NBA

Dallas und das Musketier-Prinzip

Von Haruka Gruber
Dirk Nowitzki tritt mit Dallas in der Nacht auf Dienstag wieder bei den Spurs an
© Getty

Dirk Nowitzki und Jason Terry spielten nur mittelmäßig, Jason Kidd musste sogar kotzen - dennoch gewannen die Dallas Mavericks bei den San Antonio Spurs. Aber was war der Schlüssel? Die fünf Erfolgsgeheimnisse für Spiel zwei.

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Es war ein Sieg der Obwohls.

Obwohl Dirk Nowitzki nach 25 Spielen in Serie erstmals unter 20 Punkten gehalten wurde. Obwohl Jason Terry fast 8 Zähler unter seinem Saisonschnitt blieb. Obwohl Jason Kidd von Bauchschmerzen geplagt nur mäßig spielte und sich während der Partie mehrmals übergeben musste. Obwohl die beiden Spurs-Stars Tim Duncan und Tony Parker überzeugten.

Obwohl alldem gewannen die Dallas Mavericks den Playoff-Auftakt bei den von vielen stärker eingestuften San Antonio Spurs mit 105:97 und holten sich den Heimvorteil.

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"Wir haben nicht nur allen anderen, aber auch uns bewiesen, dass wir auf dem höchsten Niveau mithalten", sagt Terry. Coach Rick Carlisle ergänzt: "Wir wissen, dass es in der Serie noch schwierig wird. Aber wir sind hungrig und sind bereit für die kommenden Schlachten."

Und die nächste Schlacht findet bereits in der Nacht auf Dienstag erneut in San Antonio statt. Sollte wieder ein Auswärtssieg gelingen, könnte Dallas mit zwei Heimspielen in Folge sogar vom Sweep träumen. Das sind die fünf Schlüssel zum Erfolg:

1. Alle gegen Parker!

Mit schnellen, aggressiv zum Korb ziehenden Point Guards hat Dallas seit der Verpflichtung des in die Jahre gekommenen Kidd enorme Probleme - so auch in der ersten Halbzeit von Spiel eins, als Spurs-Spielmacher Parker beliebig in die Zone penetrierte.

In der zweiten Hälfte aber gelang Parker plötzlich nicht mehr allzu viel. Zwar kam er weiterhin auf seine Punkte, doch als Spielmacher war der Franzose abgemeldet, weil sich die Mavs-Guards in der Manndeckung gegenseitig ablöste und 24 Minuten ununterbrochen Druck auf Parker ausübte.

Frei nach dem Musketier-Prinzip kümmerte sich abwechselnd der flinke Barea, der athletische Antoine Wright und der kräftige Kidd um den Franzosen. Selbst der defensiv eher unzuverlässige Terry gab sich redlich Mühe.

Parker in Hälfte eins: 13 Punkte, 7 Assists, 1 Turnover.

Parker in Hälfte zwei: 11 Punkte, 1 Assist, 4 Turnover.

Komplett ausschalten kann man einen Elite-Point-Guard wie Parker wohl nie. Im Grunde reicht es aber, wenn man Parker eine seiner Fähigkeiten beraubt. Entweder das Scoren -  oder wie eben in Hälfte zwei das Vorlagengeben.

2. Penetrieren bis zum Abwinken!

Es ist absurd: Die Mavs verstehen sich vorwiegend als Jumpshot-Team, obwohl sie bei der Dreierquote ligaweit nur auf Rang 25 liegen. Die fatale Vorliebe zum Werfen wäre auch in Spiel eins fast zum Verhängnis geworden, hätte Dallas nach der Pause nicht umgestellt.

Ein wichtiges Zeichen setzte ausgerechnet Barea, mit offiziell 1,83 Meter (in Wahrheit wohl eher 1,78 Meter) der kleinste Spieler der Mavs.

Der Tatsache bewusst, dass in San Antonios Kader von Duncan und mit Abstrichen Kurt Thomas abgesehen gute Shotblocker fehlen, zog Barea immer wieder in die Zone und riss Löcher in die Defense der Spurs. Seine 13 Punkte und 3 Assists spiegeln nur ungenügend wieder, was für einen großen Unterschied Barea ausmachte.

