London hat sich mit einer langen, musikalischen Party von den Olympischen Spielen und den Athleten aus aller Welt verabschiedet. Es war ein fröhlicher Abend, der nicht an das rasante und bildgewaltige Geschichtenerzählen aus der Eröffnungsfeier anschloss. Stattdessen hieß es weniger Inszenierung, mehr Rock 'n' Roll und Pop mit dem Who is who der britischen Popkultur-Geschichte.
Zu den Auftritten der Kinks, The Who, von Madness, aber auch Annie Lennox, den Pet Shop Boys, George Michael, Noel Gallagher und Helden von heute tanzten die Athleten ebenso wie Zuschauer und VIP-Gäste. Den Gag mit den Spice Girls in den Outfits von 1995 fanden wir verzichtbar. Großer Sport hingegen: Jesse Js Auftritt mit Queen-Legende Brian May.
Der Tag zum Nachlesen im Ticker
Überrascht stellten wir fest: Auch Ariane Friedrich marschierte fröhlich mit dem deutschen Team ein, sogar Schwimmer wurden gesichtet. Was genau die da feierten, wissen wir leider nicht. Viel wichtiger aber: Matthias Steiner ist nach seinem fürchterlichen Unfall wieder fit, auch er war mittendrin im Gewusel der hellblauen Joppen und merkwürdigen Strohhüte.
Die sollten die Jungs und Mädels besser im Gepäck haben, wenn es 2016 an den Zuckerhut geht. Wobei die 31. Olympischen Sommerspiele ja wohl mitten in den brasilianischen Winter fallen. Eine Frage, die Überraschungsgast Pele in London locker hätte beantworten können. Die Fußball-Legende war Teil der Präsentation Rios, inmitten feuriger Samba-Tänzer und Capoeira-Künstler.
Sportliche Entscheidungen fielen übrigens auch noch an diesem 16. Olympia-Tag. Höhepunkt war ein Olympiasieg, der in den Wettbüros keine Kohle einbrachte: Das Dream Team lieferte wie erwartet auch im Finale ab, doch Respekt für die Spanier, ein Spaziergang wurde es für die USA nicht. Navarro, Gasol und Co. machten es unfassbar spannend.
Die Entscheidungen des Tages
Wettbewerb | Entscheidung |
Basketball, Männer | Mission erfüllt: Gold für Dream Team |
Boxen, Männer, Fliegengewicht | Zweites Gold für Kuba |
Boxen, Männer, Leichtgewicht | Lomaschenko setzt sich durch |
Boxen, Männer, Weltergewicht | Sapijew verdirbt britische Party |
Boxen, Männer, Halbschwergewicht | Kampfrichterentscheid für Russland |
Boxen, Superschwergewicht | Joshua lässt Team GB jubeln |
Handball, Männer | Frankreich wiederholt Gold von 2008 |
Leichtathletik, Marathon, Männer | Kiprotich düpiert Kenianer |
Moderner Fünfkampf, Frauen | Rabenschwarzer Tag für Lena |
Radsport, Mountainbike, Männer | Tscheche vorn, Fumic nur 7. |
Rh. Sportgymnastik, Gruppe | Russinnen mit 4. Titel in Folge |
Ringen, Männer, 66 kg | Japaner Yonemitsu triumphiert |
Ringen, Männer, 96 kg | Varner gewinnt Gold für die USA |
Volleyball, Männer | Russland dreht hochklassigen Krimi |
Wasserball, Männer | Kroatien erstmals Olympiasieger |
Mann des Tages: Tsepo Ramonene
Chapeau, Tsepo! Der Mann aus Lesotho hat den Olympischen Marathon durch die Londoner City auf Rang 85 beendet. Nach 2:55:54 Stunden war Ramonene der letzte Starter, der das Ziel erreichte. Anders als 20 Athleten, die vorher ausstiegen. Wir gratulieren zum Durchbeißen!
