NBA

Dallas als erste Option

Von Haruka Gruber
Bryant, Kobe, Howard, Josh, Lakers, Dallas, Mavericks, Los Angeles
© Getty

München - Es war eine Demonstration. Selbstredend fand nur ein Vorbereitungsspiel statt, ungeachtet dessen hatte Kobe Bryant offenbar Lust, seine Muskeln spielen zu lassen und schenkte den Seattle SuperSonics beim 126:106-Erfolg der Los Angeles Lakers im dritten Viertel zwölf Punkte in Serie ein.

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Nach einem erfolgreichen Wurf sprangen die Zuschauer auf und skandierten "Kobe! Kobe!", vereinzelte "Good bye K.B."-Schilder wurden beschämt schleunigst eingepackt.

Bryant in einem gold-violetten Jersey: Nach der Wechsel-Posse der letzten Tage ein überraschender Anblick. Zunächst brüskierte Teambesitzer Jerry Buss seinen Franchise-Spieler mit der Aussage, man werde sich Angebote anderer Teams für Bryant anhören.

Daraufhin soll der neunmalige All-Star seinen Spind bei den Lakers ausgeräumt und eine Knieverletzung vorgeschoben haben, um nicht am Training teilnehmen zu müssen.

Gesicherte Informationen sind rar, aber eines scheint offensichtlich: Die Ehe Lakers/Bryant ist mehr Schein als Sein, ein Verbleib käme unerwarteter als ein Weggang.

Aber welche Teams kommen für einen Trade überhaupt in Frage? Der Interessent muss einerseits ein umfangreiches Spielerpaket schnüren, das den Lakers gefällt und gleichzeitig den 19,5-Millionen-Dollar-Jahresverdienst Bryants ungefähr entspricht. Andererseits muss der Interessent wiederum für Bryant interessant genug sein, damit dieser dem Trade zustimmt.

Eine vertrackte Konstellation, bei der im Grunde nur drei Teams alle Prämissen erfüllen.

1. Dallas Mavericks

Ja, richtig gelesen: Die Mavs sind eine realistische Option. Laut "ESPN" derzeit sogar die wahrscheinlichste. "Bryants Wunsch, nach Dallas zu wechseln, wird zunehmend größer", schreibt Marc Stein.

Klubbesitzer Mark Cuban scheint nicht abgeneigt: "Kobe ist phänomenal. Wenn sich daher eine Möglichkeit auftut, müssen wir es in Betracht ziehen - auch wenn wir schon ein großartiges Team beisammen haben."

Wie könnte also der Deal aussehen? Dirk Nowitzki wird sicherlich nicht Teil des Trades sein. Denn Bryant würde nur nach Dallas ziehen, um den Titel zu holen - und das geht schlecht, wenn er bei den Mavs wie in L.A. erneut als Alleinunterhalter fungieren müsste.

Damit scheint diese Variante am ehesten geeignet zu sein: Josh Howard (9,5 Millionen Jahresgehalt), Jason Terry (9), D.J. Mbenga (2) und Maurice Ager (1) für Bryant (19,5).

Mit Howard bekommen die Lakers immerhin einen All-Star mit massig Luft nach oben, in Terry einen Scorer, der im Backcourt beide Positionen anständig bekleidet. Shooting Guard Ager wäre ein Mann für die Zukunft, Mbenga eine nette Beigabe auf der Center-Position.

In der Summe klingt es sicherlich nicht so attraktiv wie Bryant allein, aber Los Angeles hätte seinen Neuanfang und mit Howard den nächsten Scottie Pippen im Kader. Der Trade könnte daran scheitern, dass die Lakers womöglich statt Terry lieber Spielmacher Devin Harris im Paket hätten - und das würde Mavs-Coach Avery Johnson nicht zulassen.

2. Chicago Bulls

Lange Zeit galt Chicago als Bryants bevorzugte Destination. Das Erbe von Michael Jordan und so weiter. "Kobe würde Chicago grundlegend verändern. Chicago wäre seine Stadt", sagt etwa "Chicago Sun-Times"-Kolumnist Jay Mariotti.

Was für die Bulls spricht: Seit dem Frühjahr bastelt das Management an einem Blockbuster-Wechsel. Zunächst für Pau Gasol, dann für Kevin Garnett - und jetzt für Bryant.

Als Köder könnten vier Youngsters dienen: Spielmacher Kirk Hinrich (11) und Shooting Guard Ben Gordon (5) sind etablierte Größen in der NBA, Power Forward Tyrus Thomas (3,5) wird ein gewisses Talent nachgesagt, Rookie Joakim Noah (2) hat das Zeug zum neuen kalifornischen Publikumsdarling.

Würde Chicago statt Gordon Fast-All-Star Luol Deng anbieten, die Lakers hätten längst angebissen - aber dagegen sträuben sich die Bulls. Noch.

3. Phoenix Suns

Es klingt höchst verlockend: Kobe Bryant und Steve Nash in einem Team. Es wäre vermutlich das beste Guard-Duo, das jemals ein NBA-Parkett betreten hätte.

Bis dahin ist es aber ein weiter Weg. Phoenix bietet den notorisch unzufriedenen Shawn Marion (16.5), würde als Bonbon vermutlich auch Edelverteidiger Raja Bell (5) ziehen lassen. Los Angeles hingegen steht mehr auf ein Package aus Amare Stoudemire (14) und Leandro Barbosa (5,5).

Stoudemire ist jünger als Marion und bietet Athletik ohne Ende, auf Barbosa, den wohl schnellsten Spieler der Liga, sollen die Lakers schon seit längerem ein Auge geworfen haben.

Die Mavs, die Bulls oder die Suns: Alle drei Teams versprechen einen Ausweg aus der Mittelmäßigkeit. "Dass ich bei den Lakers frustriert bin, ist hinlänglich bekannt", sagt Bryant. "Ich bin bereit, Los Angeles zu verlassen." Nur die Frage bleibt: Wohin?

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