Russland-Frage: Bach unter Druck

SID
Thomas Bach will auf die CAS-Entscheidung warten
© getty

Der Druck auf IOC-Präsident Thomas Bach in der Russland-Frage wächst. Noch vor der Veröffentlichung des McLaren-Berichts am Montag über die russischen Doping-Vergehen bei Olympia 2014 in Sotschi sollen mindestens zehn Nationale Anti-Doping-Agenturen - darunter auch die NADA in Deutschland - den Ausschluss Russlands von den Olympischen Spielen in Rio (5. bis 21. August) fordern. Das berichtet die New York Times.

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"Ja, das stimmt. Wir werden den Brief unterzeichnen", sagte Vorstand Lars Mortsiefer von der deutschen NADA in Bonn am Sonntag dem SID. "Das sind wir den sauberen Sportlern schuldig. Wenn man wie wir 24 Stunden am Tag gegen Doping kämpft, kann man nicht anders handeln", machte Mortsiefer klar.

Der Brief mit der Ausschluss-Forderung soll direkt nach Bekanntgabe des Reports an das IOC verschickt werden. Auch rund 20 Athletenverbände haben sich angeschlossen. Joseph de Pencier, Chef des Instituts für Nationale Anti-Doping-Agenturen, hatte alle Mitglieder am Freitag aufgefordert, einen entsprechenden Antrag zu unterzeichnen.

"Es scheint sehr wahrscheinlich, dass der Bericht einen der größten Dopingskandale der Geschichte mit Beteiligung der russischen Regierung an einer massiven Verschwörung gegen den sauberen Sport bestätigt", schrieb de Pencier und stellte klar: "Das wird der Wendepunkt im Kampf für einen sauberen Sport sein."

Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur USADA und einer der Initiatoren des Briefs an das Internationale Olympische Komitee (IOC), meinte: "Wir gehen grundsätzlich nicht von dem Schlimmsten aus und hoffen, dass es kein staatlich gesteuertes Dopingprogramm gegeben hat. Aber wenn wir uns nicht auf alle Optionen vorbereiten, dann erfüllen wir im Kampf um den sauberen Sport unser Versprechen nicht."

Hilfe des Geheimdienstes

Tygart stieß mit der Ankündigung des Briefs bei den IOC-Verantwortlichen auf großes Unverständnis. "Ich bin geschockt und betroffen", sagte Patrick Hickey, Mitglied des Exekutiv-Boards des IOC. Der Ire, auch Präsident der Europäischen Olympischen Komitees (EOC), meinte: "Solche Störungen vor der Veröffentlichung des Berichts sind total gegen international übliche Verfahren und untergraben die Integrität und Glaubwürdigkeit des Reports."

Auch die russischen Verantwortlichen reagierten mit Kopfschütteln. "Ich denke, es ist eigenartig, dass Leute so einen Brief schreiben", sagte Natalia Schelanowa, Beraterin des russischen Sportministers Witali Mutko: "Wie können diese Leute zu solchen Erkenntnissen kommen, ohne dass der Report veröffentlicht wurde. Es soll wohl Druck ausgeübt werden."

Der Report des kanadischen Anwalts Richard McLaren untersucht die schweren Doping-Vorwürfe gegen Russland bei den Winterspielen 2014 am Schwarzen Meer. Mit Hilfe des Geheimdienstes sollen Doping-Proben manipuliert worden sein. Nach Aussage von Whistleblower Gregori Rodtschenkow sollen Dutzende russische Athleten gedopt an den Start gegangen sein - darunter 15 Medaillengewinner.

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