Außenseiter, aber kein Kanonenfutter

Von Manuel Behlert
Viktor Fischer, Goran Causic und Tomas Kalas treffen auf das deutsche Team
© getty
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Der dritte Gegner: Tschechien (23. Juni, 20.45 Uhr)

Gastgeber Tschechien hat natürlich keine Qualifikationsspiele absolvieren müssen, da die Mannschaft automatisch qualifiziert war. Man suchte sich durchaus starke Gegner aus, gegen die man größtenteils ordentliche Ergebnisse einfahren konnte. Die Auswahl spielte unter anderem 1:1 gegen Deutschland, schlug Portugal mit 1:0 und verlor mit 0:1 gegen England. Als Gastgeber hat jedes Team immer mit diversen Schwierigkeiten zu kämpfen, angefangen bei der hohen Erwartungshaltung in eigenen Land und dem Druck den man logischerweise hat, bis hin zu einer schweren Vorbereitung, lediglich mit Freundschaftsspielen ohne Wettkampfcharakter.

Trainiert wird die Mannschaft von Jakub Dovalil. Der 41-jährige ist seit 2002 für den tschechischen Verband tätig, trainierte beinahe jede Juniorenauswahl und verfügt dementsprechend über eine große Erfahrung im Umgang mit den jungen Spielern. Er hat bereits einige Rohdiamanten geschliffen und vielen bekannten Spielern in der Entwicklung geholfen. Seine aktive Karriere war nicht wirklich nennenswert: Es reichte schon bei Slavia Prag nicht für die A-Mannschaft, später kickte Dovalil neben dem Sportstudium in Köln für die SSG Bergisch Gladbach in der Oberliga Nordrhein.

Der Kader im Überblick:

Große Namen sucht man im Kader des Gastgebers vergebens. Die Torhüter sind relativ unbekannt und kommen in der tschechischen Liga auch nicht regelmäßig zum Einsatz. In der Defensive sind vor allem Tomas Kalas und Jakub Brabec Namen, die man sich merken sollte. Kalas wurde bei Chelsea ausgebildet und spielte in der Hinrunde für Köln, auch Brabec ist ein sehr talentierter Verteidiger mit enormem Potenzial.

Im Mittelfeld sind David Houska und vor allem Ladislav Krejci Spieler, die sich in den Vordergrund spielen könnten, in Deutschland ist außerdem der defensive Ondrej Petrak aus Nürnberg bekannt. Im Angriff ist Vaclav Kadlec der bekannteste Spieler. Aktuell ist der Angreifer von Eintracht Frankfurt zu Sparta Prag ausgeliehen, traf aber bereits in der Bundesliga und zeigte seine guten Ansätze.

Torhüter: Tomas Koubek (Hradec Kralove), Jiri Pavlenka (Banik Ostrau), Michal Reichl (Sigma Olomuc)

Verteidiger: Jan Baranek (Viktoria Pilsen), Jakub Brabec (Sparta Prag), Martin Frydek (Slovan Liberec), Matej Hanousek (Dukla Prag), Matej Hybs (Vysocina Jihlava), Jakub Jugas (FC Brno), Tomas Kalas (Middlesbrough), Laco Takacs (FK Teplice)

Mittelfeldspieler: Adam Janos (Vysocina Jihlava), Pavel Kaderabek (Sparta Prag), Ondrej Petrak (Nürnberg), Jan Kliment (Vysocina Jihlava), Ladislav Krejci (Sparta Prag), Lukas Masopust (Jablonec), David Houska (Sigma Olomuc), Jaromir Zmrhal (Slavia Prag)

Angreifer: Jiri Skalak (Mlada Boleslav), Tomas Prikryl (Dukla Prag), Vaclav Kadlec (Sparta Prag)

Mögliche Aufstellung: Pavlenka - Jugas, Kalas, Brabec, Hanousek - Petrak, Houska - Kliment, Zmrhal, Krejci - Kadlec

