DFB-Team scheitert im Elfer-Thriller

Von Für SPOX in Rio: Felix Götz
Neymar traf im Finale gegen Deutschland den entscheidenden Elfmeter
© getty

Deutschland hat bei den Olympischen Spielen in Rio das Finale verloren und damit Silber geholt. Die Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch unterlag Brasilien mit 5:6 nach Elfmeterschießen. Nach regulärer Spielzeit und nach 120 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

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Vor 70.000 Zuschauern im Estadio do Maracana gingen die Gastgeber nach 27 Minuten durch Neymar in Führung. Maximilian Meyer besorgte nach knapp einer Stunde den Ausgleich.

Im Elfmeterschießen wurde schließlich Nils Petersen zum tragischen Helden, der als einziger Spieler nicht traf und an Keeper Weverton scheiterte.

Für Deutschland ist die Silbermedaille trotzdem das beste Ergebnis seiner Olympia-Geschichte. Bisher hatte die DFB-Auswahl mit Bronze 1988 in Seoul nur einmal eine Medaille gewonnen. Brasilien krönte sich derweil zum ersten Mal zum Olympiasieger.

Die Reaktionen:

Horst Hrubesch (Trainer Deutschland): "Ich habe den Jungs schon vor dem Elfmeterschießen gesagt: Was wir hier gemacht haben, ist überragend. Klar, im ersten Moment sind sie niedergeschlagen. Aber wir gehen hier als Gewinner raus, nicht als Verlierer. Ich bin rundum glücklich. Ich hätte gerne die Goldene gehabt und die Jungs auch, aber was wir geleistet haben, war toll."

Aufstellung Deutschland: Horn - Toljan, Ginter, Süle, Klostermann - S. Bender - Brandt, L. Bender (67. Prömel), Meyer, Gnabry - Selke (76. Petersen).

Aufstellung Brasilien: Weverton - Zeca, Marquinhos, Rodrigo Caio, Douglas Santos - Walace, Renato Augusto, Neymar - Gabriel Jesus (96. Rafinha), Gabriel Barbosa (70. Felipe Anderson), Luan.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Hrubesch setzt in seinem 4-1-4-1-System auf die gleiche Elf wie schon beim 2:0-Sieg im Halbfinale gegen Nigeria. Auch bei Brasilien gibt es keine Änderung im Vergleich zum 6:0-Erfolg gegen Honduras.

11.: Latte! Erste dicke Chance für Deutschland. Brandt zirkelt den Ball aus halblinker Position aus 18 Metern in Richtung brasilianisches Tor. Der Ball klatscht an die Latte und von da aus zurück ins Spielfeld. Dusel für die Selecao.

27.: 1:0, Neymar: Ginter foult Neymar, es gibt Freistoß. Der Superstar übernimmt das selbst und zieht aus gut 20 Metern halblinker Position grandios ab. Der Ball berührt links oben noch die Latte und geht von da aus ins Tor, Horn ist chancenlos. Für den Mann des FC Barcelona ist es der vierte Turniertreffer.

31.: Doppel-Chance zum Ausgleich. Erst wird ein Freistoß von der linken Seite von Meyer abgefälscht und landet an der Latte. Nach der anschließenden Ecke landet die Kugel erneut bei Meyer, doch sein Schuss von der Strafraumgrenze wird von Keeper Weverton pariert.

35.: Zum dritten Mal die Latte - das gibt's doch nicht. Erneut erhält Deutschland einen Freistoß, wieder bringt Meyer die Kugel mit viel Effet zur Mitte, wo Sven Bender im Fallen köpft und Aluminium trifft.

59.: 1:1, Meyer: Da ist der Ausgleich. Brandt leitet den Ball auf Toljan weiter, der spielt von der rechten Seite flach in den Sechzehner zu Meyer. Der Schalker hält aus etwas mehr als elf Metern direkt drauf und versenkt links unten.

78.: Mann, war das knapp. Neymar vernascht Sven Bender und zieht mit rechts von der Strafraumgrenze ab. Das Spielgerät segelt um Zentimeter links am Pfosten vorbei. Durchatmen!

