Freund holt nur "Blech" - Gold für Stoch

SID
Kamil Stoch siegte knapp vor dem 41-Jährigen Noriaki Kasai
© getty

Severin Freund ist wieder einmal an seinen Nerven gescheitert. Trotz glänzender Ausgangsposition hat Deutschlands bester Skispringer auch bei der Entscheidung von der Großschanze bei den Olympischen Spielen in Sotschi die ersehnte Medaille leichtfertig verspielt und nur Platz vier belegt. Gold ging wie schon von der kleinen Schanze an den Polen Kamil Stoch vor Oldie Noriaki Kasai (Japan) und Peter Prevc (Slowenien).

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"Ein vierter Platz ist immer bitter, gerade bei einem Großereignis. Es war trotzdem ein gutes Ergebnis, aber ein bisschen zu schwach, um auf dem Podest dabei zu sein", sagte Freund, der aber nicht den kopf in den Sand stecken will: "Ich weiß, dass ich gut springe, ich werde im Teamwettbewerb mein Bestes geben und auch in Zukunft alles probieren, und irgendwann stehe ich schon da oben."

Werner Schuster hatte Mitleid mit seinem besten Springer. "Es ist bitter für Severin, er wollte die Chance beim Schopfe packen. Die Chance war sehr gut, mit einer Medaille nach Hause zu gehen. Am Ende ist er an einem entfesselten Peter Prevc gescheitert", sagte der Bundestrainer.

Zum dritten Mal in seiner Karriere wurde er bei einem Großereignis undankbarer Vierter. In Sichtweite des konsternierten Bayern feierte der Pole Kamil Stoch seinen zweiten Olympiasieg innerhalb einer Wpche.

Kasai gewinnt überraschend Silber

Silber ging an den 41 Jahre alten Noriaki Kasai (Japan) vor Peter Prevc (Slowenien). Nur diese drei und Freund hatten nach dem ersten Durchgang noch eine Mediallenchance, doch der Deutsche bekam als einziger Springer das große Zittern.

Sechs Tage nach seiner Bruchlandung von der Normalschanze segelte Freund auf 138 und 129,5 Meter. Nach dem ersten Durchgang hatte er als Dritter 5,7 Punkte Vorsprung auf Prevc gehabt, letztlich lag er 2,6 Zähler hinter dem Slowenen zurück.

"Mit Vorsicht geht im Springen nie etwas. Noch einmal springen, noch einmal hoffen", hatte Freund vor dem entscheidenden Durchgang gesagt und zeigte den wohl schlechtesten Sprung der gesamten Woche.

In den Bergen des Kaukasus ließ Freund wieder einmal die mentale Stärke vermissen, als es darauf ankam. Mit einem guten Sprung wäre sogar der Sieg möglich gewesen. Als letzter Deutscher holte diesen Jens Weißflog 1994 in Lillehammer, letztes olympisches Edelmetall gewann Sven Hannawald 2002 in Salt Lake City.

Kraus von 24 auf sechs

Hinter Freund zeigte das restliche DSV-Team Licht und Schatten. Marinus Kraus kletterte nach einem furiosen zweiten Flug auf 140 Meter vom 24. auf den sechsten Platz, Richard Freitag belegte nach einem verpatzten ersten Durchgang Rang 21. Andreas Wellinger verpasste bei schwierigen Bedingungen als 46. den zweiten Durchgang.

Selbstvertrauen für das Teamspringen am Montag sammelten die DSV-Adler somit nur zum Teil. "Ich bin nicht unzufrieden. Ich hoffe auf das Team, da sind wir sehr gut aufgestellt", sagte Kraus.

Erneut nicht zu schlagen war der Pole Stoch. Der 26-Jährige flog auf 139 und 132,5 Meter und sorgte für den vierten olympischen Doppelsieg der Geschichte. Gold auf beiden Schanzen hatten zuvor nur die finnische Legende Matti Nykänen (1988) und der Schweizer Simon Ammann (2002 und 2010) geholt.

"Das ist wunderbar. Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Dabei habe ich so einen großen Fehler im zweiten Durchgang gemacht. Ich weiß nicht, wie ich noch so weit springen konnte", sagte Stoch.

Keine Medaillen für Ammann und Schlierenzauer

Für Ammann platzte in den kaukasischen Bergen mit Platz 23 ebenso wie für Gregor Schlierenzauer ein Traum. Während der 32 Jahre alte Ammann als erster Skispringer zum fünften Mal Olympiasieger hätte werden können, bleibt Schlierenzauers Titelsammlung nach Rang sieben vorerst unvollständig.

Nur Einzel-Gold bei Olympia fehlt dem Überflieger aus Österreich noch. Kasai avancierte derweil zum ältesten Skispringer, der jemals eine olympische Medaille gewonnen hat. "Ich habe mir die Medaille geholt, die ich von der Normalschanze nicht bekommen habe", sagte Kasai.

Eine Schrecksekunde erlebte hingegen Thomas Morgenstern. Der Österreicher, der in dieser Saison schon zweimal schwer gestürzt war und sogar vier Tage auf der Intensivstation lag, geriet in der Luft kräftig ins Trudeln und setzte bei 122 Metern eine Notlandung. Der 27-Jährige verpasste damit den zweiten Durchgang.

Der Medaillenspiegel

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