Spieler im Fokus: Ladislav Krejci

Der 22-jährige Krejci spielt seit seiner Jugend bei Sparta Prag und gehört zurzeit sicherlich zu den größten Rohdiamanten im tschechischen Fußball. Der Youngster spielte bereits zehnmal für die A-Nationalmannschaft und erzielte dabei zwei Treffer, bei der U-21 ist er ein wichtiger Mosaikstein um die Qualität des Teams mit seiner individuellen Klasse anzuheben. In der abgelaufenen Saison erzielte Krejci in 37 Spielen 7 Tore und legte 6 Treffer vor, in der Vorsaison war noch effektiver, als er in 26 Spielen auf 8 Tore und 6 Vorlagen kommen konnte. Sein Vertrag läuft noch bis 2017 und er könnte sich bei diesem Turnier sicherlich in die Notizbücher einiger Klubs in den Topligen spielen.

Krejci ist schnell, dynamisch und ist in der Offensive auf allen Positionen zu finden. Er hat in den letzten Jahren konstant Leistung gezeigt und gehörte eigentlich in jeder Saison zu den Toptalenten in Tschechien. Der 1,80 Meter große Flügelspieler ist technisch versiert, hat einen enormen Zug zum Tor und oftmals einen guten Blick für den Nebenmann. Allerdings spielt er mit seinen 22 Jahren immer noch in der tschechischen Liga und muss noch den ein oder anderen Schritt nach vorne machen. Dafür wäre vielleicht ein Wechsel in eine größere Liga ein nachvollziehbarer Schritt. Krejci tritt gute Freistöße, ist immer ein Kandidat für einen Distanzschuss und wird versuchen als einer der Stars des Teams für Furore zu sorgen.

Stärken und Schwächen:

Als Gastgeber hat die Auswahl Tschechiens natürlich mit einer hohen Erwartungshaltung zu kämpfen. Das kann die Mannschaft lähmen, mithilfe der Fans kann sich aber auch eine gewisse Eigendynamik entwickeln. Wenn man das Auftaktspiel gegen Dänemark gewinnt, könnte einiges möglich sein - zumindest die Qualifikation für das Halbfinale.

Die Vorbereitungsspiele waren durchwachsen, allerdings wurde auch viel rotiert und in vielen Spielen standen noch einige andere Spieler im Aufgebot, die an der Endrunde überhaupt nicht teilnehmen werden. Tschechien ist auf jeden Fall eine unangenehm zu spielende Mannschaft, das hat die deutsche Auswahl beim 1:1 im Test im vergangenen Jahr bereits zu spüren bekommen.

Interessant könnte sein, dass es zu diesem Duell am dritten Spieltag kommt. Bis zu diesem Zeitpunkt könnten schon einige, wenn nicht sogar alle Entscheidungen in der Gruppe gefallen sein, sodass die deutsche Mannschaft bereits darauf aus sein könnte, Kräfte zu schonen.

Sollte man aber noch Punkte benötigen, wird man voraussichtlich hart arbeiten müssen, denn trotz fehlender Topstars steht bei den Tschechen eine Mannschaft auf dem Platz, die hochmotiviert sein und sich gegen das mögliche Ausscheiden wehren wird. Bei Konterangriffen Tschechiens muss das Team von Trainer Hrubesch aufpassen, Krejci und Kadlec sind schnelle Spieler und hervorragend geeignet für das Konterspiel. Dazu sorgen nachrückende Spieler immer wieder für Gefahr. Die ruhenden Bälle von Krejci sind ebenfalls eine Waffe, zudem können Kalac und Brabec bei einer guten Tagesform ein robustes und zweikampfstarkes Innenverteidigerduo bilden. Deutschland ist trotz allem aber auch in diesem Spiel der Favorit - selbst wenn man diverse Spieler zu Schonungszwecken auf der Bank lässt.

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