NBA

Von wegen Tölpel

Von Florian Regelmann / Haruka Gruber
Daniel, Gibson, Cleveland, Ginobili, San Antonio, Spurs, Cavaliers
© Getty

München - "Ich habe mich schon ausreichend zu diesem Thema geäußert. Jeder weiß, wie ich mich fühle. Ich sage nichts mehr dazu." 

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LeBron James ist verstimmt. Seine Cleveland Cavaliers erreichten letztes Jahr zwar sensationell die NBA-Finals, aber James, das Gesicht, die Ikone, der Regent der Cavs, ist verstimmt.

Verstimmt darüber, dass es die Klubführung versäumt hat, frühzeitig die Verträge mit Sasha Pavlovic und Anderson Varejao zu verlängern. Zwei Spieler, ohne die der letztjährige Coup undenkbar gewesen wäre. "Was soll ich denn machen? Ich kann nicht die Verträge aushandeln", sagt James mit unüberhörbarem Groll.

Aber Gemach, Herr James, so entsetzlich ist die Situation der Cavs doch nicht. Freilich würde der Weggang Varejaos schwer wiegen, aber zumindest für Pavlovic steht ja patenter Ersatz bereit: Daniel Gibson, 21 Jahre alt, geboren in Houston - und: einer der Kandidaten auf den Titel des "Most Improved Player".

Ihn und vier weitere Spieler, auf die es sich zu achten lohnt, stellt SPOX.com vor.

Daniel Gibson

Cleveland Cavaliers, 2006/07: 4,6 Punkte, 1,5 Rebounds, 1,2 Assists

Der 2. Juni offenbarte einen Blick in die Zukunft. Was könnte Gibson erst erreichen, wenn er noch ein paar Jahre reift? Wie gut könnte der Combo-Guard werden, wenn er konstant dieses Niveau hält?

31 Punkte schenkte Gibson den Detroit Pistons ein, traf dabei alle fünf Dreierversuche. Nicht James, Gibson war es, der die Cavs zum entscheidenden vierten Sieg im Conference-Finale führte. Seitdem gibt es keine, nun gut: nur noch vereinzelte Witze über seinen Spitznamen, den er von seiner Mutter bekam.

"Boobie" lautet er, auf deutsch übersetzt so etwas wie Tölpel. Aber die Sache mit dem tölpelhaften hat sich spätestens seit dem 2. Juni ja erledigt.

Rajon Rondo

Boston Celtics, 2006/07: 6,4 Punkte, 3,7 Rebounds, 3,8 Assists

Rondo wusste es schon immer: Das Beste kommt zum Schluss. Und daher beendete er seine Rookie-Saison auch mit einem starken letzten Monat, in dem er durchschnittlich auf 13 Punkte, 5,8 Rebounds, 5,6 Assists und 2,5 Steals kam.

Wenn die Boston Celtics ganz vorne mitspielen wollen, wird es neben den Big Three Kevin Garnett, Paul Pierce und Ray Allen vor allem auf den Spielmacher ankommen - immerhin ist der 21-Jährige der einzige echte Point Guard im Kader.

Rondo besticht durch seine Schnelligkeit und Verteidigung. Sein größtes Manko ist jedoch sein Wurf (oder das Fehlen eines solchen). Sollte er den Sommer über an seinem Schuss gefeilt haben, werden es sich die Gegner zweimal überlegen, Garnett, Pierce oder Allen zu doppeln.

Marco Belinelli

Golden State Warriors, 2006/07: 12,8 Punkte, 1,9 Rebounds, 1,3 Assists in der Euroleague

YouTube-Clips auf Dauerrotation: Der Italiener war die Summer-League-Sensation. Wenn Belinelli auf dem Parkett stand, regnete es Dreier - und hin und wieder krachende Dunks.

Aber ist der 21-Jährige dem Hype gewachsen? In der Saisonvorbereitung tat er sich schon deutlich schwerer - nach dem überragenden Sommer wird er jedoch mit anderen Augen gesehen als andere Draft-Picks. "Ich habe ihm keinen Gefallen getan, indem ich ihn zunächst so gelobt habe", sagt Warriors-Coach Don Nelson.

Dennoch: Das Talent ist unverkennbar. Mit etwas mehr Biss und einer anständigen Defense könnte es im Laufe der Saison zur Starting Five reichen.

J.J. Redick

Orlando Magic, 2006/07: 6,0 Punkte, 1,2 Rebounds, 0,9 Assists

Zu seiner Zeit in Duke war J.J. Redick das Nonplusultra im College. Als die Orlando Magic den Scharfschützen vor der vergangenen Saison an elfter Stelle des Drafts zogen, schien der Start zu einer großen NBA-Karriere geebnet.

Doch es kam anders. Redick zog sich einen Bandscheibenvorfall zu, später folgte eine Fußverletzung. Von Rhythmus keine Spur. Diese Saison soll alles anders werden. Redick ist fit und Orlandos neuer Trainer Stan Van Gundy setzt auf den 23-jährigen Scharfschützen, immerhin hat er seine starke Form aus der Summer League mit ins Trainingscamp genommen.

Wer sich trauen sollte, Rashard Lewis oder Dwight Howard zu doppeln, könnte von Redick eiskalt bestraft werden. Wenn es sein muss, auch mal von ganz weit draußen.

Ronnie Brewer

Utah Jazz, 2006/07: 4,6 Punkte, 1,3 Rebounds, 0,4 Assists

Die Shooting-Guard-Position bereitet Utah-Coach Jerry Sloan im Prinzip seit dem Karriereende von Jeff Hornacek Kopfschmerzen. Vergangene Saison war es mal Gordan Giricek, mal C.J. Miles, mal Ronnie Brewer: Überzeugen konnte letztlich keiner. Die Misere ging soweit, dass Sloan mit Derek Fisher und Deron Williams teilweise sogar auf zwei Point Guards setzte.

Fisher ist zurück bei den Lakers, Giricek ist wertvoller von der Bank, die Jazz suchen nach einer Antwort. Und die könnte Brewer heißen - trotz seiner durchwachsenen Rookie-Saison.

Sloan machte bei ihm bereits eine komplett andere und professionellere Einstellung, eine bessere Fitness und ein größeres Selbstvertrauen aus. Immerhin ein Anfang, um die Kopfschmerzen zu lindern.

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