FIFAs Küche und die CIA

Von Dietmar Lüer
FIFA und CIA? Da findet Page-2-Autor Dietmar Lüer einige Parallelen
© getty

Der FIFA-Skandal findet nach wie vor kein Ende und immer wieder tauchen neue Enthüllungen auf. Doch wie soll es weitergehen mit dem Weltfußballverband? Page 2 erklärt euch, wieso die CIA gewisse Parallelen zu FIFA aufweist.

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Es gibt, glaube ich, aktuell kein heißeres Thema im internationalen Fußball als die FIFA und ihren Noch-Boss. Selten hat es jemand geschafft in der breiten Öffentlichkeit so viel Vertrauen zu zerstören und sich trotzdem über einen erstaunlichen langen Zeitraum so souverän an der Spitze dieser - nach außen - völlig undurchsichtigen Organisation zu halten.

Für mich hat das schon etwas von der CIA des Fußballs bzw. Blatter als Lenker und Denker eines dunklen Zirkels, der es vermied sich die Hände selber dreckig zu machen, jedoch jeden seiner Widersacher gezielt ins Schussfeld der Medien oder/und Ermittlungsbehörden gebracht hat.

Führt Blatter Buch?

Unangenehme Infos über Gegenkandidaten/Widersacher tauchten immer dann auf, wenn es auch nur den Hauch eines Anscheins hatte, dass sie ernstzunehmende Größe erlangen würden. Ich bin sicher, dass Blatter über jeden im internationalen Fußball eine Akte mit deren Leichen im Keller hat, die er dann einsetzt, so es seinen Zielen dienlich ist oder war. Es ist einfach unmöglich, dass er sich sonst so sehr der Dienste dieser Menschen und ihren Stimmen - wider des gesunden Menschenverstands - bemächtigen konnte.

Wie der Direktor der CIA hat auch er alles immer weggelächelt und wollte selbst als korrekter Saubermann in der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden. So sehr er seinesgleichen oder die Personen, die ihm nutzten, protegiert hat mit Geldern, Einfluss und auch anderen Gefälligkeiten, so sehr hat er seine Gegner mit teils perfiden Methoden unglaubwürdig gemacht oder ihnen einfach die Unterstützung entzogen.

Welche Ausmaße dies annehmen kann, habe ich 2006 bei der WM in Deutschland selber erleben dürfen: Als gelernter Koch und Freund der Frau, die in der Firma beschäftigt war, die einen Großteil des Service-Personals in Berlin rund um die dortigen Geschäftlichkeiten der WM gestellt hat, wollte ich natürlich bei den Honigtöpfen dabei sein. Schon Monate vor der WM begann die Auswahl des Personals, das sich auch um den inneren Kreis des riesigen Tross der Offiziellen kümmern sollte.

Kochen im Olympia-Stadion

Für mich als Koch, der gerne im Olympiastadion während der WM-Spiele kochen wollte, hieß das einen Auswahl-Prozess durchzumachen mit ausführlichen Führungszeugnis, Untersuchung durch FIFA-vertraute Ärzte, Sehtest, psychologischer Begutachtung (wie ich da durchgekommen bin, weiß ich bis heute nicht) und einem Fragebogen der definitiv CIA-Standard hatte - wurde ich doch gefragt ob ich mal Fingernägel gekaut habe oder mal eine Rote Karte wegen Unsportlichkeit! bekommen habe.

Als ich diesen Prozess erfolgreich durchlaufen hatte musste ich drei (!) Monate vorher eine genaue Liste der Küchenutensilien erstellen, die ich gedachte mitzubringen. Mich wunderte nur noch, dass keine Darmspiegelung bei mir gemacht wurde, Urin- und Kotproben mussten wir schließlich abgeben. Kürzen wir das an der Stelle aber mal ab...

Irgendwann gehörte ich also dann irgendwann zu dem Team, das die kulinarischen Köstlichkeiten zubereitet ... wohl gemerkt, nicht für die Sportler, nur für die Offiziellen...

Was dort dann aufgefahren wurde, spottete jeder Beschreibun: Vom frischen Fisch der täglich (!) eingeflogen wurde (ich musste ihn einmal vom Flughafen abholen) über feinste Garnelen bis hin zum edelsten Kobe-Rindfleisch aus Japan.

Was mich besonders gewundert hat: Es gab jedes Essen in mehreren Qualitäten. Ziemlich skurril, denn für mich gab es kein erkennbares System, warum Personen in gleichen Positionen, jedoch einem anderen Verband angehörig, unterschiedliches Essen bekommen sollten.

Zu den besonderen Gästen gehörten viele Personen, die in hohen Positionen ihrer fußballexotischen Verbänden waren, jedoch in höchsten Tönen von der FIFA schwärmten und gefeit waren gegen jeder Art von Realismus oder Kritik am weltweit größten Sportverband.

Welche Alternativen gibt es? Rechtlich möchte ich jetzt natürlich keine Meinung dazu äußern, doch ist hier derjenige ein Schelm der Böses denkt, sind doch gerade diese Nationen diejenigen, die SB-Macht gestützt haben. Ein Umfeld, wo so etwas schwer nachweißbar ist und hauptsächlich durch sich selber kontrolliert wird, verschwiegen wie ein Geheimdienst.

Langwieriger Prozess wartet

Doch welche Alternativen hat man jetzt? Macht ein unabhängiges kontrollierendes Gremium Sinn, wie es der Senat bei der CIA macht? Nein, ich denke, dass dies ein sehr langwieriger Prozess ist, sind doch noch zu viele Blatter-Vertraute in entscheidenden Positionen und dafür ist sein Giftschrank einfach auch noch zu gut gefüllt, kennt er einfach noch zu viele Standorte der Leichen, die in diversen Kellern versteckt auf ihre Entdeckung warten.

Aktuell wird jeder schauen, dass er seinen Beutel mit so viel Dreck wie möglich füllt, mit dem man die Anderen in den nächsten Monaten bewerfen kann. Das Ganze natürlich in der Hoffnung mit dem kleinstmöglichen Schaden aus der Sache heraus zu kommen. Gelingt es wider Erwarten diesen Korruptionssumpf trocken zu legen und ein schlagkräftiges Team in Schlüsselpositionen zu platzieren, so wird es jedoch Jahre dauern das Vertrauen des gemeinen Fußballs-Fans wieder zu erlangen.

Natürlich hat die FIFA es unter Blatters "Herrschaft" geschafft zu einer hoch professionell vermarkteten Organisation mit pervers hohen Gewinnen aufzusteigen, doch genau wie die CIA nutzt sie diese Gelder eher zur Machterhaltung als für die internationale Entwicklung des Fußballs. Geldflüsse müssen jedoch wieder durchschaubar und nachvollziehbar gemacht werden, so dass zweifelsfrei erkennbar ist wofür die gigantischen Einnahmen verwendet werden, zB für die Entwicklung junger Spieler.

Abschließend glaube ich nicht, dass dies eine einzige Person schaffen kann, hier wird man flächendeckend neue Köpfe einsetzen müssen um einen ehrlichen Neuanfang zu starten, der sicher mehr als dringend nötig ist.