Prokop glaubt nicht an Boykott

SID
Clemens Prokop bemängelt ein Informationsdefizit bei den Athleten
© getty

DLV-Präsident Clemens Prokop befürchtet nach der Pechstein-Petition keine breite Ablehnung der Athletenvereinbarung im deutschen Team vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

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"Ich habe in der Vergangenheit schon oft mit Sportlern darüber diskutiert. Am Ende haben sie immer die Sportgerichtsbarkeit akzeptiert, weil sie ihnen als die beste Lösung erschien. Hier muss einfach eine bessere Aufklärung betrieben werden. Es herrscht ein Informationsdefizit", sagte der Jurist dem "SID".

Die fünfmalige Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein hatte in einem Aufruf kritisiert, dass den Unterzeichnern dabei nicht bewusst sei, dass sie mit ihrer Unterschrift auf das Grundrecht verzichten, in existentiellen Fragen ein deutsches Gericht anrufen zu können.

55 Spitzensportler, darunter etliche Olympiasiger und Weltmeister, haben die Petition unterzeichnet. Dies berichtet die "FAZ" in ihrer Mittwochs-Ausgabe. Die Athletenvereinbarung muss von den Sportlern unterschrieben werden, um an Olympischen Spielen teilnehmen zu können.

Vorteile des CAS

"Man sollte jetzt nicht die Sportgerichtsbarkeit und den CAS ablehnen, nur weil in einem Fall vielleicht eine fragwürdige Entscheidung getroffen wurde", sagte Prokop mit Blick auf Pechsteins Verfahren. Die Sportgerichtsbarkeit habe den Vorteil, schnelle Entscheidungen treffen zu können.

"Bei einem staatlichen Gericht habe ich bis zu drei Instanzen, das kann sich Jahre hinziehen", sagte Prokop und erinnerte an die Fälle der Leichtathleten Katrin Krabbe und Dieter Baumann.

Wie Prokop weiter ausführte, könne man auch nicht davon ausgehen, dass ein staatliches Gericht immer nur richtige Urteile trifft. "Auch da gibt es Fehler", sagte der DLV-Präsident, der selbst als Richter tätig ist. "Wir müssen uns vielmehr fragen, wie wir den CAS optimieren können."

Breite Zustimmung für Pechstein

Wichtig sei auch, dass mit der Sportgerichtsbarkeit eine international einheitliche Lösung gefunden sei. "Sonst würden in allen Ländern unterschiedliche Sperren und Strafen ausgesprochen, und wir hätten ein großes Durcheinander", sagte Prokop. Zudem verlange das Internationale Olympische Kommitee (IOC) die Unterschrift, "ansonsten kann kein deutscher Athlet bei Olympia starten", so Prokop.

Pechstein war mit ihrer Petition auf eine breite Zustimmung gestoßen. Zu den Unterzeichnern ihres Aufrufs zählen unter anderem Olympiasieger Robert Harting (Diskus) sowie die Weltmeister Raphael Holzdeppe (Speerwurf) und Christina Obergföll (Speerwurf).

Pechstein hat nach ihrer zweijährigen Sperre wegen erhöhter Blutwerte Klage auf Schadensersatz beim Münchner Landgericht eingereicht. Das Gericht will am 29. Januar 2014 verkünden, ob es sich zuständig sieht.

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