regulären Saison hatten die Mavs alle vier Vergleiche mit den Nuggets verloren. Allerdings waren alle Partien knapp, zweimal mussten die Texaner ohne Josh Howard antreten.

Trotzdem warnte Nowitzki schon mal vor Denver: "Die Nuggets sind im Moment vielleicht sogar besser als die Lakers. Wir werden auf jeden Fall der Underdog sein."

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