Die selbstgemachte Problemzone

Von Simon Valachovic
Sven Ulreich verlässt den VfB Stuttgart in Richtung München
© getty
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Es folgte die wohl stärkste Zeit des Schwabens. Durch starke Paraden war er mit ein Garant für den Klassenerhalt, war unter anderem beim Spiel in Frankfurt der entscheidende Mann. Theofanis Gekas wird sich wohl heute noch an diese Begegnung erinnern können.

Das Nachwuchstalent Bernd Leno

Die Vorbereitung auf die neue Saison startete. Und plötzlich machte der Name Bernd Leno immer mehr die Runde. Eine extrem starke Saison in der dritten Liga hatte er gespielt und Bayer Leverkusen suchte Ersatz für den Langzeitverletzten René Adler. Viele Fans wollten einen fairen Zweikampf zwischen ihm und Ulreich.

Doch der Verein und Fredi Bobic entschieden sich für das Geld. Ein sauberer Deal, dachte man. Für 7,5 Millionen verkaufte man Leno und ersparte Ulreich einen Zweikampf, den er wohl nicht hätte gewinnen können.

Denn trotz einer weiteren soliden Saison wurden die Schwächen immer ersichtlicher. Die starken Reflexe auf der Linie und die große Beliebtheit bei den Anhängern konnten die Vielzahl an Mängeln nicht überdecken: Die schlechte Spieleröffnung, die fehlende Strafraumbeherrschung und auch das fehlende Antizipationsvermögen bei Angriffen der Gegner.

Leno mit starken Leistungen für Bayer

Währenddessen musste Manager Fredi Bobic verdutzt mit anschauen, wie sich Bernd Leno als neuer Shooting-Star im Tor der Werkself in die Champions-League parierte. Bereits im Frühjahr 2012 hatte der Marktwert den Transfererlös von 7,5 Millionen Euro überschritten.

Die Torhüter-Problematik blieb in der Folgezeit unterschwellig immer erhalten. Ulreichs Mängel waren vorhanden, jedoch nicht von dem Ausmaß, dass man einen Wechsel auf dieser Position hätte vollziehen müssen. Der Verein befand sich immer mehr im dauerhaften Abstiegskampf. Der Torhüter war dabei eine Problemzone, wie viele andere Positionen auch.

Folglich setzten die Nachfolger Labbadias mit Thomas Schneider und Routinier Huub Stevens weiterhin auf Sven Ulreich. Mitunter auch, weil mit dem Abgang von Bernd Leno kein adäquater Ersatz vorhanden war. Jahre zuvor hatte man beispielsweise Loris Karius zu Manchester City transferiert.

Einen Torhüter, dem mittlerweile der Durchbruch in der Bundesliga gelungen ist. Zudem war Ulreich unter Fredi Bobic stets unumstrittener Stammtorwart. Eine kleine Rolle dabei spielte sicher, dass beide vom gleichen Berater betreut wurden.

Ulreich zum dritten Mal auf der Bank

Fredi Bobic jedenfalls wurde kurz vor dem Gastspiel in Dortmund in der vergangenen Saison entlassen. Ulreich griff dummerweise in eben diesem Spiel daneben. Und wie es der Zufall so will, war auch noch sein Lieblings-Trainer aus vergangenen Tagen zum VfB zurückgekehrt.

Und weil sich Armin Veh mit den Torhüter-Problemen beim VfB noch bestens auskannte, war Ulreich kurz darauf seinen Stammplatz los. Zum dritten Mal in seiner Karriere. Da Ersatztorhüter Thorsten Kirschbaum aber ebenfalls nicht überzeugen konnte, durfte Ulreich noch einmal zurückkehren. Doch nicht nur an den Fans, sondern auch an Bobic-Nachfolger Robin Dutt war die Torwart-Thematik nicht geräuschlos vorbeigegangen.

Dementsprechend wurde also gehandelt. Ulreich schließt sich Bayern München an, wird dort mehr verdienen als zuvor in Stuttgart. Nebenbei wäre es für ihn schwer geworden, in der 1. Bundesliga überhaupt einen Platz als Stammtorwart zu finden, der seinen Ansprüchen genügt hätte.

Neuanfang auf der Torhüterposition

Dutt startet einen kompletten Neuanfang auf der Torhüterposition. Mit Przemysław Tyton kommt ein polnischer Nationalspieler, der zuletzt von PSV Eindhoven an den FC Elche ausgeliehen war.

Er wird sich mit Mitch Langerak von Borussia Dortmund um den Stammplatz streiten, den man ebenfalls verpflichtet hat. Auf Odisseas Vlachodimos wird man wohl nicht mehr setzen. Er wird sich weiterhin in der dritten Liga versuchen müssen.

Allein der Fakt, dass der VfB mit einem komplett neu zusammengestellten Torwart-Duo in die kommende Saison geht, zeigt wie unzufrieden Robin Dutt mit dem alten Personal war.

Doch all das hätte nicht sein müssen, hätte man in den vergangenen Jahren anders gehandelt. Zum einen war der Verkauf von Bernd Leno ein großer Fehler.

Vlachodimos - die Zukunft im Tor?

Er steht mittlerweile bei Vereinen wie Real Madrid auf dem Zettel. Zum anderem hat man zu lange auf Ulreich und dessen mögliches Entwicklungspotenzial gehofft. Dem VfB wird häufig eine vorbildliche Torwartschule nachgesagt. Jedoch spielen die Talente, die sich positiv entwickelt haben, nie lange genug in Stuttgart.

Leno eben in Leverkusen und Karius in Mainz. Odisseas Vlachodimos, der aktuelle Nachwuchstorhüter, hatte in der letzten Saison laut dem "Kicker"-Ranking in der 3. Liga eine der schlechtesten Durchschnittsnoten unter den Torhütern. Der VfB und sein Torwarttrainer Andi Menger stehen also in der Pflicht.

Dass Timo Hildebrand im Tor des VfB stand, ist jetzt schon acht Jahre her. Ruhe gab es seitdem auf dieser Position eher selten. Auf einer Position, die zu den wichtigsten im Fußball gehört. Auf einer Position, wo es Qualität und Konstanz braucht.

Seite 1: Seit 2007 keine Konstanz im Tor

Der VfB Stuttgart im Steckbrief