"Eine Ehre diesen Druck zu haben"

SID
Mark Cavendish nach der Tour de France mit Töchterchen Delilah auf dem Arm
© Getty

Der Auftrag ist an Deutlichkeit nicht zu übertreffen. Ein ganzes Land erwartet von ihm nichts weniger als die erste Goldmedaille für die britischen Gastgeber bei den Olympischen Spielen in London. Wenn am Samstagnachmittag das Straßenradrennen direkt vor dem Buckingham Palace endet, soll es der König der Sprinter richten.

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Die Rede ist von Mark Cavendish, dem aktuellen Weltmeister, der diese Situationen liebt: "Es ist eine Ehre, diesen Druck zu haben. Das zeigt doch, dass ich einiges richtig gemacht habe."

Richtig gemacht hat er in der Tat sehr viel. Zuletzt erst am Sonntag auf den Champs Elysees, als er auf der Schlussetappe der Tour de France noch einmal seine ganze Klasse gezeigt und den Rivalen um Andre Greipel und Co. mit einem langen Sprint nicht den Hauch einer Chance gelassen hatte.

Es war sein dritter Etappensieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt und der 23. in fünf Jahren. Längst geht es nicht mehr um die Frage, ob der Mann von der Isle of Man den Rekord von "Kannibale" Eddy Merckx (34 Etappensiege) knackt, sondern vielmehr wann es so weit sein wird.

Doch die Tour spielt in diesem Jahr nur eine untergeordnete Rolle, hat er doch seit Wochen und Monaten nur den 28. Juli im Kopf. "Es ist fast kein Tag vergangen, an dem ich nicht an Olympia gedacht habe. Diese Chance erhält man nur einmal im Leben", sagt Cavendish, der mit dem olympischen Motto 'Dabeisein ist alles' nicht viel anzufangen weiß.

"Ich will von allen der Beste sein und so nah wie möglich an die Perfektion herankommen. So war ich schon als Kind. Ich musste im Rechtschreiben gewinnen, im Allgemeinwissen und ich musste im Fußball natürlich dem A-Team angehören."

Vergleich mit Barcelona

Das ist ihm meist auch gelungen, und so ist die Erwartungshaltung riesengroß. Das weiß Cavendish und vergleicht sich ein wenig mit dem Starensemble des FC Barcelona. Es sei keine große Sache, wenn Barcelona gewinnt. Die Nachricht sei eher, wenn sie es nicht tun.

Bei ihm sei es ähnlich, mit einem Unterschied: "Im Fußball spielt eine Mannschaft gegen eine andere. Ich kämpfe gegen 200 Radprofis."

Es ist Cavendishs Selbstverständnis, dass er sich mit Barcelona vergleicht. So ist auch auf der Internetseite zu lesen: "Schnellster Mann auf zwei Rädern. Fakt." Fakten hat er schließlich reichlich geschaffen.

Seit seinem Profidebüt im Jahre 2007 beim Team Telekom hat der 27-Jährige 36 Etappen bei den großen Rundfahrten gewonnen, er ist mehrmaliger Weltmeister auf Bahn und Straße, und, und, und. Nur der Olympiasieg fehlt ihm noch.

"Es geht um die richtigen Berechnungen"

"Olympia ist nicht ein Rennen, wie jedes andere. Aber man muss es so angehen, als ob es ein gewöhnliches Rennen wäre. Es sind 260 Kilometer und es geht darum, die richtigen Berechnungen anzustellen, die einen in die beste Position bringen, um am Ende als Erster die Ziellinie zu überqueren", erklärt Cavendish und fügt hinzu: "Ich mag es nicht, in einer Position zu sein, wo etwas schiefgehen kann."

Der Perfektionist will alles unter Kontrolle haben. Auch privat, wo seine Freundin Peta Todd, ein Glamour-Model, vor vier Monaten Töchterchen Delilah zur Welt gebracht hat. "Die Sachen die ich kontrollieren kann, habe ich kontrolliert. Im November war das Kinderzimmer fertig, vor Weihnachten die Garderobe. Und bis sie drei Jahre alt ist, braucht sie keine Klamotten mehr", sagt der "Manxman".

Alles hat er aber dann doch nicht im Griff. "Ich bin nicht glücklich darüber, dass meine Tochter die Angewohnheit hat, ihr Kleid zu heben", twitterte Cavendish jüngst.

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