"Kurt is on fire"

Von Jan-Hendrik Böhmer
Kurt Warner warf in der Regular Season 30 Touchdown-Pässe
© Getty

Der Super Bowl kann eine Karriere krönen. So wie die von Cardinals-Quarterback Kurt Warner. Der holte sich 1999 mit den St. Louis Rams den Titel und wurde vom Nobody zum wichtigsten Spieler der Saison (MVP). Wenige Jahre zuvor hatte er noch in einem Supermarkt gearbeitet. Warner, ein Parade-Beispiel für den amerikanischen Traum.

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Es hätte aber auch anders kommen können. Schlechter. So wie bei Jackie Smith. Der ehemalige NFL-Tight-End spielte in den 60er und 70ern erfolgreich für die damals noch in St. Louis beheimateten Cardinals, hielt Rekorde, wurde fünfmal in den Pro Bowl und später sogar in die Hall of Fame gewählt. Alles toll, alles ohne eine einzige Super-Bowl-Teilnahme.

Dabei hätte es Smith vermutlich auch lieber belassen. Rückblickend betrachtet. Denn als er mit 38 und den Dallas Cowboys endlich in einem ersten Endspiel stand, passierte es. Smith, der in der gesamten Saison noch keinen einzigen Ball gefangen hatte, rutschte auch der sicher geglaubte und möglicherweise entscheidende Touchdown aus den Händen.

Die Cowboys verloren mit drei Punkten Rückstand und Smiths Ausrutscher erlangte traurige Berühmtheit. Noch heute gilt er einer der peinlichsten Super-Bowl-Momente.

Das "Wide Right"-Desaster

Noch schlimmer erwischte es Scott Norwood. Der pensionierte Kicker der Buffalo Bills ruinierte sich seinen Ruf, als er 1990 im Super Bowl gegen die New York Giants wenige Sekunden vor Schluss das entscheidende Field Goal weit rechts neben die Torstangen setzte.

New York gewann damals mit 20:19, Buffalo kam dem Titel nie wieder so nahe und Norwood blieb nicht wie geplant als Super-Bowl-Held und der Mann in Erinnerung, der O.J. Simpson als ewigen Bills-Top-Scorer ablöste, sondern als Synonym für vergebene Field Goals und die mentale Krise einer gesamten Stadt. Zwei Wörter, nämlich "Wide right!" (zu deutsch: weit rechts daneben, nach dem Kommentar von ABC-Kommentator Al Michaels), prägten für Jahre sein Leben. Und selbst in TV-Serien, Filmen und Musikstücken wurde Norwoods Fehltritt verewigt.

Wie Steve Young & Jerry Rice

Doch zurück zu den Positiv-Beispielen - wie etwa Steve Young oder Jerry Rice. Young warf für San Francisco in Super Bowl XXIX gleich sechs Touchdowns und trat damit endgültig aus dem Schatten seines Vorgängers Joe Montana. Rice stellte (ebenfalls für die 49ers) in Super Bowl XXIII mit 215-Yards-Raumgewinn einen neuen Endspiel-Rekord auf, fing drei Touchdowns und wurde zum MVP des Spiels gewählt.

Beide Leistungen gelten noch heute als absolute Super-Bowl-Highlights und definierten die Karrieren beider Athleten mit. Aber genug Geschichte: Wer hat in diesem Jahr das Potential, dem Super Bowl seinen Stempel aufzudrücken?

"Pittsburghs Verteidiger James Harrison kann der Star des Spiels sein - mit Leichtigkeit", sagt der ehemalige NFL-Receiver Cris Carter im Gespräch mit SPOX. Neben Carter enthüllen auch die beiden ehemaligen NFL-Profis und aktuellen ESPN-Football-Experten Trent Dilfer und Keyshawn Johnson ihre persönlichen Stars des kommenden Super Bowls.

Für einige überraschend: Dabei spielen weder Larry Fitzgerald noch Ben Roethlisberger, Hines Ward oder Santonio Holmes eine Rolle.  

Diese Spieler entscheiden den Super Bowl

Trent Dilfer: Troy Polamalu (Pittsburgh). Er wird die Cardinals-Receiver komplett aus dem Spiel nehmen. Selbst Fitzgerald. Und nicht nur das: Troy ist nie da, wo man ihn erwartet. Er ist eine große Gefahr für jeden Quarterback. Ist er vor dem Pass noch an einem Ort, kann er wenige Sekunden später ganz wo anders sein. Kurz gesagt: Ist er auf dem Feld, muss der Gegner doppelt auf Interceptions aufpassen, kann sein Spiel nicht wie geplant durchziehen. Troy entscheidet Spiele. Besonders jetzt.

Dilfer, Spitzname "General Trent", gewann 2000 den Super Bowl mit den Baltimore Ravens und ist bis heute der einzige NFL-Quarterback, der daraufhin von seinem Team entlassen wurde. Außerdem spielte er für die Tampa Bay Buccaneers, Seattle Seahawks, Cleveland Browns sowie die San Francisco 49ers und ist aktuell Football-Experte im US-Fernsehen.

Keyshawn Johnson: Kurt Warner (Arizona). Für die Cardinals ist er der mit Abstand wichtigste Spieler. Wir alle wissen, was Kurt kann - besonders wenn er wie jetzt "on fire" ist. Wenn er gleich zu Beginn in Schwung kommt, wird er das Spiel entscheiden. Hinzu kommt: Er hat bereits zwei Super Bowls gespielt, weiß genau worauf es ankommt - hat schlichtweg die meiste Erfahrung. Nur wenn er gut spielt, kann sein Team einen guten Tag haben.

Johnson spielte während seiner elfjährigen NFL-Karriere für die New York Jets, die Dallas Cowboys, die Carolina Panthers und die Tampa Bay Buccaneers, mit denen er 2002 den Super Bowl gewann. Dreimal wurde der Wide Receiver in den Pro Bowl gewählt. Seit seinem Rücktritt 2007 ist Johnson Experte beim US-Sportsender "ESPN".

Cris Carter: James Harrison (Pittsburgh). Gegen einen Spieler von seinem Kaliber haben die Cardinals bisher einfach nicht gespielt. Er ist er der dominanteste Defensiv-Spieler in der NFL. Bei jedem einzelnen Snap, bei jedem einzelnen Spiel ist er der tonangebende Mann. Dagegen ist Arizona völlig machtlos, hat schlichtweg keine Antwort. Wir suchen einen Spieler der das Spiel an sich reißen und es dominieren kann? Einer, der MVP des Spiels sein kann? Hier ist er. James kann der Star sein - mit Leichtigkeit.

Carter liegt mit 1101 gefangenen Pässen noch immer auf Platz drei der ewigen NFL-Statistik. In 16 Jahren erzielte er für Philadelphia, Minnesota und Miami insgesamt 130 Touchdowns und stand achtmal hintereinander im Pro Bowl. Mittlerweile arbeitet Carter als Experte für diverse US-Medien und als Assistenz-Foootball-Trainer an einer High School.

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