Von Barea ermutigt, penetrierten auch Howard und vor allem Nowitzki zunehmend zum Spurs-Korb. Nowitzkis Gegenspieler Matt Bonner hatte zu Beginn noch einen recht angenehmen Job, weil sich Nowitzki zu häufig auf seinen Wurf verließ. Erst nachdem der 30-Jährige anfing, beherzt den Ring zu attackieren, wurde der Qualitätsunterschied zu Bonner offensichtlich.

3. Howard als Mikrowelle einsetzen!

In den vergangenen Jahren war die Mavs-Rotation darauf ausgerichtet, Sixth Man Terry in ausgewählten Spielsituationen einzuwechseln, weil dieser als "Mikrowelle" schnell heiß wird und Punkte liefert.

Diese Rolle soll nun Josh Howard mit übernehmen. Von chronischen Knöchelschmerzen gehandicapt, wird er in dieser Saison nicht mehr hundertprozentig fit, wie er selbst sagt. Für 25, 30 hochqualitative Minuten pro Spiel reicht es aber offensichtlich.

In Spiel eins kam er nur 29 Minuten zum Einsatz und wurde fast das komplette letzte Viertel geschont, dennoch war er mit 25 Punkten der Mavs-Topscorer. In der kritischen Phase zwischen dem zweiten und dritten Viertel erzielte er wie aus dem Nichts 14 Zähler in 6:10 Minuten.

Demnach wird Howard in den Playoffs dauerhaft keine 40 Minuten Basketball auf All-Star-Niveau zeigen können, aber als Energizer, der nur in vereinzelten Momenten als Go-to-Guy gefragt ist, wird man ihm wohl nicht überfordern - ohne gänzlich auf seine Qualitäten zu verzichten.

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4. Mehr Einsatzzeit für Bass!

Mit 2,03 Metern gehört Bass zu den Zwergen unter den NBA-Big-Men - was ihn aber zum Ende der Regular Season nicht davon abhielt, Yao Ming (23 cm größer) oder Shaq (13 cm) Paroli zu bieten. Und auch bei den Spurs überzeugte das Kampfschwein mit 14 Punkten, seinem ersten schnellen Schritt und seinem butterweichen Mitteldistanzwurf, den sogar Duncan vor Probleme stellte.

"Du brauchst Sprungkraft, Körper, Herz und den Willen, um solche Typen herauszufordern", sagt Bass, der sich mit dem ebenfalls gut aufgelegten Erick Dampier auf der Center-Position abwechselte.

Nicht weiter verwunderlich: Laut des Statistik-Portals "82games.com" ist das Lineup Bass-Nowitzki-Howard-Terry-Kidd die dritteffektivste der NBA. Auf 48 Minuten hochgerechnet, trifft Dallas 30 Punkte mehr als der Gegner, wenn diese fünf gleichzeitig auf dem Parkett stehen.

5. Dampier nicht überfordern!

Wie bereits beschrieben, war Dampier in Spiel eins gut aufgelegt. Und damit das auch so weitergeht, darf man ihn nicht überfordern. Er wird zwar wie ein Star bezahlt, dennoch wird er nie mehr als Durchschnitt sein - was aber nicht heißt, dass er keinen Nutzen hätte.

Seine Aufgaben sollten auf drei Aspekte beschränkt sein: 1.) Duncan und dessen patentierten Bankshot so gut wie möglich verteidigen, 2.) den zum Korb ziehenden gegnerischen Guard blocken, 3.) Offensivrebounds einsammeln und leichte Tip-Ins versenken.

Mehr kann er nicht - aber mehr muss er auch nicht können. "Es ist mir egal, was die Medien und die Fans denken, aber ich kann meinem Team einiges geben", sagt Dampier zu Recht.

Carlisle: "Duncan ist schwer zu stoppen, dennoch konnten wir ihn einige Male aufhalten, weil Damp seinen Körper reingehalten hat. Damp macht die Drecksarbeit, und das reicht uns."

Der Spielplan der Playoffs