Außenseiter, aber kein Kanonenfutter

Von Manuel Behlert
Viktor Fischer, Goran Causic und Tomas Kalas treffen auf das deutsche Team
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Der zweite Gegner: Dänemark (20. Juni, 20.45 Uhr)

Dänemark hat eine beeindruckende Qualifikation hingelegt und setzte sich mit acht Siegen und zwei Remis in einer Gruppe mit Russland, Slowenien, Bulgarien, Estland und Andorra durch. Beeindruckend ist neben der Punktzahl auch die Souveränität. Man schlug beispielsweise Bulgarien zuhause mit 7:1, gewann gegen Estland mit 8:0 und erzielte in den 10 Spielen überragende 37 Treffer.

Die Offensivabteilung der Dänen ist hervorragend, muss sich aber auch erst noch gegen die ganz großen Gegner bei diesem Turnier beweisen. Die Jugendarbeit in Dänemark hat sich in den letzten Jahren permanent weiterentwickelt und nun scheint man die Früchte ernten zu können. Die Mannschaft ist ausgeglichen und taktisch gut ausgebildet.

Seit 2013 wird die dänische Auswahl von Jess Thorup trainiert, der in seiner Karriere für Uerdingen, Wacker Tirol und vor allem für Odense und Esbjerg tätig war. Er gewann mit Odense zweimal den Pokal und einmal die Meisterschaft. Als Trainer begann er seine Karriere als Assistent bei Esbjerg, später übernahm er den Verein von 2011 bis 2013 und konnte 2013, bevor er zur U-21 wechselte, den Pokalsieg feiern.

Der Kader im Überblick:

Dänemark verfügt über einen sehr ausgeglichenen Kader mit einigen sehr talentierten Spielern, die bereits in den europäischen Wettbewerben Erfahrungen sammeln konnten. Die Torhüter sind ordentlich: Stammkeeper David Jensen hat mit seinen 1,95 Metern eine gute Strafraumbeherrschung und ist Stammspieler bei Nordsjaelland. Die Abwehr ist relativ kopfballstark, Jannik Vestergaard (1,99m), Frederik Sörensen (1,93m) und Andreas Christensen (1,88m) befördern nahezu jeden Ball aus der Gefahrenzone und sind auch in der Offensive immer gefährlich.

Im Mittelfeld dreht sich derweil nahezu alles um Pierre-Emil Höjbjerg, der in der Bundesliga bereits auf sich aufmerksam machen konnte. Unterstützt wird er vor allem von Lasse Vigen Christensen, der in dieser Saison beim FC Fulham 12 Scorerpunkte erzielte. Im Angriff ist man sehr variabel. Yussuf Poulsen kann im Sturmzentrum, aber auch hängend oder auf der Außenbahn spielen. Viktor Fischer ist ein schneller Mann auf dem Flügel, ebenso wie Uffe Bech. Emil Berggreen ist mit seinen 1,94 Metern Anspielstation für viele hohe Bälle.

Torhüter: David Jensen (Nordsjaelland), Jakob Busk Jensen (Sandefjord), Frederik Ronnow (Horsens)

Verteidiger: Patrick Banggaard (Midtjylland), Andreas Christensen (Chelsea), Riza Durmisi (Bröndby), Jens Jönsson (Aarhus), Jonas Knudsen (Esbjerg), Christoffer Remmer (FC Kopenhagen), Alexander Scholz (Lüttich), Frederik Sörensen (Hellas Verona), Jannik Vestergaard (Werder Bremen)

Mittelfeldspieler: Nicolai Brock-Madsen (Randers), Lasse Christensen (Fulham), Rasmus Falk (Odense BK), Christian Nörgaard (Bröndby), Pione Sisto (Midtjylland), Nicolaj Thomsen (Aalborg), Pierre-Emile Höjbjerg (FC Augsburg)

Angreifer: Uffe Bech (Nordsjaelland), Emil Berggreen (Braunschweig), Viktor Fischer (Ajax Amsterdam), Yussuf Poulsen (RB Leipzig)

Mögliche Aufstellung: Jensen - Scholz, Vestergaard, Sörensen, Knudsen - Höjbjerg, Nörgaard - Falk, Christensen, Fischer - Poulsen

Spieler im Fokus: Viktor Fischer

Fischer wurde am 9. Juni 1994 in Aarhus geboren und spielte in seiner Jugend zuerst für Aarhus GF, ehe er 2009 zu Midtjylland wechselte. 2011 lockte ihn die Nachwuchsmannschaft von Ajax Amsterdam und er wechselte in die Niederlande. Seit 2008 kommt Fischer regelmäßig in den Junioren-Auswahlteams zum Einsatz, besonders in der U-17 war seine Bilanz mit 20 Toren in 30 Spielen beeindruckend. Der Flügelspieler galt schnell als großes Talent und debütierte früh bei den Profis von Ajax. Auch in der A-Nationalmannschaft bestritt er bereits einige Spiele und erzielte einen Treffer.

Fischer hatte eine ordentliche Debütsaison und spielte sich in der Saison 13/14 bei Ajax weiterhin in den Fokus, bis eine schwere Oberschenkelverletzung für einen großen Einschnitt sorgte. Der 21-jährige, der noch bis 2017 an Ajax gebunden ist, konnte in der abgelaufenen Saison nur vier Spiele in der Eredivisie bestreiten, dabei erzielte er in 215 Minuten allerdings drei Treffer.

Seine Qualitäten sind vielseitig, er spielt überwiegend auf dem linken Flügel, ist schnell, dribbelstark und torgefährlich, kann immer einen Gegenspieler ausspielen und sich selbst gut in Szene setzen. Darüber hinaus hat er immer wieder den Blick für den Nebenmann und ist auch als Vorbereiter an vielen Angriffen beteiligt. Ungewiss ist, mit welcher Form Fischer dieses Turnier bestreiten wird, allerdings ist klar, dass in ihm ein enormes Potenzial schlummert, das er nur abrufen können muss.

Stärken und Schwächen:

Natürlich fällt beim Blick auf die Resultate in der Qualifikation sofort die Offensive ins Auge: 37 Tore in 10 Spielen sind eine ungeheure Hausnummer, allerdings waren die Gegner mit einer schwachen bulgarischen, einer durchschnittlichen slowenischen und einer höchstens soliden russischen Mannschaft nicht auf dem Topniveau, das bei der Europameisterschaft auf die dänische Truppe wartet.

Natürlich beeindrucken Ergebnisse wie das 8:0 gegen Estland, allerdings musste man bei den Vorbereitungsspielen auf das Turnier gegen Portugal (0:0) und die Türkei (0:2) feststellen, dass die Offensive nicht immer von alleine funktioniert. Auch das 1:0 gegen die USA war relativ eng und zeigte, dass man mit konsequenter Defensivarbeit gegen die individuell starken Spieler im dänischen Angriff bestehen kann.

Es ist also fraglich, in welcher Verfassung sich die dänische Angriffsreihe bei den stärkeren Gegnern dieser EM präsentieren wird. Grundsätzlich haben die Dänen aber in allen Mannschaftsteilen gute Spieler, die bereits einige Erfahrungen gesammelt haben. Trotz der hohen Qualität ist Deutschland natürlich favorisiert und sollte auch dieses Spiel gewinnen - auch wenn man natürlich wachsam sein muss, denn gerade die vermeintlich kleineren Namen können sich bei Juniorenturnieren immer wieder als großer Stolperstein erweisen.

Seite 1: Der erste Gegner: Serbien

Seite 2: Der zweite Gegner: Dänemark

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