NBA

Wann dreht Dirk Nowitzki endlich auf?

Von Philipp Dornhegge
Bisher verzeichnet Dirk Nowitzki den bei weitem niedrigsten Punkteschnitt seiner Playoff-Karriere
© Getty

Vor dem fünften Spiel bei den San Antonio Spurs (Mi., 3.30 Uhr) regiert bei den Mavericks die Zuversicht. Nach drei Siegen in vier Spielen sehen die Chancen auf ein Weiterkommen sehr gut aus.

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Seit 2006, dem Jahr als die Mavericks die Finals erreichten, hat Dallas keine Playoff-Serie mehr gewinnen können. Zuletzt setzte es klare Niederlagen, 2007 gegen die Golden State Warriors und 2008 gegen die New Orleans Hornets.

In diesem Jahr befürchteten viele Fans und Experten nach bisweilen schwachen Leistungen in der regulären Saison Schlimmes für die Playoffs, doch schon in den letzten Wochen deutete Dallas an, dass es sich nicht so leicht geschlagen geben will.

Zum richtigen Zeitpunkt erreichten die Mavs die beste Form des Jahres, und in der ersten Runde gegen die Spurs zeigt das Team von Coach Rick Carlisle weiter, was in ihm steckt.

Dass dabei ausgerechnet der Superstar der Mannschaft vollkommen unter seinen Möglichkeiten bleibt, darf man schon fast als positives Zeichen interpretieren. Dirk Nowitzki erzielt bislang gerade einmal 16,3 Punkte pro Spiel, das sind fast zehn Zähler weniger als in der regulären Saison und der niedrigste Punkteschnitt seiner Playoff-Karriere.

"Dirk macht es richtig"

Was ist los mit Nowitzki? Gerade die Spurs waren in der Vergangenheit immer einer der Lieblingsgegner des Power Forwards. Ist er etwa urplötzlich nicht mehr in der Lage, im Konzert der Großen mitzuspielen?

Mitnichten, meint zumindest Point Guard Jason Kidd: "Manche Leute mögen denken, dass Dirk nicht genug punktet. Aber ich meine, dass er es genau richtig macht. Er bleibt geduldig und nimmt keine schlechten und überhasteten Würfe." Da Nowitzki mitunter gleich von drei Mann verteidigt wird, sucht und findet er lieber seine Mitspieler, als trotzdem blind draufzuhalten.

Zudem muss man fairerweise festhalten, dass Nowitzki in seinem besten Spiel, als er 8 von 12 Würfen traf und 20 Punkte erzielte, nur 27 Minuten auf dem Parkett stand. Wer weiß, wie hoch sein Schnitt jetzt wäre, hätte Nowitzki über vierzig Minuten gespielt.

"Dirk muss nicht immer 30 Punkte machen, damit wir eine Chance haben zu gewinnen. In dieser Serie kann man das sehr gut sehen", schließt Kidd.

Nowitzki: Nur die Punkte fehlen

Eins jedoch darf auch der Aufbauspieler nicht vergessen: Dallas kann nicht immer ohne seinen besten Spieler überleben. Denn nur selten waren die übrigen Mavericks so zuverlässig wie in der Serie gegen die Spurs.

In bisher vier Spielen reißt zwar auch der beste sechste Mann der Liga, Guard Jason Terry, keine Bäume aus und weist nur einen Schnitt von 12 Zählern auf. Dafür erzielten die restlichen Akteure immerhin 66 Punkte pro Partie. In der regulären Saison waren es gerade einmal 56 Zähler.

Das hat auch Tony Parker erkannt: "Unser Hauptaugenmerk lag darauf, Nowitzki und Terry zu stoppen. Das ist uns ganz gut gelungen", erklärte der Franzose. "Aber die Mavs haben noch so viele andere gefährliche Leute."

Immerhin: Wenn es darauf ankam, war Nowitzki auch gegen die Spurs zur Stelle. "Mit seiner letzten Aktion hat Dirk das Spiel entschieden", analysierte Tim Duncan eine Szene aus Spiel vier, als der Würzburger kurz vor Schluss zum Korb zog und Dallas mit einem Korbleger auf die Siegerstraße brachte. Zudem konnte er in fast allen anderen Bereichen seine Statistiken bestätigen, die Zahl an Fouls und Turnovers sogar nach unten schrauben.

Josh Howard der Schlüssel zur Erfolgsserie

Nowitzki selbst erklärt sich den Erfolg der Mavs so: "Josh Howard hat uns das gegeben, was uns gefehlt hat". Der Small Forward verpasste schließlich große Teile der Saison mit diversen Verletzungen. "Wenn Terry oder ich gedoppelt werden, dann haben wir andere Spieler, die groß auftrumpfen."

Wollen die Mavericks jedoch schon in Spiel fünf den Einzug in die zweite Runde perfekt machen, dann wird auch Nowitzki endlich einmal wieder stark spielen müssen.

"Die Spurs sind keineswegs schon raus", warnt Carlisle vor dem vielzitierten Herz eines Champions, und auch Nowitzki weiß: "Sie werden noch mal alles versuchen."

Erinnerungen an 2006

Die Spurs sind seit 2000 nicht mehr in der ersten Runde ausgeschieden, und dass es nach neun Jahren wieder einmal so weit sein soll - und dann ausgerechnet gegen den großen Rivalen - das will so recht noch keiner glauben.

"Wir versuchen jetzt das nächste Heimspiel zu gewinnen, und wenn uns das gelingt, können wir die Mavs in ihrer eigenen Halle noch mal so richtig unter Druck setzen", gibt sich Duncan kämpferisch.

Schon vor drei Jahren wäre es San Antonio um ein Haar geglückt, einen 1:3-Rückstand gegen Dallas noch zu drehen. Damals konnten sich die Mavericks erst in der Verlängerung des siebten Spiels durchsetzen.

Damit es in diesem Jahr nicht wieder so spannend wird, wäre ein Sieg im fünften Spiel enorm wichtig. Denn Duncan hat durchaus recht: Wenn die Mavs verlieren und mit dem Gefühl, dass anschließende Heimspiel gewinnen zu müssen, in Spiel sechs gehen - wer weiß, ob dann in Dallas nicht das große Zittern beginnt. Mit oder ohne einem starken Dirk Nowitzki.

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