98.: Da wäre fast die Führung für Deutschland gewesen, obwohl die Selecao auch in der Verlängerung momentan das bessere Team ist. Brandt kommt nach einer Flanke von Petersen aus dem rechten Halbfeld aus elf Metern zum Direktabschluss, setzt den Ball aber etwas zu hoch an. Trotzdem ein starker Abschluss.

106.: Dicke Chance für die Südamerikaner. Neymar spielt einen tollen Pass in den Lauf von Felipe Anderson. Der taucht frei vor Horn auf und schließt ab - doch der Kölner pariert ganz stark. Die Luft für Deutschland wird aber immer dünner.

Elfmeterschießen:

1:2 Ginter trifft

2:2 Renato Augusto trifft

2:3 Gnabry trifft

3:3 Marquinhos trifft

3:4 Brandt trifft

4:4 Rafael Alcantara trifft

4:5 Süle trifft

5:5 Luan trifft

Weverton hält gegen Petersen

6:5 Neymar trifft

Fazit: Deutschland hatte in der ersten Halbzeit gleich drei Mal Pech mit Lattentreffern. Da die Brasilianer aber vor allem in der Schlussviertelstunde der regulären Spielzeit und größtenteils in der Verlängerung die bessere Mannschaft waren, geht der Sieg in Ordnung.

Der Star des Spiels: Neymar. Beim 1:7-Desaster im WM-Halbfinale 2014 konnte er verletzungsbedingt nicht mitmischen. Nun hat Neymar seinem Land ein Stück weit den Fußball-Stolz zurückgegeben. Er spielte einige tolle Pässe, verwandelte einen tollen Freistoß und den entscheidenden Elfmeter

Der Flop des Spiels: Davie Selke. Der Angreifer hatte zu keinem Zeitpunkt eine Bindung zum Spiel. Der Leipziger war zwar bemüht, war aber ungefährlich und blieb ohne echten Torschuss. Die logische Konsequenz: Hrubesch wechselte Selke in der 76. Minute aus.

Der Schiedsrichter: Alireza Faghani aus dem Iran und seine beiden Linienrichter Reza Sokhandan und Mohammad Reza Mansouri lagen bei kleineren Entscheidungen teilweise daneben. Insgesamt war das aber ein solider Auftritt ohne groben Fehler.

Das fiel auf:

  • Sven Bender übernahm häufig den deutschen Aufbau. Der Dortmunder rückte zwischen die beiden Innenverteidiger und kurbelte von da aus das Spiel an. Die beiden Außenverteidiger standen hoch und machten die Partie breit, in dem sie sich direkt an der Außenlinie platzierten.
  • Der erste Lattentreffer der deutschen Mannschaft hatte für Brasilien Signalwirkung. Das Team von Coach Rogerio Micale störte nun extrem früh, klaute sich zahlreiche Bälle und zog ein Powerplay auf. Die Führung durch Neymar nach einem ruhenden Ball war deshalb auch absolut verdient. Nach dem Tor kam Deutschland aber wieder gut ins Spiel.
  • Brasilien hatte in den ersten 45 Minuten, die insgesamt einen hohen Unterhaltungswert hatten, mehr vom Spiel und damit auch mehr Ballbesitz. Es fehlte aber sehr häufig die Zielstrebigkeit. Deutschland hatte zwar seine Schwierigkeiten, bekam aber viel mehr klarere Chancen. Die Gastgeber machten mit dem einzigen Schuss, der auch tatsächlich auf den Kasten kam, ihr Tor. Das DFB-Team brachte dagegen vier Versuche auf die Kiste.
  • Lars Bender lief viele Lücken zu, war in den Zweikämpfen sehr präsent und sorgte sogar noch für Torgefahr. Kurzum: Der Leverkusener machte eine gute Partie. Allerdings tat er sich in einem Zweikampf mit Neymar weh und musste wenig später angeschlagen für Grischa Prömel vom Feld.
  • Deutschland wirkte in der Schlussphase der regulären Spielzeit völlig platt und verlor viel zu schnell die Bälle. Die Brasilianer schlugen aber lieber immer noch einen Haken, anstatt zum Abschluss zu kommen. So rettete sich die DFB-Elf in die Verlängerung.

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