"Ich habe auf die Hupe gehauen"

Paderborns Manager Michael Born wird nach dem Aufstieg auf Schultern getragen
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Am 9. Spieltag der Saison 2013/2014 stand der SC Paderborn 07 auf Tabellenplatz 16 der 2. Liga. 25 Spieltage später waren die Ostwestfalen sensationell erstmals in die höchste deutsche Spielklasse aufgestiegen. Für SPOX ist der SCP daher die Mannschaft des Jahres 2014. Im Interview lässt Manager Michael Born die Aufstiegssaison Revue passieren und spricht über das Schlüsselspiel beim 1. FC Köln, ein tristes Mittagessen in Aue, einen einsamen Abend in Bochum und die Feierlichkeiten nach dem Aufstieg.

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SPOX: Herr Born, wie oft müssen Sie noch an die vergangene Saison denken?

Michael Born: Man wird automatisch immer wieder damit konfrontiert. Die Erinnerungen an den 11. Mai, den Tag des Aufstiegs, werde ich wohl mein ganzes Leben lang im Gedächtnis behalten. Es war einfach gigantisch, was da los war. Es ist mir also alles noch sehr präsent, definitiv.

SPOX: Der SCP startete mit zwei Niederlagen, war Tabellenletzter und stand selbst nach neun Spieltagen noch auf Relegationsplatz 16. Wie hätten Sie reagiert, wenn Ihnen damals jemand prognostiziert hätte, dass am Ende der Aufstieg steht?

Born: Dieser Erfolg war zum damaligen Zeitpunkt nicht zu erwarten. Von daher hätte ich denjenigen wohl ganz klassisch für verrückt erklärt. Allerdings sind wir in dieser Situation intern im Vergleich zu vielen, die außerhalb des Vereins stehen, ruhig geblieben.

SPOX: Es gab zu diesem Zeitpunkt also keine ernsten Gespräche?

Born: Nein. Die Leistungen haben damals schon gestimmt, wir haben nur nicht die Ergebnisse eingefahren. Ich habe gemerkt, dass die Chemie zwischen Trainer und Mannschaft hervorragend war und war der Meinung, dass dort etwas entsteht - unabhängig von den Resultaten.

SPOX: Sie hatten vor der Saison Andre Breitenreiter vom Viertligisten TSV Havelse an die Pader geholt. Gab es während der Startphase wirklich nie Zweifel in Ihnen?

Born: Nein, mein Gefühl war eigentlich durchweg positiv. Bei Andre hat man sofort gesehen, dass er einen klaren Plan hat. Ich war mir sicher, dass wir zumindest nichts mit dem Abstieg zu tun haben werden. Er hatte natürlich noch den einen oder anderen Neuzugang zu integrieren, so dass es einfach einer gewissen Anpassungszeit bedurfte.

SPOX: Plötzlich folgten drei Siege, darunter das 6:1 mit vier Mahir-Saglik-Treffern in Düsseldorf - doch danach gab es wieder nur zwei Punkte aus vier Partien. Wie sehr wechselten sich Ernüchterung und Hoffnung ab?

Born: In Düsseldorf hat einfach alles gepasst, da war jeder Schuss drin. Dann folgten auch Rückschläge. Dieses anfängliche Auf und Ab hat uns in der Bewertung des Ganzen aber nicht irritiert. Wir haben gesehen, dass die Mannschaft immer mehr zueinander findet - und selbstbewusster wird.

SPOX: Das war gerade kurz vor und nach der Winterpause augenscheinlich. Zum Jahresausklang gab es noch drei Siege am Stück, unter anderem in Kaiserslautern. Als Siebter feierte man Weihnachten.

Born: Die Siege beim FCK sowie im ersten Spiel 2014 in Köln, gegen diese beiden Dinos der Liga, haben das Selbstvertrauen der Mannschaft unheimlich anwachsen lassen. Sie hat gesehen, dass man zumindest Augenhöhe erreichen kann. Unser Präsident Wilfried Finke hat sich damals als Prophet betätigt und gesagt: Wieso sollten wir in der Tabelle nicht noch weiter klettern und um den Aufstieg mitspielen?

SPOX: Stimmt es, dass Breitenreiter im Winter-Trainingslager Relegationsplatz drei als Ziel ausgegeben hat?

Born: Wir haben uns als Tabellensiebter hingesetzt und überlegt, welches Ziel wir für 2014 ausgeben. Bedingt durch den Sieg in Kaiserslautern und mit der Partie in Köln vor der Brust hat Andre den Jungs gesagt: Wenn wir weiter so investieren und diese Mentalität zeigen, dann traue ich euch noch eine Menge zu. Warum sollten wir dann nicht um Platz drei mitspielen? Das waren seine Worte und sozusagen das interne Ziel.

SPOX: Mit welchem Saisonausgang wären Sie damals zufrieden gewesen?

Born: Der Dreier beim FCK hat auch in mir die Hoffnung ansteigen lassen, dass wir am Ende dort landen, wo wir bereits mit Roger Schmidt waren. Als uns Roger im Sommer 2012 verließ, hieß es im Umfeld an einigen Stellen, dass der Verein nie mehr so erfolgreich sein werde. Da war dann schon der Ehrgeiz da, den fünften Platz womöglich noch zu übertreffen.

SPOX: Nach dem Erfolg in Köln und lag man nur noch drei Punkte hinter Rang zwei. Der Grundstein für das restliche famose Jahr, oder?

Born: Köln war das Schlüsselspiel, das kann man mit Sicherheit so sagen. In einem ausverkauften Stadion gegen die Mannschaft zu gewinnen, die die Liga absolut dominiert hat, das war schon ein außergewöhnliches Erlebnis für den weiteren Saisonverlauf. Bereits im Laufe der Vorrunde haben die Jungs aber gemerkt, dass der Plan, den der Trainer ihnen mitgibt, funktioniert. Andre hat häufig auch taktische Marschrouten verändert und die Mannschaft hat das angenommen. Das hat sich auch in Köln gezeigt.

Seite 1: Born über den schwachen Saisonstart und das Schlüsselspiel in Köln

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