NBA

Pippens verletzter Stolz

Von Daniel Paczulla
Scottie Pippen
© Getty

München - Jose Mourinho, Fußball-Trainer außer Dienst, ist bekannt für sein selbstbewusstes Auftreten. "Wir haben hervorragende Spieler und jetzt auch - verzeihen Sie, wenn das arrogant klingt - einen sehr guten Trainer."

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Markante Worte, die der 44-jährige Portugiese bei seinem Amtsantritt 2004 beim FC Chelsea von sich gab. Aber es kam noch besser: "Wenn ich einen einfachen Job haben will, hätte ich in Porto bleiben können. Die Champions-League-Trophäe, einen schönen blauen Trainersessel, Gott und gleich nach Gott komme ich!"

Dieselben Worte hätte man wohl auch von Scottie Pippen erwarten können, wenn er die Nachfolge von Scott Skiles als Trainer der Chicago Bulls übernommen hätte.

"Ich war Coach auf dem Feld"

Doch daraus wurde nichts. Anstatt die Bulls-Legende als neuen Headcoach zu präsentieren, entschied sich General Manager John Paxson für Jim Boylan. Das verletzte Pippen wohl so sehr in seinem Stolz, dass er zum verbalen Rundumschlag ausholte.

"Was spricht denn gegen mich als Coach?", ließ der 42-Jährige seinem Ärger in der "Chicago Tribune" freien Lauf. "Keine Erfahrung als NBA-Coach? Skiles hatte auch keine große Bilanz. Ich brauche doch keine wissenschaftliche Arbeit abzugeben, um das zu machen, was ich mein ganzes Leben getan habe. Ich habe Basektball gespielt, Teams geführt und Spiele gewonnen."

Pippen kann es nicht fassen, dass die Wahl nicht auf ihn fiel. Dabei sieht er sich selbst als den idealen Trainer. "Ich war doch schon der Coach auf dem Feld und habe Teams zu Meisterschaften geführt."

Affront gegen Jordan 

Damit liegt er ja auch nicht falsch - sechs Titel hat er mit den Bulls in den 90er Jahren geholt. Aber war da nicht auch ein gewisser Michael Jordan im Team? 

"Wie viele Titel hätte Jordan denn ohne mich gewonnen?", konterte er und erklärte: "Er wollte immer den Ball und immer nur schießen. Aber ich war es, der ihn unter Kontrolle hielt. Ich habe die Entscheidungen getroffen und keiner von der Bank."

Er sieht sich selbst als den wichtigsten Spieler, der die Triangle Offense von Phil Jackson zum Laufen brachte und die Defensiv-Strategie umsetzte. Doch den Ruhm erntete Jordan.

Pippen, auch bekannt als der Adjutant von His Airness, will aber selbst ins große Rampenlicht, Anerkennung. Und das will er mit einem Chefposten an der Seitenlinie schaffen - und zwar sofort.

Er hat keine Lust, zwei Jahre als Coach in Europa Erfahrungen zu sammeln oder als Assistant-Coach in die Lehre zu gehen. "Skiles hat es vorher auch nicht gemacht, aber er war als Spieler nie dort, wo ich war", betonte Pippen.  

"Sie wollen halt den Besten"

Doch noch muss er sich gedulden und warten, bis ihm ein Team die Chance gibt. Bis es soweit ist, schnürt Pippen erstmal wieder seine Basketball-Stiefel.

Der Ex-Bulle bestreitet in Schweden und Finnland einige Spiele für dortige Klubmannschaften. Warum er das macht? "Sie wollen halt den Besten sehen", gibt er mit einem Lächeln in bester Mourinho-Manier bekannt. "Und wen sonst sollten sie dann fragen?"

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