Neureuther und Dopfer gehen leer aus

SID
Felix Neureuther hatte mit der stark abbauenden Piste zu kämpfen
© getty

Felix Neureuther verfehlt im Riesenslalom eine Medaille. Ted Ligety gewinnt überlegen vor zwei Franzosen. Stefan Luitz passiert ein unglaubliches Malheur. Marcel Hirscher bleibt ohne Medaille.

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Felix Neureuther blickte grimmig drein. Nicht der Schmerzen wegen, sondern eher aus Enttäuschung. Am Morgen hatte er sich zu einem Start im Riesenslalom entschieden, er besaß nach dem ersten Lauf sogar die Chance auf eine Medaille - aber dann missriet ihm der finale Durchgang. Beim überlegen Sieg von Weltmeister Ted Ligety aus den USA in einem ziemlich merkwürdigen Rennen vor allem für Stefan Luitz belegte der körperlich angeschlagene Neureuther am Ende Rang acht: Fünf Tage nach seinem Autounfall respektabel.

Neureuther aber wusste erst mal nicht, wie er diesen Tag, den er mit großer Entschlossenheit und voller Zuversicht begonnen hatte, nun einordnen sollte. "Ich hatte mir einiges vorgenommen, aber mei, beim nächsten Mal muss es halt besser werden", sagte Neureuther - um später zu erkennen, dass seine Enttäuschung vielleicht doch ein bisschen unangebracht war. Also betonte er darüber hinaus: "Es ist ja ein Riesenwunder, dass ich heute am Start gestanden bin. Mir fällt ein riesengroßer Stein vom Herzen."

Aber Neureuther wusste eben auch um die große Chance, die sich ihm trotz seiner Vorgeschichte eröffnet hatte. Er und Fritz Dopfer lagen nach dem ersten Lauf nahe an Bronze, 0,16 Sekunden fehlten Neureuther, 0,24 Sekunden Dopfer. Dann aber fielen beide zurück. Am Ende verpasste Neureuther den dritten Rang, den Alexis Pinturault aus Frankreich hinter Landsmann Steve Missilier belegte, um 0,66 Sekunden. Dopfer rutschte auf Rang zwölf zurück, für ihn lag das Podest schließlich 1,04 Sekunden weit weg.

Luitz fädelt unglücklich ein

Den spektakulärsten, zugleich aber unglücklichsten Auftritt an einem sonnigen Tag hatte der dritte Deutsche. Stefan Luitz fuhr so schnell über den am Morgen knüppelharten, eisigen Kurs, dass er im ersten Durchgang mit einem Rückstand von nur 0,58 Sekunden auf den überragenden Ligety als Zweiter ins Ziel kam - weit entfernt von der Konkurrenz. Allerdings: Der Allgäuer hatte mit dem rechten Ski am letzten Tor vor dem Ziel eingefädelt, er fuhr nur auf dem linken Ski ins Ziel und wurde folgerichtig disqualifiziert.

Luitz verbarg im Zielraum den Kopf im Schnee - und haderte mit sich. "Du Vollidiot!", sei sein erster Gedanke gewesen, erzählte der 21-Jährige später. Diese Spiele hätten seine Spiele sein oder werden können. "Vielleicht", mutmaßte er, "war ich mit dem Kopf zu früh über der Ziellinie". Zimmergenosse Neureuther litt mit. "Das ist brutal." DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier schien fassungslos, dann sinnierte er: "Vielleicht, muss dass dazugehören, damit er irgendwann ein ganz Großer wird."

Großes zu vollbringen, wird im Slalom am Samstag die Aufgabe, der Wunsch des Zimmergenossen von Luitz sein. Am Samstag ist Slalom, am Samstag sagte Neureuther, "stehen die Uhren wieder auf Null". Dann wird es zum Duell mit Marcel Hirscher kommen. Der Österreicher hat vielleicht noch mehr Druck als sein deutscher Kumpel, er belegte am "Rosa Peak" bei morgens eisiger und nachmittags weicher werdender Piste nur Rang vier. Neureuther sagt, er werde bereit sein, er werde starten: "Ja, ja, auf jeden Fall, um jeden Preis."

Aufregung um Mayer

Die Schmerzen, die körperlichen Probleme werden bis dahin wohl noch weiter abgeklungen sein. "Ganz ohne Schmerzen geht es nie, aber es hat mich jetzt nicht so behindert", sagte Neureuther, und außerdem, betonte er: "Ich habe ja gesagt: Wenn ich am Start stehe, gibt es keine Ausrede." Noch am Montag aber, berichtete Neureuther habe er es "nie für möglich gehalten", am Start des Riesenslaloms stehen zu können, "es ist cool", sagte er, und: Sein Physiotherapeut Martin Auracher habe "einen Wahnsinnsjob gemacht".

Einen fragwürdigen Job erledigte am Abend vor dem Rennen die FIS, der Internationale Ski-Verband. Sie erteilte Matthias Mayer, dem Abfahrtsolympiasieger aus Österreich, eine Ausnahmegenehmigung für den Start im Riesenslalom: Mayer hatte nicht die für die Teilnahme erforderliche Anzahl von Riesenslaloms bestritten. Die Franzosen wollten protestieren, taten es nicht, waren am Ende mit Silber und Gold aber auch gut bedient. Auch die Deutschen verzichteten. Mayer wurde immerhin Sechster: Diskussion vorerst beendet.

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