de Maiziere: "Sind gut vorbereitet"

SID
Thomas de Maiziere (m.) hat Vertrauen in die Sicherheitskräfte in Russland
© getty

Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hat beim Thema Sicherheit der Olympischen Winterspiele in Sotschi Vertrauen in die russische Sicherheitskräfte und hofft nach der zuletzt anhaltenden öffentlichen Kritik an sportlichen Großereignissen wie Sotschi und der Fußball-WM in Katar auf Konsequenzen bei den Vergabekriterien.

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Die wochenlangen Diskussionen über die Missstände bei den Olympischen Spielen in Sotschi haben selbst den Polit-Profi Thomas de Maizière überrascht. "In der Dimension habe ich das nicht erwartet", sagte der für Sport zuständige Bundesinnenminister im Interview mit dem "SID". Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Sicherheitsbedenken - selten wurde im Vorfeld von Olympischen Spielen so viel über Themen abseits des reinen Sportgeschehens gesprochen.

Dennoch blickt de Maizière der Eröffnungsfeier am kommenden Freitag positiv entgegen. "Es wäre auch schade, wenn die ganze Zeit nur über die Begleitumstände der Olympischen Winterspiele diskutiert würde. Denn im Mittelpunkt soll der Sport stehen und die Leistungen der Sportlerinnen und Sportler", sagte der 60-Jährige. Zumal der CDU-Politiker bei den kritisierten Sportverbänden erste Anzeichen für mögliche Veränderungen erkannt haben will: "Ich denke, es ist auch beim IOC und anderen Veranstaltern schon einiges Nachdenken zu spüren."

Vergleich zur WM 2022

Über die Vergabe der Fußball-WM 2022 wurde in den vergangenen Wochen und Monaten ebenso intensiv diskutiert wie über Sotschi. Die Stimmen, die veränderte Vergabekriterien von sportlichen Großereignissen fordern, sind deutlich angewachsen. Und auch de Maizière erhofft sich zukünftig Veränderungen. "Ich freue mich über die Debatten, die im IOC begonnen haben. Ich bin auch sicher, dass die Debatten um Katar nicht spurlos an der FIFA vorbeigehen werden", sagte er.

Die Richtlinien müssten allerdings die Veranstalter wie das Internationale Olympische Komitee (IOC) selbst festlegen. De Maizière erwartet dabei aber auch, dass das Thema Menschenrechte berücksichtigt wird. Schließlich seien die Olympischen Spiele eine Bewegung für Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt, "mit all ihren Orientierungen, Hautfarben, Herkünften, politischen Auffassungen."

Sportler sollen im Mittelpunkt stehen

Es müsse möglich sein, dass man diese verschiedenen Herkünfte und politischen Auffassungen auch während Olympischer Winter- oder Sommerspiele sehe. "Und zwar nicht nur in der ganzen Welt, sondern auch in dem Land, in dem solche Spiele stattfinden. Deswegen gehe ich davon aus, dass das auch ein wichtiges Vergabekriterium ist", sagte de Maiziére.

Bei seiner Reise nach Sotschi am zweiten Veranstaltungswochenende sollen dennoch die Sportler im Mittelpunkt stehen. "Sie haben sich über Jahre gequält, um dabei zu sein. Sie verdienen Respekt, Achtung und Wertschätzung. Diese werde ich ihnen als Sportminister auch zollen", sagte er.

Daneben seien aber auch sportpolitische Gespräche geplant: "Da werden wir sicherlich nicht nur über das Abschneiden der deutschen und russischen Athleten sprechen, sondern auch über die allgemeine Lage in Russland."

Beim Thema Sicherheit vertraut er auf die russischen Sicherheitskräfte, doch die deutsche Seite sei "gut vorbereitet". Absolute Sicherheit gebe es jedoch nicht. Erst Ende vergangenen Jahres war es in der 700 Kilometer nordöstlich von Sotschi gelegenen Stadt Wolgograd zu mehreren Anschlägen gekommen.

"Sind gut vorbereitet"

Einige Länder wie die USA und Großbritannien haben ihren Sportlern geraten, beispielsweise nicht in Teambekleidung die Sportstätten zu verlassen. Nach Aussage de Maiziéres gebe es solche Ratschläge für das deutsche Team allerdings nicht.

"Wir sind gut vorbereitet. Wir kennen uns auch mit Großveranstaltungen aus. Das Wichtige ist, dass nicht alles, was dort vorbereitet wird, öffentlich debattiert wird. Wir dürfen auch denjenigen, die Anschläge planen, nicht zu viel Propaganda bieten", sagte de Maiziere: "Aber eins ist klar, jede große Veranstaltung, ob im Sport oder in der Politik, muss heutzutage leider gesichert werden."

Beim Thema einer erneuten deutschen Olympiabewerbung will de Maizière erst das Scheitern der beiden Kandidaturen Münchens für die Spiele 2018 und 2022 gründlich aufarbeiten.

"Einfach ein drittes Mal es so zu versuchen wie bisher - davon rate ich ab. Nicht jetzt sofort und nicht ohne weitere Überlegungen", sagte er. Eine generelle Absage an weitere Bewerbungen Deutschlands sei dies jedoch ausdrücklich nicht. "Das hielte ich für ein Land unserer Größenordnung, mit der organisatorischen Kraft, die wir haben, und der Gastfreundschaft, die wir bereit sind zu zeigen, für ganz falsch."

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