Pluschenko: Aufgabe und Karriereende

SID
Jewgeni Pluschenkos Körper hält den Strapazen nicht Stand
© getty

Erst ein Raunen im Publikum, dann ein schmerzverzerrtes Gesicht und schließlich die Aufgabe: Für Jewgeni Pluschenko sind die Olympischen Winterspiele von Sotschi und wohl auch die eigene Karriere vorzeitig beendet.

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Wegen starker Rückenbeschwerden konnte Russlands Eiskunstlauf-Superstar am Donnerstagabend nicht zum Kurzprogramm antreten und musste unter offensichtlichen Schmerzen den Iceberg Skating Palace verlassen.

Nachdem er einen Arzt konsultiert hatte, erklärte Pluschenko, dass es das gewesen sei mit Wettkämpfen. "Meine Karriere als Amateur ist beendet. So wollte ich wirklich nicht aufhören, es tut mir leid für die vielen Fans. Aber ich gehe mit einer Goldmedaille, das ist großartig", sagte er. Er habe seine Beine "kaum noch gespürt", erläuterte Pluschenko und ergänzte: "Jetzt werde ich eine lange Pause machen und dann nur noch Shows laufen."

Coach rät zum Rückzug

Der 31-Jährige, noch am Sonntag als Mitglied der russischen Mannschaft zum ersten Team-Olympiasieger der Eiskunstlaufgeschichte gekürt, hatte sich mehr als drei Minuten lang problemlos eingelaufen, ehe ihn das Unheil ereilte. Der dreimalige Weltmeister brach einen dreifachen Axel ab und griff sich sofort an den Rücken.

Anschließend beriet sich Pluschenko kurz mit seinem Trainer Alexej Mischin. Der erfahrene Coach riet ihm anscheinend dringend, auf einen Start zu verzichten. Sein Schützling fuhr daraufhin zu Schiedsrichterin Mona Jonsson aus Schweden und meldete sich ordnungsgemäß ab.

Schulterzuckend und fast schüchtern winkend fuhr Pluschenko langsam vom Eis, jetzt erst begriffen die 11.000 Zuschauer den Ernst der Lage. Auf dem Weg in die Katakomben begleiteten ihn hilflos klingende "Schenja, Schenja"-Rufe, sie gingen über in aufmunternden Applaus.

Kein russischer Ersatzläufer

Nicht nur Pluschenko, sondern auch Russland ist damit aus der Herren-Konkurrenz ausgeschieden. Da der Wettbewerb bereits begonnen hatte, konnte die Mannschaftsleitung ihren Ausnahmeläufer nicht mehr durch einen Teamkollegen ersetzen.

Mischin verwahrte sich gegen Unterstellungen, sein Läufer sei gemeldet worden, obwohl er nicht wirklich fit gewesen sei: "Wir haben nichts Unfaires getan. Jewgeni war bis zu diesem aktuellen Vorfall einsatzfähig."

Verletzungspech hatte auch Jeremy Abbott. Der US-Meister prallte nach einem Sturz nach einem dreifachen Lutz heftig mit der rechten Hüfte auf das Eis und anschließend an die Bande. Sekundenlang blieb Abbott nahehzu regungslos liegen. Begleitet von großem Beifall der Besucher rappelte sich der 28-Jährige dann wieder auf und brachte seine Kurzkür zu Ende. Mit 72,58 Punkten ist er allerdings aus dem Kreis der Medaillenkandidaten ausgeschieden.

Nominierung trotz Platz zwei

Pluschenko hatte sich erst im Spätsommer vergangenen Jahres entschlossen, nach einer schweren Bandscheibenoperation, dem insgesamt zwölften Eingriff seiner Karriere, doch noch seine vierten Olympischen Spiele in Angriff zu nehmen. 2006 in Turin wurde er Einzel-Olympiasieger, 2002 in Salt Lake City und 2010 in Vancouver gewann er die Silbermedaille.

Der in St. Petersburg lebende Publikumsliebling war für Olympia nominiert worden, obwohl er bei den russischen Meisterschaften von Nachwuchsläufer Maxim Kowtun geschlagen worden war. Der 18-Jährige belegte dann aber bei den Europameisterschaften im Januar in Budapest in Abwesenheit Pluschenkos nur den fünften Platz.

Der Olympia-Zeitplan

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