Frau des Tages: Prinzessin Kate
Sie hat ihren ganz persönlichen Olympischen Marathon absolviert. Nach 16 pickepackevollen Tagen ist es nun geschafft. Präsentieren hier, Anfeuern da, Jubeln dort - Kate machte immer eine gute Figur. Der Ausstatter von Team GB soll, so heißt es, durch Model Kate deutlich mehr Umsatz machen, als durch alle 29 britischen Olympiasiege zusammen. Bei der Abschlussfeier wirkte sie an der Seite von Prinz Harry vielleicht ein klein wenig müde. Wir verzeihen ihr das, auch unsere Reserven gehen zur Neige.
Vor dem Auftanken recherchieren wir aber noch, wo sich William an diesem Sonntagabend rumtrieb...
Sprüche des Tages:
"Keine Spur von Usain Bolt und den schwedischen Handballerinnen. Hmm." (Rick Broadbent von der "Times" twittert von der Abschlussfeier)
"Die schwedischen Handballerinnen sind aufgetaucht. Oh nein, wartet, es sind die Spice Girls." (Rick Broadbent, zum Zweiten.)
"Thanks for the warm-up." (Ein britischer TV-Sender wirbt nahe des Olympiaparks mit einem Plakat für die Paralympics, die am 29. August in London beginnen)
"Das war's für mich. Ich höre auf. Ich bin sehr glücklich. Es war toll, hier dabeigewesen zu sein." (Kobe Bryant gibt nach dem Olympiasieg seinen Rücktritt aus dem Dream Team bekannt)
"Ich gehe jeden Abend mit meiner Familie aus und bin betrunken wie ein Stinktier. Ihr werdet es heute Abend sehen, ich komme erst um sechs Uhr in der Früh zurück. Ihr könnt alle mit mir ausgehen." (US-Trainer Mike Krzyzewski auf die Frage eines Journalisten, ob die beim Turnier auf ganzer Linie überlegenen amerikanischen Basketballer ihn überhaupt brauchen)
"Das Raumschiff Gold setzt endlich auf der Erde auf." (Im ARD-Rückblick auf den Wettkampf von Robert Harting wird deutlich, dass Olympia auch bei den Menschen im Mediencenter an der Kondition nagt)
Zahlen des Tages:
2 Matchbälle vergaben Brasiliens Volleyballer beim Stand von 25:19 und 25:20 gegen Russland im dritten Satz, ehe sie das Match noch mit 27:29, 22:25 und 9:15 abgaben.
3 Marathonläufer mit dem Nachnamen Kiprotich gingen in London an den Start. Stephen aus Uganda wurde Olympiasieger, Wilson aus Kenia holte sich Bronze ab. Der dritte Kiprotich im Feld, Abraham aus Frankreich, machte dem Namen keine Ehre, stieg zwischen Kilometer 15 und 20 aus.
10:45 Minuten Rückstand hatte Tsepo Ramonene als 85. des Marathons auf den 84., Augusto Soares aus Ost-Timor.
19 überragende Punkte steuerte Spaniens Juan Carlos Navarro in der ersten Hälfte des Basketball-Endspiels zum 58:59-Zwischenstand gegen das Dream Team bei.
44 Medaillen hat Deutschland gesammelt, nur mal so zur Relation: Die USA, Nation Nr. 1 im Medaillenspiegel, hat 46 Goldene auf dem Konto.
47:53 Minuten vergingen zwischen dem Olympiasieg Kiprotichs bis zum Zieleinlauf von Ramonene.
4000 Statisten rockten neben Topmodels und Musik-Superstars die Abschlussfeier.
Name des Tages: Zidane
Keine Sorge, Zinedine ist nicht Schuld am miesen Abschneiden unserer Gold-Lena von 2008. Dafür hat ein gleichnamiger Wallach dazu beigetragen. Zidane bescherte Lena Schöneborn den 29. Platz im Reiten. Dass es schon im Fechten und Schwimmen alles andere als rund gelaufen war, das können wir Zidane aber nicht anlasten. Nach dem "Biathlon" ging es für Schöneborn dann ohne den Wallach auch nur noch nach vorn auf Rang 15.