Das Rennen nach dem Rennen

SID
Auch nach dem Rennen zählt für Eric Frenzel jede Minute
© getty

Eric Frenzel ist eine der großen Medaillenhoffnungen des DSV für die Winterspiele in Sotschi. Der Kombinierer wurde 2011 und 2013 Einzel-Weltmeister und gewann in der Saison 2012/13 den Gesamtweltcup. Ab sofort schreibt er in seiner SPOX-Kolumne über seinen Weg nach Sotschi. Folge 6: Das etwas andere Rennen.

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Hallo zusammen,

der dritte Sieg im vierten Einzelrennen - auch den Weltcup in Ramsau konnte ich erfolgreich bestreiten. Ich bin überglücklich!

Nach dem Einlauf ins Ziel und einem kleinen Interview, nachdem man wieder einigermaßen ruhig atmen kann, beginnt für mich das, was ich gerne als das "zweite Rennen" bezeichne, von dem aber das große Fernsehpublikum, vor allem in Deutschland nichts mitbekommt.

Wie im richtigen Rennen zählt auch hierbei jede Minute. Nach dem Erstinterview für den deutschen Sender, ziehe ich mich schnell um, um nicht im eigenen Schweiß kalt zu werden.

Die Dopingkontrolleure warten schon

Man durchläuft eine kleine Pressegasse mit internationalen Journalisten, Interviews für die ganze Welt- vor allem die Skandinavier sind sehr versiert, wenn es um detaillierte Fragen zum Wettkampfverlauf geht. Danach die Siegerehrung- immer wieder ein schöner Moment, gefeiert zu werden. Die Dopingkontrolleure warten auch schon, das ist im Zeitablauf oftmals die große Unbekannte. Da ich aber nach dem Rennen schon sehr viel getrunken hatte, erledigt sich das diesmal rasch.

Das Protokoll sieht dann im Pressezentrum noch eine förmliche Pressekonferenz vor, zu der ich spurte. Danach laufe ich noch aus, um endlich im Hotel anzukommen, in meinem Zimmer, unter der Dusche, um jetzt anzukommen bei mir selbst:

Jetzt sind unter fließend warmem Wasser die Minuten da, in dem der Wettkampf noch mal vor die Augen kommt und sich wohlige Zufriedenheit einstellt. Nachdenken über einen weiteren, wichtigen Schritt in dieser noch jungen Saison.

Packen und Abfahrt

Meine Familie ist jetzt auch ins Zimmer gekommen, Laura und mein kleiner Philipp waren nämlich auch nach Ramsau gereist, um lauthals Unterstützung zu geben. Wir packen zusammen die Taschen , ein letzter Blick durchs Zimmer, ob nichts liegen geblieben ist, schnell runter in die Lobby, Verabschiedungen hier und da, ein Händeschütteln mit dem Hotelier mit dem Wunsch auf das Wiedersehen im nächsten Jahr, das Gepäck wird verstaut und dann sind wir am Anfang einer gut sechsstündigen Fahrt nach Hause, wenn die Verkehrslage es zulässt.

Die Abfahrt aus dem hochgelegenen Ramsauer Tal am Dachstein ist am Anfang über die Serpentinen noch etwas zähfließend. Auf der Autobahn nehmen wir dann eine gute Reisegeschwindigkeit auf. Der Normalfall ist die Rückfahrt mit Trainern oder Betreuern - diesmal sind die Begleiter meine Liebsten. Auch lassen wir oft den Wettkampf Revue passieren, man spricht über sich selbst und dann auch über die Leistungen der anderen im Team.

Es ist kurz vor Mitternacht, als wir die heimische Hofeinfahrt erreichen. Ich trage meinen Sohn, der eingeschlafen ist, in sein Bett. Auch das Auto wird noch ausgepackt. Die Schmutzwäsche noch schnell in die Maschine. Dann ist das "zweite Rennen" auch gelaufen.

Letzte Gedanken an das Rennen vor dem Schlaf, der tief und fest sein wird.

Herzlichst

Eric


Eric Frenzel, geboren am 21. November 1988 in Annaberg-Buchholz, gehört zu den größten deutschen Medaillenhoffnungen für die Winterspiele 2014 in Sotschi. Frenzel wurde 2011 und 2013 Einzel-Weltmeister und gewann in der Saison 2012/13 den Gesamtweltcup. Auf seinem Konto stehen bislang 9 Einzelsiege im Weltcup. Mehr Informationen über Eric Frenzel gibt es unter www.eric-frenzel.com

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