Deutsche Adler gehen leer aus

SID
Severin Freund stürzte im ersten Durchgang beim Auslauf
© getty

Severin Freund erlebte ein Debakel, Andreas Wellinger verpasste eine Überraschung: Die deutschen Skispringer sind beim souveränen Triumph von Weltmeister Kamil Stoch zum Start der olympischen Wettbewerbe von der Normalschanze leer ausgegangen. Vor allem für den Mitfavoriten Freund war es ein extrem bitterer Abend.

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Nachdem er im Auslauf nach seinem ohnehin mäßigen ersten Sprung gestürzt war, fasste er sich kosterniert mit beiden Händen an den Helm und ging abgeschlagen in den zweiten Durchgang - am Ende belegte er Rang 31. Wellinger reichte nach einem 14. Platz im ersten Durchgang ein exzellenter zweiter Sprung auf 101,5 Meter noch zum sechsten Rang. Er war damit bester Deutscher.

Während im DSV-Lager Enttäuschung herrschte, feierten die Polen ihren ersten Olympiasieger von der Normalschanze. Kamil Stoch, Weltmeister von der Großschanze, dominierte die Konkurrenz und gewann mit Sprüngen auf 105,5 und 103,5 Metern klar vor Peter Prevc (Slowenien) und Anders Bardal (Norwegen).

Druck für Stoch kein Problem

Der 26-jährige Stoch, der als Top-Favorit dem Druck scheinbar spielend Stand hielt, geht nun am kommenden Samstag mit glänzenden Chancen auf Doppel-Gold ins Springen von der Großschanze. Er übertrumpfte mit seinem Coup sogar seinen großen Landsmann Adam Malysz.

Das polnische Skisprung-Idol war bei Olympia nie über einen zweiten Platz hinausgekommen. Stoch ist erst der zweite polnische Skisprung-Olympiasieger, 1972 in Sapporo hatte Wojciech Fortuna Gold geholt. Andreas Wank (Oberhof), nach dem ersten Durchgang als Fünfter bester Deutscher, fiel auf den zehnten Rang zurück. Richard Freitag (Aue) belegte den 20. Platz. Doch niemand war so enttäuscht wie Freund.

"Das ist extrem bitter. Das war ganz klar mein Fehler. Aber wir sind schon oft hingefallen und noch öfter wieder aufgestanden. Ich werde jetzt bestimmt nicht den Kopf in den Sand stecken", sagte Freund. Immerhin hatte der 25-Jährige noch Glück im Unglück: "Ich bin unverletzt und merke gar nichts von dem Sturz."

Bundestrainer Werner Schuster war spätestens nach dem verkorksten ersten Sprung von Freund klar, dass es nicht der Abend seiner Springer werden würde: "Es hat sehr gut begonnen mit Andi Wank, dann ist nicht mehr viel zusammengelaufen."

Stoch ohne wirklichen Gegner

Auch die übrigen Favoriten konnten Stoch nicht mehr attackieren - inklusive der hoch gewetteten Österreicher: weder Gregor Schlierenzauer (Elfter), noch Vierschanzentournee-Sieger Thomas Diethard (Vierter) oder Geheimfavorit Michael Hayböck (Fünfter).

Nur als Zuschauer dabei war Marinus Kraus (Oberaudorf). Der 22-Jährige hatte im Training das interne Duell um den vierten deutschen Startplatz gegen Wank verloren und muss nun auf die Entscheidung auf der Großschanze am 15. Februar hoffen. "Der Kampf um einen Platz in der Mannschaft geht wieder bei Null los", sagte Schuster.

Kurzfristig passen musste Skiflug-Weltmeister Robert Kranjec. Der Slowene war am Samstag in der Qualifikation gestürzt und hatte sich eine Knieverletzung zugezogen, hofft aber noch auf einen Einsatz von der Großschanze. Nicht den Sprung unter die besten 50 Athleten hatte zudem der im Allgäu aufgewachsene Nico Polychronidis geschafft, der als erster griechischer Skispringer bei Olympia am Start ist.

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